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»Große Theorien werden oft durch ein schmutzige kleine Tatsache zu Fall gebracht!« T. H. Huxley
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Über eine interessante die Menschheits- und Naturgeschichte vereinigende Theorie
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Altägyptische Wandmalerei aus dem Grab des Senenmut, der ein hoher Staatsbeamter im Neuen Reich unter der
regierenden Pharaonin Hatschepsut war. Sie wird üblicherweise als astronomischer Kalender interpretiert.
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Die Schulwissenschaft hat hohe Mauern zwischen der Erforschung des Kosmos und dem kollektiven Gedächtnis der
Menschheit errichtet, das sich in Mythen, Kulten, Kunstwerken oder auch sakralen Bauten niedergeschlagen hat.
Sie hat sich damit in eine erkenntnistheoretische Sackgasse manövriert, weil die Entstehung der menschlichen
Zivilisationen (und schlussendlich auch unseres Bedürfnisses die Welt zu erforschen) eng mit der jüngeren
Naturgeschichte der Erde verknüpft ist. Es bedarf daher keiner strikten Trennung von geistes- und
naturwissenschaftlicher Forschung, sondern interdisziplinärer Projekte, in denen das kulturelle Erbe
der Menschheit daraufhin analysiert wird, inwieweit darin terrestrische oder extraterrestrische Ereignisse
überliefert sind. Einen sehr interessanten Ansatz für solch eine vereinigende Theorie hat der Amerikaner
Michael E. Davias entwickelt.
Davias ist davon überzeugt, dass weite Teile der Erdoberfläche in den letzten 15.000 Jahren durch
eine Serie von Kometenimpakten umgestaltet wurden. Kometen bestehen zu einem großen Teil aus gefrorenen
Wasser und mineralischen Stäuben, also Substanzen, die überall auf der Erdoberfläche vorkommen.
Wenn wasserreiche Kometen mit einem flachen Eintrittswinkel und relativ niedriger Geschwindigkeit
in die Erdatmosphäre eindringen, führt dies nicht zu den normalerweise für Metall- und Felsimpaktoren
typischen kreisrunden Kraterbildungen, sondern zu eher gewöhnlichen geomorphologischen Strukturen, die
von der klassischen Geologie nicht mit kosmischen Einwirkungen, sondern mit glazialen, fluviatilen oder
äolischen Bildungen in Zusammenhang gebracht werden, zumal auch üblichen Impaktindikatoren wie Iridium
oder Nanodiamanten fehlen.
Einerseits haben diese Kometenimpakte verheerende Schäden auf der Erdoberfläche angerichtet, ja ganze
Faunen und Kulturen vernichtet, andererseits haben sie durch ihre stofflichen Einträge auf die
Erdoberfläche aber auch Umweltmilieus geschaffen, die das Wachsen von Zivilisationen begünstigten.
Von unseren Vorfahren wurden die am Sternenhimmel oder in der Erdatmosphäre sichtbaren Erscheinungen
als äußerst beunruhigende und bedrohliche Umwälzungen wahrgenommen, die in mündlichen, schriftlichen
oder auch künstlerischen Überlieferungen ihren Niederschlag gefunden haben. So können wir heute in
Legenden und Mythen lesen, dass am Himmel Götterkämpfe stattgefunden haben, Götter geboren oder gestürzt
wurden, aber auch dass auf der Erde ganze Landstriche hinweggefegt oder überschwemmt wurden und die Welt
in jahrelange Finsternis versank.
Als Quelle der wiederholten Impakte identifiziert Davias den Tauriden-Komplex. Die Tauriden sind ein
periodischer Meteorstrom, der im November1) von der Erdbahn gekreuzt wird. Er ist vermutlich aus
den Überresten eines riesigen, zu Beginn des Holozäns in mehrere Fragmente zerbrochenen Kometen
entstanden, dessen größtes heute noch existierendes Fragment, der Komet 2P/Encke ist. Einige der
ursprünglichen Fragmente wurden von der Erde, wenn sich ihre Bahn mit dem Tauridenstrom kreuzte,
eingefangen und in eine elliptische Umlaufbahn gezwungen. Bei den wiederholten Annäherungen an die
Erde kam es dann beim Überschreiten der Roche-Grenze zu einer weiteren Fragmentierung der eingefangenen
Bruchstücke und schließlich zu terminalen Einschlägen. Ein erheblicher Teil der u. a. aus Sand, Lehm
und Wasser bestehenden Masse des ursprünglichen Tauriden-Kometen müsste daher auf Erdoberfläche abgelagert
worden sein.
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Fotomontage des unteren rechten Ausschnitts der Wandzeichnung
mit einem Foto des fragmentierten Kometen Shoemaker Leavy 9.
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Davias hat auf seiner Website Perigee: Zero
(Erdnähe: Null) an einer verblüffenden Fotomontage gezeigt,
wie eine solche katastrophale Ereigniskette, die durch Kometenfragmente ausgelöst wurde, die von der
Erde in eine orbitale Umlaufbahn gezwungenen wurden, von den damaligen Augenzeugen bildlich dargestellt
wurde. Dazu hat er einen Ausschnitt aus einer altägyptischen Wandmalerei mit einem leicht manipulierten
Photo des fragmentierten Kometen Shoemaker Leavy 9
kombiniert. Die Wandmalerei stammt aus dem Grab eines
hohen Staatsbeamten und Baumeisters in der Zeit des Neuen Reiches und wird üblicherweise u. a. aufgrund
der 12 Kalenderräder als astronomischer Kalender interpretiert. Intuitiv überzeugt die Idee von Davias,
dass der Aufmarsch der Götter mit den (überwiegend) roten Kugeln auf den Köpfen, den nächtlichen Anblick
eines fragmentierten Kometen darstellt, dessen Bruchstücke auf die Erde zurasen.
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Die vollständige Wandzeichnung zeigt neben zwei Götterzügen zwölf
Kalenderräder, die in jeweils 24 Segmente eingeteilt sind. Die
ungleiche Aufteilung der Kalenderräder über den beiden Zügen erklärt
Davias mit der unterschiedlichen Dauer der Tages- und Nachtsichtbarkeit
eines Kometen, der die Erde auf einer elliptischen Bahn umkreist.
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In der vollständigen Wandzeichnung ist neben dem Götteraufmarsch auf der rechten Seite noch weiterer
Aufmarsch auf der linken Seite zu sehen. Davias glaubt, dass die beiden Züge das Herannahen der Kometenbruchstücke
vor (rechts) und nach (links) dem Umlauf um die Erde darstellen. Der Götterzug auf der rechten Seite wird durch
ein Nilpferd-Mischwesen angeführt, das durch seinen aufrechten Gang hünenhaft bedrohlich wirkt. Es könnte die
befürchteten Verwüstungen symbolisieren, die der Erde von dem Götterzug bzw. den marodierenden Kometenfragmenten
drohen. Der auf der linken Seite dargestellte Götterzug enthält weniger Teilnehmer (und Kugeln) als auf der rechten
Seite. In der hier favorisierten Interpretation der Zeichnung würde dies bedeuten, dass mindestens ein Kometenbruchstück
im Verlauf der Annäherung an die Erde auf deren Oberfläche eingeschlagen ist.2)
Die altägyptische Astronomie verfügte weder über Teleskope noch über Theorien, mit denen sie die überwältigenden
Leuchterscheinungen und die gewaltigen Verwüstungen, die sie auf der Erde anrichteten naturalistisch erklären konnten.
Es blieb den Ägyptern – wie anderen alten Zivilisationen auch – daher nur die Möglichkeit, das außergewöhnliche, sich
periodisch wiederholende Geschehen mythologisch zu interpretieren. Die heutige Naturwissenschaft verfügt zwar über
leistungsfähige Teleskope und naturalistische Theorien, weigert sich aber, das kulturelle Erbe der Menschheit als
bedeutsame Quelle für die Erforschung des Kosmos anzuerkennen. Dieser blinde Fleck (der mit einem Mangel an
wissenschaftstheoretischer Selbstreflexion einhergeht) bewirkt, dass die naturwissenschaftliche Forschung in weiten
Teilen mehr ein Instrument der Verdrängung als der Erkenntnis ist3).
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Das Titelbild der zu Beginn des 13. Jahrhundert in Reims angefertigten Bible moralisée‹ zeigt Gottvater
bei der Erschaffung der Welt, wie er mit einem großen Zirkel Ordnung in das Chaos der Elemente bringt.
Das Bild könnte auch eine Allegorie auf aktualistische Grundüberzeugungen der naturgeschichtlichen
Forschung des späten 19. u. des 20. Jahrhundert sein.
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Das fängt schon mit Charles Darwin an, der als Wegbereiter eines der Aufklärung verpflichteten aktualistischen
Naturalismus und Sargnagel einer der Schöpfungsgeschichte verhafteten katastrophischen Bibelwissenschaft gefeiert
wird. Ganz unverblümt lesen wir auf der letzten Seite seines epochalen Werkes »Über die Entstehung der Arten« eine
fast religiös anmutende Beschwörungsformel: »Da alle lebenden Formen die unmittelbaren Nachkommen derjenigen sind,
die lange vor der kambrischen Epoche lebten, so können wir sicher sein, daß die regelmäßige Aufeinanderfolge der
Geschlechter nie unterbrochen war und daß keine Sintflut die Erde verwüstete. Wir dürfen deshalb auch vertrauensvoll
eine Zukunft von riesiger Dauer erhoffen«. Diese Hoffnung ist – und dafür gab es damals schon genügend Indizien – eine
gefährliche Täuschung, weil das Leben (zumindest das mehrzellige) auf unserem Planeten mehrmals einer vollständigen Auslöschung
nur knapp entgangen ist.
Ohne Frage knüpft auch die der Aufklärung verpflichtete naturwissenschaftliche Forschung an religiöse oder quasireligiöse
Vorstellungen an. Sie ging – wie Darwin dies noch deutlich formulierte – davon aus (und sie tut dies in weiten Teilen
noch immer), dass die Erde eine weise Konstruktion ist, die nach einem vorgegebenen (göttlichen) Plan ohne weitere
übernatürliche Eingriffe auf Selbsterhaltung angelegt ist. Mit dieser Grundüberzeugung hat Darwin die naturgeschichtliche
Forschung um mindestens 150 Jahre zurückgeworfen. Heute ist weithin akzeptiert, dass das Ende vieler erdgeschichtlicher
Perioden von verheerenden extraterrestrisch verursachten Massensterben begleitet war. Und auch für die jüngere Naturgeschichte
mehren sich die Hinweise auf gewaltige Umwälzungen kosmischen Ursprungs, die nicht ohne Einfluss auf die Gestalt der Erdoberfläche
und die Entwicklung der Zivilisationen geblieben sein können. Eine naturgeschichtliche Forschung, die sich diesen Indizien und
solcher Theoriebildung kategorisch verschließt, muss ein Nachbild gläubigen Schauens bleiben.
Anmerkungen
1) Bei klarem nächtlichen Novemberhimmel beglücken uns die Tauriden heute mit Sterneschnuppenströmen. Dass dies nicht
immer so harmlos war, scheint sich Monat November zu überliefern, der aufgrund seiner vielen Trauertage auch Totenmonat
genannt wird: Allerseelen, Buß- und Bettag, Totensonntag und Volkstrauertag.
2) Der in der oberen Mitte der Zeichnung dargestellte, von einem Herrscher torpedierte Stier kann als Hinweis auf
die Herkunft der Götterzüge bzw. Kometenfragmente interpretiert werden. Auch der Radiant des
Tauriden-Sternschnuppenstroms (perspektivischer Punkt am Himmel, von dem die Sternschnuppen scheinbar
ausstrahlen) liegt im Sternbild Stier (Taurus)!
3) Der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen, dass es seit einigen Jahren einen randständigen,
sich »Geomythologie« nennenden Forschungszweig gibt. Er knüpft allerdings nicht an den umstrittenen
Psychiater und Altertumsforscher Immanuel Velikovsky (1895-1979) an, der als erster einen Zusammenhang
zwischen alten Überlieferungen und kosmisch verursachten Naturkatastrophen gesehen hat. Der Geomythologie
gelang es, in den heiligen Hallen der Naturwissenschaft Fuß zu fassen, weil viele alte Überlieferungen
genau dort von Naturkatastrophen, wie z. B. Vulkanausbrüchen, Erdbeben oder Tsunamis berichten, wo sie
heute real vorkommen oder drohen. Die geomythologische Forschung hat sich u. a. zum Ziel gesetzt, eine
klaffende Wunde in der naturwissenschaftlichen Katastrophenforschung zu schließen. Die besteht darin,
dass die Leute in Sachen Naturkatastrophenvorsorge oft besser daran tun, die Legenden und Mythen ihrer
Vorfahren zu studieren als naturwissenschaftliche Bulletins zu lesen.
G.M., 21.08.11
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Ernst Mayr – Ein evolutionsbiologisches Denkmal bröckelt
Während die orthodoxen Evolutionisten der AG Evolutionsbiologie ihre Energie damit vergeuden, in einer Art ›Donquichotterie‹ dagegen
anzukämpfen, dass die Kreationisten »Einfluss auf Schule und Universität gewinnen«, scheint ihnen verborgen zu bleiben, dass ihr
evolutionsbiologisches Denkmal »Ernst Mayr« bröckelt. Selbst die eher konservative Naturwissenschaftliche Rundschau (10/2006)
hat zwischenzeitlich darüber berichtet, dass Ernst Mayrs »bahnbrechenden Arbeiten zur Entstehung der Vogelfaunen im Pazifik« offenbar
eine Reihe falscher Annahmen zu Grunde liegen. Mayr war aufgrund von taxonomischen Untersuchungen, die sich auf traditionelle Merkmale
wie Gefiederfärbung, Schnabelformen und biogeographische Daten stützten, zu der Auffassung gelangt, dass die südpazifischen
Inselketten »downstream« von den Kontinenten her besiedelt worden seien. Die Inselketten seien ausgehend vom australischen und neuguineischen
Festland in aufeinander folgenden Wellen trittsteinartig von einer Insel zur nächsten kolonisiert worden (»series of ›stepping-stone‹ dispersals
from one island to the next«). Mayr schloss daraus, dass es keine eigenständige polynesische Avifauna geben dürfe und Inseltaxa immer
Schwestergruppen zu auf Kontinenten vorkommenden Taxa sein müssten.
Eine kritische Prüfung von Mayr klassischen Arbeiten über die Monarchidae (Familie von Fliegenschnäppern), die sich nicht auf traditionelle
biogeographische und morphologische, sondern auf moderne molekulargenetische Daten stützte kam nun zu einem ganz anderen Ergebnis. Die weitaus überwiegende
Zahl der endemischen Inselarten des Fliegenschnäppers ist das Ergebnis einer einzigen Radiation, die fast jede pazifische Inselkette mit einschließt und
nicht wie Mayr annahm, wiederholter, jeweils von den Kontinenten ausgehender, trittsteinartiger Invasionen und damit in Zusammenhang stehender
Artbildungen. Auch Mayrs aus theoretischen (Genpotenzial) und empirischen (Aussterberaten) abgeleitete Vorstellung, dass die Inselketten
evolutionäre Sackgassen sind, scheint falsch zu sein. Die neuen, auf molekulare Daten beruhenden Genstammbäume zeigen, dass selbst weit verbreitete
kontinentale Arten von Inselformen abstammen, die aus einer pan-pazifischen Radiation hervorgegangen sind (»upstream«-Kolonisierung). Inselformen
sind damit entgegen der bisherigen Auffassung durchaus in der Lage, im Wettbewerb mit kontinentalen Arten zu bestehen und einen erheblich Beitrag zur
Artenvielfalt zu leisten.
Evolution pazifischer Monarchen in Raum, Zeit und Form: Das phylogenetische Verzweigungsmuster folgt nicht dem erwarteten trittsteinartigen
Besiedlungsmuster von küstennahen zu küstenfernen Inseln. Im Gegenteil die am meisten basale Aufspaltung trennt die Monarch-Fliegenschnäpper in eine westliche und
östliche Gruppe. Manche Inselformen haben sogar sekundär wieder die Kontinente (Australien u. Neuguinea) besiedelt.
Mayrs Interpretation der Entstehung der Vielfalt der pazifischen Avifauna hat seine und damit auch die allgemeine Theorie zur Entstehung von Inselfaunen
stark beeinflusst. Bereits vor 60 Jahren hatte Mayr in seinem landmark book »Systematics and the origin of Species from the Viewpoint of a zoologist« die
Universalität der allopatrischen Artbildung zum Paradigma erhoben. Aufgrund der neuen molekulargenetischen Daten muss daher nicht nur die Artentstehung und Taxonomie
der pazifischen Vogelfauna, sondern auch die generelle Theorie der Evolution neu überdacht werden. Mayr hat fast bis zu seinem Lebensende die Auffassung
vertreten, dass neue Arten (inklusive höherer Kategorien) nur durch geographische Isolation von Populationen entstehen können. Indizien, die diese Universalität in
Frage stellten, wurden von Mayr stets als nicht stichhaltig zurückgewiesen oder ignoriert. Erst 1999 hat Mayr eingestanden, dass er sich teilweise
geirrt hat und dass die sympatrische Artbildung offenbar bei Süßwasserfischen sehr verbreitet ist. Einschränkend hat er aber gleich
hinzugefügt: »I do not know of a single case in terrestrial vertebrates that is better explained by sympatric than by geographic speciation". Auch diese Einschätzung
steht aufgrund der neuen molekulargenetischen Daten auf dem Prüfstand.
Literatur
Edwards, Scott V., Kingan, Sarah B., Calkins, Jennifer D., Balakrishnan, Christopher N., W. Jennings, Bryan, Swanson, Willie J. & Sorenson, Michael D. (2005): Speciation in birds: Genes, geography, and sexual selection. – In: PNAS 102, 6550–6557
Filardi, Christopher E. & Moyle, Robert G. (2005): Single origin of a pan-Pacific bird group and upstream colonization of Australasia. – In: Nature 438, 216-219
Mayr, Ernst (1999, zuerst 1942): Systematics and the Origin of Species from the Viewpoint of a Zoologist; with a new introduction by the author. – Harvard University Press
Woog, Friederike (2006): Radiation der Vogelfauna im Pazifik. – In: Naturwissenschaftliche Rundschau 59 (10), 558 - 560
G.M., 25.11.06
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Synthetische Theorie – Friendly Fire
Prof. Dr. Günter Theißen, Inhaber des Lehrstuhls für Genetik an der Friederich-Schiller-Universität Jena, hat
in der Zeitschrift »Theory in Biosciences« einen denkwürdigen Artikel
veröffentlicht. Schon der Name des Artikels »The proper place of hopeful monsters in evolutionary biology« nährt
die Hoffnung, dass wir es hier nicht mit einer der üblichen evolutionsbiologischen Publikationen zu tun haben. Das dies so ist,
wird bereits in der Einführung deutlich, die mit »Navigating evolutionary biology through the Skylla of gradualism and the
Charybdis of intelligent design« übertitelt ist. Nach diesem mythischen Bildnis ist die Evolutionsbiologie – wie Odysseus in d
er Meerenge von Messina – von zwei Übeln bedrängt ist, denen sie kaum entrinnen kann: Auf der einen Seite der »Gradualismus« als
sechsköpfiges Seeungeheuer (Skylla) und auf der anderen Seite »Intelligent Design« als gefährlicher Meeresstrudel (Charybdis).
Endlich ein Autor, der keinen Hehl daraus macht, dass sich die Evolutionsbiologie derzeit in einem äußerst schwierigen Fahrwasser bewegt.
Damit hebt sich Theißen erfreulich von den Verlautbarungen des Vorsitzenden der AG Evolutionsbiologie, Ulrich Kutschera, ab, der
keine Gelegenheit auslässt, zu betonen, dass es in der Biologie keine Debatte über die Evolution gibt.
Theißen stellt unmissverständlich klar, wo der Hund vergraben liegt: Es gibt derzeit keine zufriedenstellende Theorie, die erklären könnte,
wie die Komplexität und die Diversität des Lebens entstanden ist. Und weiter: Die Ablehnung von Intelligent Design und anderen kreationistischen
Schöpfungsmodellen basiert nicht auf der umfassenden Erklärungskraft einer existierenden evolutionären Theorie, sondern in erster Linie auf dem
erkenntnistheoretischen Ansatz, dass die Biologie – ebenso wie die anderen Naturwissenschaften – eine naturalistische Disziplin ist, in der ein
Einfluss übernatürlicher Phänomene negiert wird. Aus diesen grundsätzlichen Vorbehalten gegen supranaturalistische Erklärungsansätze folgt
allerdings nicht, dass Intelligent Design fruchtbare Forschungsprogramme oder sogar kraftvolle Hypothesen zu bieten hätte. Vielmehr besteht die
Stärke der Kreationisten in der Schwäche der Evolutionisten. Theißen begründet auch, warum diese Schwäche in der Evolutionsbiologie so
wenig thematisiert wird: »It is dangerous to raise attention to the fact that there is no satisfying explanation for macroevolution. One easily
becomes a target of orthodox evolutionary biology and a false friend of proponents of non-scientifc concepts.«
Nun können wir aber in jedem evolutionsbiologischen Lehrbuch nachlesen, dass a) die Architekten der Synthetischen Evolutionstheorie das Rätsel
der Artbildung gelöst haben und b) diese Theorie bis heute die einzige allgemein akzeptierte und durch zahlreiche Fakten untermauerte kausale Erklärung
für den evolutionären Artenwandel ist. Hier kommt Theißen zu einem ganz anderen Resümee: »Despite all its indisputable explanatory power, the
Synthetic Theory has serious shortcomings. The empirical basis of gradualism is weak at best. The most direct view into life’s past on earth is provided
by the fossil record. With its abrupt transitions, however, it provides little evidence for a gradual evolution of new forms«. Und: »In addition to
explanatory deficits the Synthetic Theory also has philosophical shortcomings. By maintaining that evolution must be gradual and that macroevolutionary
patterns can be fully explained by the action of natural selection and adaptation to the environment alone, the Synthetic Theory made over-extended claims,
and hence left the realm of science and developed into an ideology«.
Was Theißen da schreibt, hätte ein Kreationist kaum besser formulieren können: Der Gradualismus hat bestenfalls eine schwache empirische
Basis, weil die geologische Überlieferung, die wohl noch für den unmittelbarsten Einblick in die evolutive Vergangenheit sorgt, das abrupte Aufkommen neuer
Formen dokumentiert. Der grundlegende Evolutionsmechanismus der Synthetischen Theorie, die Anpassung an die Umwelt durch natürliche Selektion,
taugt nicht zur Erklärung der Makroevolution. Und: Mit ihren überzogenen Behauptungen bezüglich der Reichweite des Gradualismus und
der natürlichen Selektion hat die Synthetische Theorie das Feld der Wissenschaft verlassen und sich zu einer
Ideologie entwickelt... Doch Theißen ist kein Kreationist, sondern Inhaber eines Lehrstuhls für Genetik an der Universität Jena – einer Hochburg
von Anhängern der Synthetischen Evolutionstheorie. Darüber hinaus ist er Mitglied der AG Evolutionsbiologie, einer Vereinigung, die sich zum Ziel
gesetzt hat, kreationistische Zweifel an der Evolutionslehre und Unkenntnis über die Erklärungskraft der Synthetischen Theorie zu bekämpfen.
Dieser AG hat Theißen nun quasi selbst ›evolutionären Analphabetismus‹ vorgeworfen. Da fragt sich der staunende Beobachter: Hat ihn bei der
Veröffentlichung dieses Artikels der »Teufel« geritten?
Sicher nicht, denn Theißen ist kein »hopeless monster«, sondern ein gut positionierter Forscher und Herausgeber genetischer Fachzeitschriften.
Bevor er den Lehrstuhl für Genetik an der Universität Jena anvertraut bekam, war er Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung in Köln (MPIZ).
Er arbeitet über den Einfluss floraler homöotischer Gene (sogenannter »MADS-Box-Gene«) auf die Evolution von Wachstums- und Differenzierungsprozessen in
Blütenständen. Von einem gewöhnlichen Evolutionsbiologen unterscheidet Theißen sein ausgeprägtes Interesse an der Entstehung diskontinuierlicher
makroevolutiver Veränderungen. Diese erklärt er nicht wie in der Synthetischen Evolutionstheorie durch eine graduelle Verschiebung von
Genfrequenzen in Populationen, sondern durch Mutationen in homöotischen Genen, also Genen die entwicklungsgenetische Prozesse steuern. Er knüpft
damit an die Ideen des Saltationisten Richard Goldschmidt an, der in Zusammenhang mit dramatischen evolutiven Veränderungen den
Begriff »hopeful monster« prägte. Goldschmidts Ideen wurden über ein halbes Jahrhundert lang abgelehnt und heftig bekämpft.
Inzwischen haben sie durch die moderne evolutionäre Entwicklungsbiologie und ihrer Entdeckung homöotischer Mutanten eine substanzielle Unterstützung erfahren.
Nachtrag: Die Evolutionsbiologie hat sich durch ihr Festhalten am Gradualismus in ein äußerst gefährlich Fahrwasser manövriert.
Theißens Artikel zeigt Wege auf, wie sich die Evolutionsbiologie aus dieser misslichen Lage befreien und wieder gesicherte Gewässer ansteuern könnte.
Um Publizität des Artikels zu erhöhen, habe ich in einem, von Neodarwinisten dominierten Internetforum einige provokante Textpassagen zitiert. Die Reaktionen
schwankten von einer abwiegelnden Relativierung der Brisanz des Artikels (nichts Neues etc.) bis hin zur Andeutung diffamierender Motive für dessen
Veröffentlichung. Angeblich hätte Theißen diesen Artikel geschrieben, um sich dafür zu revanchieren, dass man ihn in 2002 bei dem von der
Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützten Forschungsprojekt »Evolution und Genetik – Alternativtheorien in der Evolutionsbiologie
im 20. Jahrhundert« übergangen habe. Tatsächlich ist der Artikel eine fachkundige Darstellung der Geschichte des »hopeful monster«-Konzeptes und seiner
Wiederbelebung durch die moderne Entwicklungsgenetik. Ferner enthält er eine längst überfällige Abrechnung mit den überholten Dogmen
der Synthetischen Theorie. Kurz: Theißen hat mit seinem provokanten Artikel Wege aufgezeigt, wie das zuvor angeführte Forschungsprojekt
doch noch zu einem Erfolg geführt werden könnte.
Literatur
Theißen, Günter (2005): The proper place of hopeful monsters in evolutionary biology. – Theorie in Biosciences 124 (3-4), 349-369
Ich danke Markus Rammerstorfer für den Hinweis auf Theißens außergewöhnlichen Artikel!
G.M., 25.11.06
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»Ich erinnere mich noch gern daran, als die Bösen noch böse waren. Man brauchte nur auf die andere Seite zu gehen,
damit man zu den Guten kam.« Die Aeronauten
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Dodos Ende – Haupttatverdächtiger überraschend entlastet
Der Dodo ist wohl das weltweit berühmteste Beispiel für eine Tierart, von der man annimmt, dass sie vom Menschen ausgerottet worden ist. Sein
Bekanntheitsgrad ist zwischenzeitlich so groß geworden, dass er als Symbol für menschenverursachtes Aussterben unschuldiger Kreaturen oder
sogar aller ausgestorbenen Tiere schlechthin gilt. Beim Gedanken an den Dodo beschleicht viele Menschen nicht nur Bedauern darüber, dass
vor 300 Jahren eine interessante harmlose Tierart ausrottetet wurde, sondern auch dass aus dieser und vielen ähnlichen Tragödien bis heute
kaum Konsequenzen gezogen wurden. So wurde der Dodo im 20. Jahrhundert zum Bestandteil einer wehmütigen Klage über die Untaten des
Menschengeschlechts, vor allem aber über die Untaten der expandierenden europäischen Zivilisation an einer unschuldig-arglosen Natur.
Er steht tendenziell als Emblem für alle Vergehen und Tragödien dieser Art; er mahnt uns zum Gedenken an unsere Missetaten und ruft zur Umkehr auf.
Damit passt dieser Symbolvogel hervorragend in die fundamentalen Ideen der Naturschutzbewegung des 20. Jahrhunderts, ja er wird zu einer Inkarnation
der Idee des modernen Naturschutzes: Der Mensch – zumal der moderne »westliche« Mensch der technisch-industriellen Zivilisation – zerstört die Natur und damit sich selbst!
Gegenüber einem solchem apokalyptischen Fortschritts- und Zivilisationspessimismus liegen viele Einwände nahe: Erstens gingen die Vorläufer des
Fortschrittsmenschen wirklich schonender mit der Umwelt um – oder standen ihnen einfach nur geringere technische Mittel zur Verfügung? Und
zweitens hat die Natur (die ein Dichter des 19. Jahrhundert trefflich so charakterisierte: »Natur, Maul und Klauen blutig rot«) nicht selber
immer schon in einem viel höheren Maße als der Fortschrittsmensch »ringsumher Grauen des Todes gesät«? So weiß man heute, dass es in der
Erdgeschichte mindestens ein Dutzend größere und kleinere Massensterben (ohne jegliche Beteiligung des modernen Menschen) gegeben hat, bei
denen bis zu 90 % der jeweils vorhandenen Arten vernichtet wurden. Doch damit nicht genug, jetzt sind Hinweise dafür
gefunden worden, dass die Dodo-Population auf Mauritius durch eine Naturkatastrophe nahezu ausgelöscht wurde. Der holländische
Geoforscher Kenneth Rijsdijk hat in einem Sumpfgebiet im Südosten von Mauritius eine außergewöhnlich fossilienreiche Schicht gefunden.
Die fossilen Knochen stammen nicht nur vom Dodo, sondern von einer Vielzahl kleiner und großer Tiere. Dies deutet darauf hin, dass eine Naturkatastrophe
noch vor Ankunft des Menschen einen signifikanten Teil des Dodo-Ökotops ausgelöscht hat. Bei der Naturkatastrophe könnte es sich um ein Zyklon oder
ein plötzliches Ansteigen des Meeresspiegel gehandelt haben.
»Ein sichtlich genervtes Symbol auf der Flucht vor seinen Häschern«
Fazit:
Sicherlich bestehen kaum Zweifel daran, dass der von der Naturkatastrophe verschonte Teil der Dodo-Population direkt oder
indirekt (d. h. durch eingeschleppte Hunde, Schweine, Affen etc.) von europäischen Seefahrern ausgerottet wurde. Der Fund des Dodo-Massengrabes
wirft nun aber doch einige Fragen auf: Gab es zum Zeitpunkt der Ankunft der Europäer überhaupt noch eine überlebensfähige Dodo-Population auf Mauritius?
Wie groß war der Anteil der von Menschen ausgerotteten Dodos an ihrer Gesamtpopulation vor der Naturkatastrophe? Inwieweit haben Naturkatastrophen
bereits vor der Ankunft der Europäer den Dodo-Biotop beeinträchtigt? Solange diese Fragen nicht zufriedenstellend beantwortet sind, muss auch für
den Menschen der europäischen Kolonisation die Unschuldsvermutung gelten. Es sieht so aus, als habe sich ›der europäische Mensch‹ in der Folge seines
unersättlichen ›Sündenstolzes‹ mal wieder vorzeitig zum Täter stilisiert oder stilisieren lassen.
Literatur
Nicholls, Henry (2006): Digging for Dodo. – In: Nature 443, 138-140
G.M., 05.12.06
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»Dodoschädel - Wehmütiges Symbol einer durch den modernen Menschen verstümmelten Umwelt«
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Der Urzeit-Code – Evolution rückwärts…?
Der typische Evolutionsbiologe ist davon überzeugt, dass es dem Darwinismus bzw. seiner Fortführung im Neodarwinismus gelungen ist, die
Entwicklung des komplexen Lebens auf unserem Planeten plausibel zu erklären. Diese Gewissheit baut seit nunmehr über 50 Jahren auf der vermeintlich universellen
Erklärungskraft der Synthetischen Evolutionstheorie auf. Sie besagt, dass kleinschrittige Mutationen und Selektion in Kombination mit räumlicher
Isolation und unendlich viel Zeit der Motor der Evolution sind. Erstaunlichweise lassen sich nur wenige Evolutionsbiologen davon irritieren,
dass die Synthetische Evolutionstheorie im direkten Widerspruch zur geologischen Überlieferung steht. Diese dokumentiert keine stetige Entwicklung,
sondern das abrupte Auftauchen und Verschwinden von komplexen Lebensformen.
Von den Kreationisten wird dieser offensichtliche Widerspruch dankbar aufgegriffen, in dem sie über die Infragestellung der
Erklärungskraft der Synthetischen Theorie den Gedanken der Evolution an sich bezweifeln. Viele Mainstream-Evolutionsbiologen versuchen, solche Kritik
abzuschmettern, indem sie behaupten, dass es in der Biologie keine Debatte über die Evolution gibt. Das stimmt aber nur bezüglich des Phänomens an sich, aber
nicht bezüglich des Mechanismus der Evolution. So räumte erst jüngst ein renommierter Genetiker ein, dass es derzeit keine Theorie gibt, die zufrieden
stellend erklären könnte, wie die Komplexität und die Diversität des Lebens entstanden ist. An moderne entwicklungsgenetische Erkenntnisse anknüpfend,
plädierte er dafür, das Konzept des hopeful monster für die Erklärung makroevolutiver Prozesse zu reaktivieren.
Entgegen den offiziellen evolutionsbiologischen Verlautbarungen gibt es also in der Biologie eine Debatte darüber, welche
Evolutionsfaktoren tatsächlich geeignet sind, die in der geologischen Überlieferung dokumentierten, dramatischen Veränderungen zu erklären.
Diskutiert werden neben Mutationen in homöotischen Genen- oder Genclustern, d.h. DNA-Sequenzen, die entwicklungsgenetische Prozesse steuern, auch die
symbogenetische Ereignisse, d. h. die ›chimäre‹ Verschmelzung von Genomen unterschiedlicher Arten. Völlig ignoriert oder nur
von Außenseitern in Betracht gezogen, wird ein Evolutionsfaktor, auf den ich kürzlich bei der Lektüre des Buches »Der Urzeit-Code« gestoßen bin.
Die erstaunliche Geschichte der Entdeckung und Unterdrückung dieses verblüffenden Evolutionsfaktors wird vom Autor des Buches
dem Journalisten Luc Bürgin wie folgt zusammengefasst:
»Ende der 80er-Jahre gelang den Schweizer Forschern Dr. Guido Ebner und Heinz Schürch
beim Pharmariesen Ciba (heute Novartis) eine sensationelle Entdeckung*): In Laborexperimenten setzten sie Getreide und
Fischeier einem ›elektrostatischen Feld‹ aus – also einem simplen Hochspannungsfeld, in dem kein Strom fließt.
Resultat: Wachstum und Ertrag konnten in diesem so genannten ›E-Feld‹ massiv gesteigert werden – noch dazu ohne
Dünger oder Pestizide! Gleichzeitig wuchsen dabei völlig überraschend ›Urzeitformen‹ heran, die längst ausgestorben sind: Ein Jahrmillionen alter Farn den kein
Botaniker bestimmen konnte (Abb. 3b). Urmais mit bis zu zwölf Kolben pro Stiel, wie er einst in Südamerika spross (Abb. 1). Und ausgestorbene Riesenforellen
mit Lachshaken (Abb. 2).
Pharmariese Ciba patentierte das Verfahren und unterband die Forschung unverzüglich. Warum? Weil ›Ur-Getreide‹ aus dem Elektrofeld schneller und
ertragreicher wächst, resistenter gegenüber Schädlingen ist und weniger Pestizide benötigt als moderne Saatgut-Züchtungen. Die Entdeckung geriet schnell
in Vergessenheit – ohne dass die weltweite Wissenschaftsgemeinde von ihr Notiz nahm. Der Schweizer Mikrobiologe und Nobelpreisträger Prof. Dr. Werner Arber
kommentierte das Ignorieren der Entdeckung wie folgt: ›Ich konnte die Versuchsreihen damals in der Ciba persönlich in Augenschein nehmen und war
wirklich beeindruckt. Seither lässt mich der Gedanke daran nicht mehr los. Ich bin sicher: Irgendwann wird das jemand neu entdecken…‹«
Abb. 1: Der im Elektrofeld gezüchtete Mais zeigt in seiner Morphologie deutliche Abweichungen zu normalen Maispflanzen: Ausbildung mehrerer
kräftiger Stängel sowie eine größere Anzahl am Stängelende statt in den Blattachsen positionierter Kolben (drei bis zu 12 Stück pro Pflanze). Die
Pflanze ähnelte damit dem ›Urmais‹ (Teosinte), wie man ihn heute in Peru noch als Wildform findet.
Abb. 2: »Die Eier herkömmlicher Regenbogenforellen entwickelten sich im Elektrofeld zu einer massiv größeren, ausgestorbenen Wildform, wie sie in
Europa vor rund 150 Jahren verbreitet war. Auffälligste Merkmale im Gegensatz zu heutigen Zuchtforellen: ›Lachshaken‹, ausgeprägte Maserung sowie
eine auffallend rötliche Kiemenfärbung.«
Die Experimente legen den Eindruck nahe, dass es möglich ist, ruhende Erbanlagen mit elektrischen Feldern wieder anzuschalten. Ruhende Erbanlagen sind Gene,
also Bauanleitungen für bestimmte Merkmale oder Funktionen eine Organismus, von denen man annimmt, dass sie irgendwann im Laufe der Evolution nicht mehr
gebraucht und deshalb abgeschaltet wurden. Seitdem – so die Theorie der Schweizer Forscher – würden sie als eine Art Ballast von Generation zu
Generation weitervererbt. Bisher ist man davon ausgegangen, dass genetisch verarmte Zuchtarten nur durch Rückkreuzung mit weniger degenerierten Arten,
d.h. ursprünglicheren Nutzrassen oder Wildformen genetisch aufgefrischt werden können. Die Elektrofeldtechnologie scheint dies zu widerlegen, denn offenbar
können überzüchtete Arten auch durch Keimung in E-Feldern genetisch aufgefrischt werden.
Doch damit nicht genug, die Versuche geben sogar Anlass zu der Hoffnung, dass man nicht nur die Wildformen oder wildformähnliche Lebewesen im E-Feld heranziehen
kann, sondern eventuell sogar bereits ausgestorbene Urformen. Ein gewichtiges Indiz dafür sind die E-Feldversuche mit dem Wurmfarn (vgl. Abb. 3a+b). Der
gewöhnliche Wurmfarn hat gefiederte Blätter, der im Elektrofeld gekeimte, korrigierte dagegen seine ausdifferenzierte Blattform zu einem ungeteilten
Hirschzungen-Phänotyp zurück. Und zwar eine Form, die keinem bekannten Hirschzungentypus zugeordnet werden konnte, sondern an einen, nur als
versteinertes Fossil erhaltenen Jahrmillionen alten ›Urfarn‹ erinnert. Erstaunlicherweise besaß der im E-Feld behandelte Wurmfarn mit 41 Chromsomen
fünf Chromsomen mehr als ein gewöhnlicher Wurmfarn.
Abb. 3a+b: Aus den elektrisch behandelten Sporen eines klassischen gefiederten Wurmfarnes (a) entstand völlig überraschend ein völlig anders
gearteter, botanisch unbestimmbarer Hirschzungenfarn (b), der den Forschern Rätsel aufgab. Untersuchungen zeigten, dass es sich
dabei offensichtlich um einen längst ausgestorbenen ›Ur-Farn‹ handelte.
Die beiden Schweizer Forscher kommentierten ihre Beobachtungen zum Wuchsverhalten des ›Urfarns‹ wie folgt: »Es sieht so aus, als wenn wir durch
die Behandlung im elektrostatischen Feld einen Urfarn erhalten hätten, der sich in den kommenden Jahren wieder mehr und mehr
daran erinnerte, dass er aus einem Wurmfarn entstanden ist. Jedes Jahr sahen die Blätter anders aus, anscheinend hat der Farn die gesamte Evolution in
seinem Wachstum durchlaufen.« In jedem Evolutionslehrbuch kann man nachlesen, dass in der DNA das ›Gedächtnis des Lebens‹ konserviert ist. Diese Formulierung
ist offenbar wörtlicher zu nehmen als von den Lehrbuchautoren beabsichtigt. Bisher hat man DNA-Sequenzvergleiche dazu genutzt, um die
Abstammungsverhältnisse zu bestimmen, jetzt sieht es so als wenn in den DNA-Sequenzen auch noch reaktivierbare Baupläne für Urformen verborgen sind.
Die geschilderten Versuche belegen unzweifelhaft, dass durch elektrische Felder die organische Konstruktion von Lebewesen beeinflusst
wird und zwar im Unterschied zu Mutationen, die oft dekonstruktiv (›verstümmelnd‹) wirken, auf eine konstruktive (›vitale‹) Weise. Dies legt den
Verdacht nahe, dass auch in der bisher schlecht verstandenen Evolution der Lebewesen elektrische Felder eine gravierende Rolle gespielt haben. Auch die
Erde besitzt bekanntlich ein elektrisches Feld. (Zwischen dem Erdboden und der elektrisch gut leitfähigen Ionosphäre in etwa 70 km Höhe besteht eine
Potenzialdifferenz von bis zu 300 Kilovolt (kV). Dadurch entsteht ein statisches elektrisches Feld, das je nach Jahreszeit und Wetter eine Feldstärke
von etwa 130 V/m bis etwa 270 V/m (=Volt pro Meter) aufweist). Das elektrische Feld der Erde hat in der wechselhaften Geschichte unseres Planeten
erheblichen Schwankungen unterlegen. Und so drängt sich der Verdacht auf, dass diese Schwankungen in den oft abrupten Veränderungen der Baupläne der Lebewesen
ihren Niederschlag gefunden haben.
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*) Diese ist Aussage ist nicht korrekt recherchiert. Albert Vollmer (1989) zeigt in seinem Buch mit dem etwas biblisch angehauchten Titel »Sintflut und
Eiszeit – Kosmische Urwelt-Katastrophen«, dass bereits mindestens seit dem frühen 19. Jahrhundert Versuche mit »Elektrokulturen«, also dem Einfluss von
elektrischen Feldern auf die Wuchskraft von Lebewesen gemacht wurden. Die Versuche gerieten jedoch immer wieder in Vergessenheit.
Literatur:
Bürgin, Luc (2007): Der Urzeit-Code. – Herbig München
G.M., 05.12.07
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Der Epidendrosaurus war nur so groß wie ein Spatz, hatte aber Hände mit einem extrem verlängerten dritten Finger,
der es ihm ermöglicht haben könnte, durch Baumkronen zu hangeln. Das vogelähnliche Gefieder ist allerdings reine Spekulation.
Die verblüffenden Ergebnisse von Keimexperimenten in elektrischen Feldern lassen die Vorstellung, dass dieser Dinosaurier
nicht nur spatzengroß ist, sondern aus einem Spatz rückevolviert werden könnte, nicht völlig absurd erscheinen.
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Kometeneinschlag verursacht Aussterben der pleistozänen Megafauna
Über 40 Jahre haben Paläontologen ebenso verbissen wie ergebnislos darüber diskutiert, ob Klimaveränderungen (Klimahypothese) oder
steinzeitliche Großwildjäger (Overkillhypothese) für das Aussterben der pleistozänen Megafauna am Ende der letzten Eiszeit
verantwortlich sind. Gestritten wird zwar mit großem Pathos aber auf ausgesprochen dünnem Eis, denn weder die Klima- noch die Overkillhypothese
bietet eine tragfähige Grundlage, um das Verschwinden einiger Dutzend Großsäugergattungen zu erklären. Die Anhänger der Overkillhypothese konnten
für die weitaus überwiegende Zahl der ausgestorbenen Großsäugerarten nicht einen einzigen Schlachtplatz nachweisen und die Anhänger der Klimahypothese
konnten nicht erklären, weshalb ausgerechnet der endpleistozäne Klimaumschwung ein solch verheerendes Massensterben ausgelöst hatte, während viele
andere Klimaumschwünge zuvor nicht von Massensterben begleitet waren. In geradezu klassisch-aktualistischer Manier wurde in dieser Diskussion fast
vollständig ausgeblendet, dass katastrophische Ereignisse wie das plötzliche Verschwinden einer Vielzahl von Großsäugerarten nach vernunftorientierter
Logik auch katastrophische Ursachen haben müssen. Kein Wunder, dass aufgrund dieses Denkverbotes das Aussterben der pleistozänen Megafauna zu einem
der größten Rätsel der jüngeren Erdgeschichte mutierte.
Jetzt scheint es so, als wenn diesem einfältigem, vom Steuerzahler finanzierten Rätselraten endgültig der Nährboden entzogen wird. Eine Gruppe von
Forschern hat überzeugende Indizien dafür vorgelegt, dass vor ca. 12.900 Jahren ein aus Richtung Norden oder Nordwesten auf Nordamerika stürzender
Komet in kleine Teile zerborsten ist als er in die Atmosphäre eintrat und in der Folge massive Explosionen und Feuerstürme ausgelöst hat. Diese
Megakatastrophe soll nicht nur für das weitgehende Verschwinden der pleistozänen Großsäuger in Nordamerika, sondern auch den fast vollständigen
Untergang der steinzeitlichen Clovis-Kultur und den Beginn der Jüngeren Dryaszeit (ein mehrere 100 Jahre dauernder Kälterückschlag nach der Erwärmung
in der Bölling-Allerödzeit) verantwortlich sein. Die entscheidenden Belege für ihr Szenario haben die Forscher in einer dünnen kohlenstoffhaltigen
Schicht gefunden, die regelmäßig an Fundstellen der Clovis-Kultur und anderen gleichaltrigen Sedimenten vorhanden ist. Sie enthält auffällig erhöhte
Konzentrationen von Elementen, die auf eine extraterrestrische Herkunft schließen lassen und zahlreiche Stoffe, die nur bei sehr hohen Temperaturen oder
enormen Drücken entstehen, d. h. bei Bedingungen wie sie für Impakte und von ihnen ausgelöste Biomassebrände typisch sind: Stark erhöhte Iridiumgehalte,
magnetische Metallkügelchen mit hohem Titangehalt, Nanodiamanten, Fullerene mit Spuren von eingeschlossenen außerirdischem Helium, kohlenstoffhaltige
Glaskügelchen geringer Dichte sowie Ruß und Holzkohle.
Es ist zwar theoretisch möglich für fast jedes dieser Indizien, eine andere Verursachung wie z. B. Vulkanausbrüche zu konstruieren, aber im Zusammenhang
betrachtet ist nahezu sicher, dass sie nur das Ergebnis eines gewaltigen Impaktes sein können. Die dramatischen Folgen des Impaktes zeigen sich u. a. darin,
dass an den untersuchten Fundstellen von Schlachtplätzen Artefakte der Clovis-Kultur sowie fossilierte Knochen von erlegten Großsäugern zwar direkt unter
der schwarzen Schicht, aber nicht mehr über ihr gefunden wurden. Bleibt die Frage zu beantworten, warum abweichend vom K/T-Impakt, der für das Aussterben
der Dinosaurier verantwortlich gemacht wird, bisher kein großer Impaktkrater gefunden wurde? Dafür kommen verschiedene Gründe in Betracht. Zunächst geht
man davon aus, dass der Komet beim Eintritt in die Atmosphäre in viele Teile zerborsten ist und daher nicht einen Hauptkrater, sondern – soweit die
Bruchstücke die Erdoberfläche überhaupt erreicht und nicht vorher verdampft oder verglüht sind – diverse Krater erzeugt haben.
Tatsächlich gibt es Indizien für kraterähnliche Strukturen in den Great Lakes und in der Hudson Bay, die auf Einschläge hindeuten. Ferner ist zu
berücksichtigen, dass große Teile Nordamerikas zum Zeitpunkt des Einschlages mit einem kilometerdicken Eisschild bedeckt waren. Eine durch ein Kometenfragment
verursachte Kraterstruktur in dieser Eisschicht hätte daher nach dem Abschmelzen kaum auffindbare Spuren hinterlassen.
Die für eine extraterrestrische Verursachung des pleistozänen Massensterbens sprechenden Indizien (ET Marker) wurden auch in den so genannten Carolina Bays gefunden.
Die Bays sind eine geomorphologisch außergewöhnliche See-, Feucht- oder Trockenlandstruktur, die an der gesamten Ostküste der USA von North Carolina bis Florida zu
finden ist. Es handelt sich um rund eine halbe Millionen flacher, auffallend elliptischer Mulden mit einem Durchmesser von bis zu 11 Kilometern. Die Längsachsen der
Bays zeigen alle in Richtung der Great Lakes. Seit ihrer erstmaligen Entdeckung auf Luftbildern in den 1930er Jahren hat es eine Vielzahl von terrestrischen und
extraterrestrischen Hypothesen gegeben, um ihre Entstehung zu erklären. Zu den Skurrilsten zählen Vermutungen, dass sie durch die Explosion überhitzter Biberteiche
entstanden sind oder von Fischschwärmen geschaffen wurden, die über unterseeischen Quellen ihre Flossen im Gleichtakt bewegten. Dies zeigt einmal mehr, dass der
klassische Wissenschaftsbetrieb dazu neigt, jede noch so spekulative oder aberwitzige Vorstellung zu diskutieren, wenn sie nur regionale Ursachen präferiert.
Aufgrund der geologischen Einzigartigkeit und der Parallelität der Längsachsen der Bays naheliegende extraterrestrische Hypothesen stoßen demgegenüber regelmäßig
auf irrationale Vorbehalte. Tatsächlich wurden aber ET-Marker sowohl in basalen Sedimenten als auch in den Verwallungen der Bays gefunden. Daraus lässt sich ableiten,
dass sie in zeitlicher Nähe zu dem spätglazialen Impakt vermutlich als schockwellenerzeugte Struktur entstanden sind.
Die Forscher gehen davon aus, dass ein über dem Nordwesten der USA in die Erdatmosphäre eindringender ungefähr 10 km großer und noch in der Luft zerberstender
Komet genug Energie freigesetzt hat, um durch Explosionswellen und Feuerstürme weite Teile Nordamerikas zu verwüsten. Dadurch wurden ca. 80 % aller Säugetiere
mit einem Körpergewicht von mehr als 100 kg ausgerottet und etwa 70 % der Clovis-Cultur vernichtet. Darüber hinaus ergossen sich durch die abrupte Destabilisierung
des nordamerikanischen Eisschildes riesige Schmelzwasserströme in den Nordatlantik. Diese Süßwassermengen sollen den durch thermohaline Zirkulation angetriebenen
Golfstrom ins Stocken gebracht und in der Folge die Rückkehr arktischer Klimaverhältnisse in der Jüngeren Dryaszeit bewirkt haben. Auch für die Beantwortung der
Frage, wo dieser Komet herkam, gibt es Hinweise. Die Forscher haben in 34.000 Jahre alten Mammutzähnen metallische Partikel entdeckt, die mit hoher Geschwindigkeit
in das ausgesprochen harte Elfenbein eingedrungen waren. Ihre Geschwindigkeit von etwa 10.000 km pro Sekunde entspricht der bekannten Expansionsrate von jungen
Supernovaresten. Die eisenhaltigen Körner, die die Mammutzähne durchlöcherten, stammen vermutlich von der initialen Schockwelle einer Supernova, die 7.000 Jahre
zuvor in 250 Lichtjahren Entfernung von der Erde explodiert war. Da die Zusammensetzung der metallischen Partikel den ET-Markern ähnelt, die in der dünnen Brandschicht
an Fundstellen der Clovis-Kultur gefunden wurden, vermuten die Forscher, dass es sich bei dem endpleistozänen Komet ebenfalls um einen in unser Sonnensystem eindringenden
Überrest der vor 41.000 Jahren explodierten Supernova handelt. Das Impaktszenario, das von einer initialen Schockwelle vor 34.000 Jahren und einem katastrophalen
Bombardement vor 13.000 Jahren ausgeht, wird durch gleichaltrige Radiokarbonspitzenwerte in Meeressedimenten und erhöhte, für Supernovaexplosionen typische Anreicherungen
des radioaktiven Kalium-40- Isotops gestützt.
Nachbemerkung:
Die einfältigen Befürworter der Overkillhypothese haben jede Clovis-Speerspitze, die in einem fossilen Mammut- oder Bisonskelett steckte, zu einem
stichhaltigen Indiz stilisiert, das die Schuld der Clovis-Kultur am endpleistozänen Massensterben beweisen sollte. Tatsächlich wollten sie damit aber kaschieren,
dass ein paar tausend mit Speeren ausgerüstete Clovis-Leute kaum in der Lage waren, in nur wenigen hundert Jahren über 130 meist wehrhafte Tierarten kontinentweit
auszurotten. Lehrreich an der Geschichte ist, dass die Anhänger der Overkillhypothese bei ihrer Suche nach Schlachtplätzen der Clovis-Kultur die entscheidenden
Indizien übersehen haben, nämlich die extraterrestrischen Marker in den Brandschichten und die von Metallpartikeln durchsiebten Mammutstoßzähne. Dies zeigt einmal
mehr wie verheerend sich eine von stabilen Grundüberzeugungen getragene Theorie (›Der Mensch ist der schrecklichste Feind der Natur‹), auf die Suche und Gewichtung
von Indizien auswirkt.
Literatur
Firestone, R.B., West, A. et al. (2007): Evidence for an extraterrestrial impact 12.900 years ago that contributed to the megafaunal
extinctions and the Younger Dryas cooling. – In: PNAS, 16016-16021
Firestone, R.B. (2005): Evidence for the Extinction of Mammoths by an Extra Terrestrial Impact Event. – In: Agenbroad L.D. and R. L. Symington (Hg.):
World of Elephants Congress. Mammoth Site Scientific Papers, Volume 4. A Mammoth
Site publication (vgl. »Supernova Explosion May Have Caused Mammoth Extinction«)
GM, 13.01.2008
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Das Präriemammut (Mammuthus columbi) – eine von über 130 Großsäugerarten, die am Ende der letzten Eiszeit innerhalb
kurzer Zeit vom amerikanischen Kontinent verschwunden sind.
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Von Korallen und Menschen
Die Entschlüsselung der Genome hat viele überraschende Ergebnisse an den Tag gebracht. Kaum jemand hat damit gerechnet, dass das menschliche Genom im Vergleich zum Erbgut
von anderen, erheblich weniger komplex organisierten Lebewesen, eine so erstaunlich geringe Zahl von Genen enthält. Ein fast ebenso verblüffender Befund wurde 2003 von
einer Forschergruppe um den australischen Evolutionsgenetiker Daniel Kortschak in dem Wissenschaftsmagazin »Trends in Genetics« publiziert. Das Team hatte das Genom des
Menschen mit dem Genom von Fruchtfliegen, Fadenwürmern und Korallen verglichen und herausgefunden, dass Korallen und Menschen mehr gemeinsame Gene haben als etwa Korallen
und Fadenwürmer oder Korallen und Fruchtfliegen. Dies war mit geläufigen Evolutionsvorstellungen nur schwer zu vereinbaren, weil Korallen radiärsymmetrische Nesseltiere
sind, die im evolutionären Stammbaum ziemlich weit unten stehen und daher mehr Ähnlichkeiten zu Fadenwürmern oder Fruchtfliegen zeigen sollten.
Bisher hatte man angenommen, dass im Verlauf der Evolution höherer Tiere sukzessive neue Gene zur Genausstattung primitiverer Formen hinzugekommen sind. Auf diese Weise
seien die Lebewesen mit der Zeit immer komplexer geworden. Die von Kortschak et al. durchgeführten DNA-Sequenzvergleiche widersprechen dieser als gesichert geltenden
Lehrmeinung diametral. Träfe sie wirklich zu, dann dürften die genetischen Überstimmungen zwischen ganz entfernt verwandten Lebewesen wie Mensch und Koralle nicht größer
sein als zwischen erheblich näher verwandten Lebewesen wie Koralle und Fadenwurm oder Fruchtfliege (vergleiche hierzu auch »Kladistik als Lebensform«, Anmerkung 4). Im Wissenschaftsbetrieb wird zwar gerne gesehen, wenn neue Befunde
präsentiert werden. Es kommt aber überhaupt nicht gut an, wenn sie an Grundüberzeugungen rütteln. Solche im Rahmen des herrschenden Paradigmas nur als Anomalien zu
interpretierenden Befunde werden umgehend mit abwiegelnden Erklärungen versehen. So hieß es in Pressemitteilungen: ›Die Evolution sei offenbar erheblich konservativer
als bisher angenommen wurde und in bestimmten Evolutionslinien seien bestimmte Genausstattungen wieder verloren gegangen‹.
Prinzipiell ist es zwar legitim, unerwartete Befunde durch ad hoc aufgestellte Zusatzhypothesen wieder mit einer als ›wahr‹ betrachteten Lehrmeinung konform zu machen.
Es darf dabei nur nicht aus Blickfeld geraten, dass neue Erkenntnisse immer auch ein Test für die Tragfähigkeit eines gegebenen Erklärungsmodells sind. Nimmt die Zahl
der Befunde zu, die mit den Vorhersagen des Modells nicht übereinstimmen, rüttelt dies an seinen Grundfesten. Bisher als unzweifelhaft geltende darwinistische
Evolutionsvorstellungen werden dadurch erschüttert, dass Lebensformen, die aufgrund ihres morphologischen Baus bisher als simpel und ursprünglich betrachtet wurden,
eine so komplexe, mit höheren Formen identische Genausstattung haben. Und wer vor dem Bekannt werden der Sequenzvergleiche behauptet hätte, dass die Organisation der
Zelltypisierung in der Embryonalentwicklung des Menschen nicht in primitiven Wirbeltieren evolviert wurde, sondern in seiner ganzen Komplexität schon bei
ursprünglichsten Nesseltieren vorhanden war, der wäre sicherlich für verrückt erklärt worden.
Um solche Anomalien nicht allzu offenkundig im Raum stehen zu lassen, haben sich die Evolutionsbiologen zu folgender Sprachregelung durchgerungen: ›Der Grundtypus
des Bauplans tierischer Organismen wurde in der Evolution nur einmal erfunden und dann immer wieder verfeinert!‹ Diese Formulierung verschweigt allerdings mehr als
sie preisgibt. Erstens sagt sie nichts dazu, wie dieser äußerst komplexe »Grundtypus« entstanden ist und zweitens unterschlägt sie, dass dieser grundlegende Bauplan
in bestimmten Entwicklungslinien nicht »verfeinert«, sondern eher degeneriert oder völlig anders ersetzt wurde. Zudem scheinen die Wissenschaftler nicht bemerkt zu
haben, dass sie sich mit dieser Sprachregelung in verdächtige Nähe zu schöpfungsgeschichtlich motivierten Evolutionsbiologen, also ihren erklärten Erbfeinden begeben.
Die verbreiten in ihrer Grundtypenbiologie eine ähnliche Auffassung: Komplexe Baupläne wurden nur einmal (allerdings supernaturalistisch) »erfunden« und dann später
naturalistisch »verfeinert«, d. h. mikroevolutiv variiert.
Die verblüffenden genetischen Übereinstimmungen zwischen Mensch und Koralle stellen fundamentale Leitgedanken der darwinschen Evolutionslehre regelrecht auf den Kopf.
Bisher galt als unzweifelhaft, dass morphologisch einfach gebaute, urtümliche Lebewesen, auch über entsprechend primitive Genausstattungen verfügen und dass abgeleitete
Formen komplexere Genausstattungen als ursprüngliche Formen haben. Dies hat sich nun, wie der Vergleich von Korallen-, Fadenwurm-, Fliegen- und Menschengenom zeigt, als
ziemlich falsch herausgestellt. Doch damit nicht genug, die morphologische Komplexität von höheren Tieren ist offenbar keine Innovation der Wirbeltierevolution, sondern
war schon bei dem letzten gemeinsamen Vorfahren von Wirbeltieren und Korallen, den »Ureumetazoa« (Urgewebetiere), genetisch angelegt. Dass aber ein solch urtümliches
Lebewesen Gene besaß, die für seine eigene Konstruktion völlig nutzlos waren und die erst viele Millionen Jahre später bei höheren Tieren aktiviert wurden, kann aus
darwinistischer Sicht nur als ein großes Paradox betrachtet werden.
Man kann diese Geschichte damit resümieren, dass neue Befunde schöpfungsgeschichtlich motivierte Annahmen über die Entstehung komplexen Lebens wieder einmal besser
als darwinistische Evolutionsvorstellungen bestätigen. Und man könnte noch provozierend hinzufügen, dass es nicht einer gewissen Komik oder je nach weltanschaulichem
Standpunkt auch Tragik entbehrt, wenn naturalistische Befunde supernaturalistische Grundüberzeugungen stützen. Man kann die Geschichte aber auch zum Anlass nehmen, es
nicht dabei zu belassen, sich an den Unzulänglichkeiten des darwinistischen Erklärungsmodells zu ›ergötzen‹, sondern stattdessen alternative Evolutionskonzepte
vorzustellen, die besser mit den neuen Befunden vereinbar sind. Eine interessante Hypothese wird von dem finnischen Physiker Matti Pitkänen vertreten. Der ist davon
überzeugt, dass sich in der DNA nicht nur einen chemischer, sondern auch ein physikalischer Code verbirgt. Dieser Code soll unterschiedlichste Lebwesen in die Lage
versetzen, untereinander zu kommunizieren und Informationen über Genausstattungen auszutauschen.
Nach derzeitiger Lehrmeinung können Lebewesen genetische Informationen nur auf materiellem Wege, d.h. über horizontalen oder lateralen Genverkehr austauschen. Damit
kann man aber viele Phänomene, wie z. B. die ähnliche Genausstattung von Korallen und Menschen nicht plausibel erklären. Pitkänen ist davon überzeugt, dass Baupläne
für Gene auch immateriell übertragen werden. Er betrachtet den Bereich der DNA-Helix, in dem sich die komplementären Basenpaare treffen, als eine Art hochleitfähigen
elektrischen Leiterdraht. Hier könnten sich Elektronen mit hoher Geschwindigkeit bewegen. Die DNA hat für ihn deshalb nicht nur die Funktion, Bauanleitungen für Proteine
zur Verfügung zu stellen, sondern auf Basis eines elektromagnetischen Codes auch Informationen über Gene zu speichern und mit anderen Organismen zu kommunizieren.
Erzeugt wird der elektromagnetische Code ähnlich wie beim chemischen Code durch die Abfolge der komplementären Basenpaare in der DNA. Abweichend vom chemischen Code
ist jedoch auch der weitaus überwiegende Teil der DNA, der keine Gene codiert (die sogenannte »nutzlose oder Junk-DNA«), maßgeblich an der physikalischen Codierung
beteiligt.
Für Pitkänen erklärt sich die hohe genetische Komplexität von Korallen und deren Ähnlichkeit zum Genom höherer Wirbeltiere wie folgt: Korallen sind die am meisten
primitiven Tiere, die Neuronen besitzen. Sie sind koloniebildend und leben als eine Art ›Superorganismus‹ in Riffen, zu deren Ökosystem auch Vertebraten (Korallenfische)
gehören. Korallen sind die einzigen Tiere, die in einer Symbiose mit Pflanzen leben. Sie führen also ein ausgeprägt ›soziales‹ Leben. Dies setzt Kommunikation voraus und
mag ein Grund dafür sein, warum Korallen über so ein komplexes Genom verfügen. Bemerkenswerterweise besitzen Korallen und Vertebraten ein Skelett, das Calcium enthält.
Calcium-Ionen spielen als Signalstoff eine große Bedeutung bei der Funktion des Nervensystems. Pitkänen glaubt, dass sie auch die Ursache dafür sind, dass Korallen und
Vertebraten Informationen über Gene ausgetauscht haben, die für ein enges Zusammenleben in einem komplexen Ökosystem wichtig sind. Pitkänens Hypothesen sind zwar
erfrischend, aber wie alle neuen Erklärungsmodelle nicht immer stringent. Z. B. verfügen auch Seeanemonen (siehe nachfolgende Abbildung), die kein Kalkgerüst bilden,
über ein ähnlich komplexes Genom wie Korallen.
Die Interpretation der DNA-Doppelspirale als hochleitfähiger Strompfad ist für Pitkänen Bestandteil einer universellen Hyperkommunikation, mit der er versucht,
auch Phänomene wie z. B. Telepathie auf eine logische Basis zu stellen. Auf die Details dieser physikalisch anspruchsvollen Hypothese, die auf dem Transfer von
Informationen durch »Tunneleffekte« basiert, soll hier nicht näher eingegangen werden. Hier wird stattdessen die Notwendigkeit einer solchen Theorie für die
Erklärung der biologischen Diversität betont. Wer sich darauf beschränkt, sämtliche Lebenserscheinungen mit dem Zufallismus und Selektionismus darwinscher
Prägung zu erklären, nimmt in Kauf, dass Vieles völlig rätselhaft bleiben. Man denke nur an die Phänomene, die gewöhnlich als »Koevolution« bezeichnet werden.
Dass z. B. eine Orchideenblüte die gleiche Gestalt und Farbgebung, wie eine sie bestäubende Hummel hat, ist mit dem Adaptionismus darwinistischer Prägung nicht
plausibel zu erklären. Auch viele äußerst komplexe Parasit-Wirtebeziehungen sind ohne die Annahme, dass Informationen ausgetauscht werden, so unwahrscheinlich,
dass es sie nach darwinistischer Logik nicht geben dürfte.
Die unerwartet komplexe Genausstattung morphologisch primitiver Nesseltiere bestätigt auch ein grundsätzliches
Problem darwinistischer Evolutionsvorstellungen. Wiedereinmal zeigt sich, dass es keine Korrelation zwischen phänotypischer und genetischer Komplexität gibt. Offenbar
lassen sich Evolutionskonzepte, die auf die adaptionistische Veränderung morphologischer Merkmale beruhen, nicht auf die molekulare Ebene übertragen. Es sind zweierlei
Welten, über den Phänotyp oder die Genausstattung eines Organismus zu sprechen. Besonders eindrucksvoll hat dies eine Untersuchung des Mitochondrien-Genoms der
Brückenechse (Spendon punctatus) durch eine Forschergruppe um den neuseeländischen Evolutionsbiologen David Lambert (2008) gezeigt. Die Brückenechse gilt als ›lebendes
Fossil‹, weil sie eine bemerkenswerte Ähnlichkeit zu fossilierten Exemplaren zeigt, die vor einigen hundert Millionen Jahren mit den frühen Dinosauriern zusammenlebten.
Entgegen den Erwartungen wies die in jeder Hinsicht träge Brückenechse die größte, jemals bei einem Lebewesen festgestellte genetische Variabilität auf. Demgegenüber
weisen Warmblüter, für die man aufgrund ihres intensiven Stoffwechsel und ihrer vergleichsweise schnellen morphologischen Evolution eine hohe Evolutionsrate erwartet hätte,
eine äußerst geringe Variabilität auf.
Die evolutionsbiologische Forschung hat heute zwei Möglichkeiten, entweder sie gesteht ein, bei der Erklärung der ungeheuren organischen Vielfalt seit Jahrzehnten
auf der Stelle zu treten, oder sie öffnet sich avantgardistischen Theorien und riskiert, dass das darwinistische Paradigma als das entlarvt wird, was es ist, nämlich
eine ziemlich triviale, von phänotypischen Merkmalsveränderungen und den Erfolgen züchterischem Handelns fehlgeleitete Irrlehre, die sich auch in ihren modernisierten
Varianten (Synthetische Theorie etc.) als völlig unfähig erwiesen hat, die Phänomene zu erklären, die sie vorgibt, erklären zu können.
Literatur:
Hay, J.M., Lambert, D.M., Millar, C. D., Mohandesan, E. & Subramanian, S. (2008): Rapid molecular evolution in a living fossil. – In: Trends in Genetics 24/3, 106-109
Kortschak, R.D. et al. (2003): EST analysis of the cnidarian Acropora millepora reveals extensive gene loss and rapid sequence divergence in the model invertebrates. – In: Current Biology 13/24, 2190-2195
Pitkänen, M. (2006): Genes and Memes – In: Genes, Memes, Qualia, and Semitrance, http://vixra.org/pdf/0908.0023v3.pdf
Technau, U., Holstein, T.W. et al. (2005): Maintenance of ancestral complexity and non-metazoan genes in two basal cnidarians. – In: Trends in Genetics 21/12, 633-639
G.M., 07.04.2008
Weshalb ist die Schulwissenschaft so innovationsfeindlich und irrtumsanfällig? (2006)
Die Bücher über Irrtümer der Wissenschaft sind zwischenzeitlich bis in die Bestseller-Listen
vorgedrungen. Die Beispiele für großartige wissenschaftliche Innovationen, die über
Jahrzehnte hinweg als wissenschaftliche Häresie verunglimpft wurden, scheinen
rückenblickend schon fast die Regel und nicht die Ausnahme zu bilden. Trotzdem
erzeugt die wissenschaftliche Ausbildung immer noch Absolventen, die vor allem
darin trainiert sind..., PDF-Datei 126 kB, Download
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Korallen gehören neben Seeanemonen, Quallen und einigen weniger bekannten Gruppen zum Stamm der Nesseltiere (Cnidaria).
Aufgrund ihres morphologisch einfachen Baus werden sie zu den frühesten Vertretern der Gewebetiere (Eumetazoa) überhaupt
gezählt. Erstaunlicherweise verfügen sie über ausgesprochen komplexe, mit höheren Wirbeltieren vergleichbare Genausstattungen.
Die auf einigen kleinen Inseln vor der Küste Neuseelands heimische, auch als »lebender Dinosaurier« bezeichnete Brückenechse (Tuatara) ist ein äußerst
träges Lebewesen. Sie wächst langsam, reproduziert sich langsam, hat einen sehr langsamen Stoffwechsel und sie evolviert langsam. Erstaunlicherweise verfügt
sie über ein äußerst variables Erbgut. Offenbar ist die Rate der phänotypischen Evolution völlig abgekoppelt von der Rate molekularen Evolution.
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Short-Cuts
Was Darwin zu den heutigen Weltanschauungs-Darwinisten gesagt hätte
»Vielleicht darf ich noch hinzufügen, dass wir täglich Männer die umgekehrten Schlüsse aufgrund derselben
Vorrausetzungen ziehen sehen und es mir daher eine zweifelhafte Angelegenheit scheint, allzu überzeugt
von irgendeinem komplexen Sachverhalt zu sprechen, auch wenn man noch so überzeugt von der Wahrheit der
eigenen Schlüsse ist.«
Wenn diese Mahnung, die Darwin 1867 an den großen Weltanschauungs-Darwinisten Ernst Haeckel schrieb, eines zeigt,
dann dass Darwin selber keiner war. Im Gegenteil er war ein Mann, der sich durchaus vorstellen konnte, dass er
mit seiner ganzen Evolutionstheorie völlig falsch liegt, und dass auf den selben ›Tatsachen‹, auf denen er seine
Evolutionstheorie errichtet hat, andere Gelehrte auch ganz andere Theoriegebäude errichten können. Und das ist
etwas, was die heutigen phantasielosen Weltanschauungs-Darwinisten nicht begreifen wollen und Darwin ihnen in
weiser Voraussicht ins Stammbuch geschrieben hat.
G.M., 02.12.09
Was bedeutet eigentlich der Name Sphex?
Einer meiner Lieblingsauszüge, in dem diese Frage in ihrer ganzen Weite
aufgeworfen wird, stammt aus dem Buch Mechanical Man: The Physical Basis of Intelligent
Life (›Der Maschinenmensch: Die physikalische Grundlage intelligenten Lebens‹) von
Dean Wooldridge, und da heißt es:..., PDF-Datei 91 kB,
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G.M., 07.02.09
Schulwissenschaftlicher Augiasstall*
Eigentlich bedarf es eines Hochdruckreinigers der Firma »Kärcher«, um den
schulwissenschaftlichen* ›Augiasstall auszumisten‹. Der im
Allgemeinen recht milde gestimmte Autor begnügt sich mit einem Staubsauger
der Marke »Dirt(y) Devil«.
*Unter dem »schulwissenschaftlichen Augiasstall« verstehe ich den Teil des
Wissenschaftsbetriebes, der sich in einer schwer durchschaubaren Mischung
aus Eigennutz, Arroganz und Unvermögen der Reflexion verweigert.
G.M., 08.09.09
Authentisches Ende
Heinrich Böll, einer der Protagonisten der deutschen Trümmerliteratur, hat Schülern noch Schrecken bereitet als der Schrecken
des Krieges bereits verarbeitet und vergessen war. Jetzt ist sein in Köln archivierter Nachlass dort gelandet, wo er keinen
Schrecken mehr verbreiten kann: Unter Trümmern!
Intolerante Atheisten
»Monotheisten, Fundamentalisten, Kreationisten sind nur dann gefährlich, wenn sie sich von der Intoleranz heutiger Atheisten anstecken lassen
und wie diese Atheisten auf eine einzige Wahrheit für alle bestehen.« Richard Rorty, amerikanischer Philosoph
Eigennütziger Wissenschaftsbetrieb
»Dasselbe Unternehmen, das einst den Menschen die Kraft gab, sich von den Ängsten und Vorurteilen einer tyrannischen Religion
zu befreien, macht sie nun zum Sklaven ihrer eigenen Interessen.« Paul Feyerabend, verschiedentlich
als »Wissenschaftsclown« beschimpfter, bedeutender Philosoph
Das beliebte Lied über die Knappheit
»Das deutsche Lied handelt vom Mangel: Mangel an Zuneigung, Mutterliebe, Solidarität, Lohn, Mitteln der öffentlichen Hand,
Ruhe, Höflichkeit, Werten, Moral, Kuscheltieren - wie Knut beweist. Wo Knappheit den Diskurs bestimmt, entsteht eine
Kultur des Geizes und der Angst. Alles dreht sich um Einschränkung, Sparen, Knausern, Knapsen. Die Deutschen sind Rekordhalter
im Discountsektor, und sie sparen Wasser, bis die Rohre eintrocknen.« Matthias Horx
Erstaunlich offene Philosophie eines erfolgreichen Wirtschaftsunternehmens
»Sohn, frei bist du, wenn du nicht in Ärsche kriechen musst, reich bist du, wenn du es ihnen sagen darfst,
weise, wenn du es ihnen nicht mehr sagen musst.«
Ein sinniger, etwas leidenschaftsloser Sinn des Lebens
»Nützliches Tun, mutig sprechen, sich in Schönes versenken – das ist
genug für ein Menschenleben.« T.S Eliot
Selbstmotivation eines Autors
»Bücher sind dickere Briefe an Freunde.« Jean Paul
Eigenwillige Autoren
»Ich verfolge unvorsichtig und laut ein anderes Wild. Der unachtsame Leser
verliert den Zusammenhang, nicht ich.« Ludwig Harig
Zur neurotischen Deformation des schöpferischen und lernenden Prozesses
»Jeder Wissenschaftler nimmt die Sprache seines Fachgebietes, um seine inneren Konflikte nach außen
zu projizieren. Unsere wichtigsten Theorien sagen daher häufig mehr über uns selbst als über die sie
betreffenden Objekte aus.« Lawrence S. Kubie
»Jedes neue Wissensgebiet gleicht einer Filmleinwand, auf die der Lernende die Bilder seiner ungelösten
Probleme aus dem Unbewussten projiziert. Auf diese Weise verzerren wir, was wir lernen wollen, und lernen
dann, was wir verzerrt haben.« idem
Über die Lehre, Lehrbücher und personale Bibliotheken
»Lehrbücher tun so, wie wenn sie ein Instrument der Unterrichtung Unkundiger seien. Sie suggerieren, daß
lernen ohne Lehre und Unterrichtung möglich und der einfachste Weg zur Sammlung von Erfahrung sei, die
völlig einsam und ohne Wissensaustausch erfolgen könne. Alle Lehrbücher täuschen diesen autistischen
Weg des Lernens vor. Darin ist verschwiegen, daß Lehrbücher, die ja von Wissenden verfasst werden,
der systematischen Neugier von Wissenden dienen und nur von Wissenden gebraucht werden können,
also von Leuten, die wissen, was sie suchen.« Eberhard-Johannes Klauck
»Alle Gegenstände sind leicht mit einer personalen Bibliothek zu lernen; jemanden also, der aus
Anschauung mit den Dingen vertraut ist und gelassen immer wieder den Namen nennt, erst belehrt
und dann lehrt.« J.-J. Rousseau
Wahlspruch der Segelflieger und Albtraum der Narzissten
»Keine Spur lässt meine Schwinge in den Lüften – doch ich bin froh, ich hatte meinen Flug.« Tagore
Zur evolutiven Strategie bereits vorhandene Strukturen durch Flickschusterei für neue Problemlagen zu verwerten
»Vieles in unserem Körper ist so unsinnig wie die Grenzen der Schweiz, aber beides hat sich im Laufe der
Zeit eingespielt und nicht mehr verändert.« Gottfried Schatz
Illusionäre Lebensplanung
»Die Komponenten eines Lebenslaufs bestehen aus Wendepunkten, an denen etwas geschehen ist, was
nicht hätte geschehen müssen. Das beginnt mit der Geburt.« Der Bielefelder Soziologe Niklas Luhmann
in seinem Aufsatz »Erziehung als Formung des Lebenslaufs«
Folgenschwere ökologische Betroffenheitsliteratur
»Eines der auffälligsten Merkmale der ökologischen Literatur sind die Unbekümmertheit in der
Wortwahl und das mangelnde Gespür für folgenreiche Theorieentscheidungen – so als ob die Sorge
um die Umwelt die Sorglosigkeit der Rede darüber rechtfertigen könnte.« Niklas Luhmann
Über den Diskurs mit Philosophen
»Mit Philosophen diskutieren, hieße ihnen mit gezücktem Schwert in den Sumpf nachzuspringen,
in dem sie sowieso versinken.« Karl Popper oder Karl Menger
Posthumer Dialog zwischen Johann-Wolfgang Goethe und Ernst Mayr
Goethe (weise): »Wenn man älter wird, muss man mit dem Bewußtsein auf einer
gewissen Stufe stehen bleiben. Es ziemt sich dem Bejahrten weder in der Denkweise noch in der
Art sich zu kleiden, der Mode nachzugehen. Aber man muss wissen, wo man steht und wohin die
anderen wollen.«
Mayr (bockig): »I’m an old-time fighter for Darwinism. I say, ›Please tell me what
is wrong with Darwinism. I can’t see anything wrong with Darwinism‹.«
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Wo war denn gleich die Abkürzung?
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