Kritische Naturgeschichte > Aufgeschnappt


 

 

  Unglaublich

Unglaublich!

 
Die wilden Reiter kommen

Die wilden Reiter kommen.

Sie waren gefürchtet in ganz Europa, ihre Kampfeskunst und ihre ungestümen Reittiere waren legendär: Die wilden Reiterkrieger aus den weiten Steppen Zentralasiens.

G.M., 01.09.2013

 

 

 
Wind Nord/Ost, Startbahn null-drei…

Wie ein Pfeil zieht sie vorbei
Cate Blanchett fotografiert von Annie Leibovitz*)

Diese bewegte Aufnahme strahlt Lebensfreude, Sorglosigkeit und Spaß aus. Sie erinnert an den Refrain des Evergreens »Über den Wolken« von Reinhard Mey aus dem Jahre 1974: »Über den Wolken, Muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, Alle Ängste, alle Sorgen, Sagt man, Blieben darunter verborgen, …«

Die Assoziation wird durch den Retro-Schick der Kleidung und des Fahrrads sowie die Schwarz-Weiß-Fotografie unterstützt. Besonders sympathisch macht das Bild, dass es der Modefotografien Annie Leibovitz gelungen ist, Cate Blanchett glamourös und menschlich zugleich darzustellen.

*) Die im Dezember 2004 in der Vogue veröffentlichte Aufnahme wirbt für den Film »The Aviator«, in dem der Regisseur Martin Scorsese das Leben des Flugpioniers Howard Hughes (1905 – 1976) porträtiert. Cate Blanchett spielt darin die Schauspielerin Kathrin Hepburn (1907 – 2003), die mit Hughes Ende der 1930er Jahre einige Zeit liiert war.

G. M., 26.05.2013

 

 

 
Zweierlei Siegertypen

Sebastian Vettel angriffslustig Joachim Gauck selbstverzueckt]
Ziel im Visier Ziel erreicht

Formel 1-Pilot Sebastian Vettel gilt trotz dreier in Folge gewonnener Weltmeisterschaften als angriffslustig und siegeshungrig. Joachim Gauck scheint sich dagegen, schon ein Jahr nachdem er die Wahl zum Bundespräsidenten gewonnen hat, von einem unbequemen Mahner zu einem geschmeidigen Politprofi entwickelt zu haben.

G. M., 06.04.2013

 

 

 
Osterhase in Deckung

Gefrustetes Fruchtbarkeitssymbol‹[Foto: Patrick Pleul]
›Gefrustetes Fruchtbarkeitssymbol‹[Foto: Patrick Pleul]

Warten auf den Klimawandel - Ein Hase kauert auf einem Feld in der Nähe von Frankfurt an der Oder im Schnee. Einen Tag nach dem astronomischen Frühlingsbeginn und wenige Tage vor Ostern bibbert er der anthropogenen Klimaerwärmung entgegen.

An vielen Orten in Nord- und Ostdeutschland könnte dieser Monat der kälteste und schneereichste März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden. Von seiner Eigenart, als eines der ersten Tiere im Frühjahr Nachwuchs zu bekommen, kann dieser Hase daher vorläufig nur träumen.

G.M., 30.03.2013

 

 

 
Feminine Weltausstellung auf einer New Yorker Straßenbank

Garry Winogrand, World’s Fair New York City, 1964
Foto: Garry Winogrand, World’s Fair New York City, 1964

Sechs attraktive junge Frauen in kurzen Kleidern sitzen eingerahmt von einem schwarzen jungen Mann und einem älteren zeitungslesenden Herrn auf einer Bank. Eine der Frauen lehnt sich gebeugt an ihre Freundin, als suche sie Trost. Die anderen scheinen abgelenkt. Sie legen ein stereotypes mädchenhaftes Verhalten an den Tag: Verschämtes Schwatzen, Tratschen und Flirten. Ihr Nebeneinander lädt zu Vergleichen ein: Ihre gekreuzten Beine und ihre theatralischen Gesten ähneln sich zwar, sind aber einzigartig für jede von ihnen.

Der Amerikaner Garry Winogrand (1928 –1984) war ein leidenschaftlicher Fotograf, der keine Straße entlanggehen konnte, ohne Bilder zu machen. Er gilt als Begründer der street photography. Seine ausgefeilten Schnappschuss-Bilder ästhetisieren und zelebrieren gewöhnliche Ereignisse. Zwischen den Jahren 1960 und 1975 hat er unzählige Aufnahmen von jungen, selbstbewussten Frauen in New York gemacht. Er selbst sagte: »Ich weiß nicht, ob alle Frauen in den Fotografien schön sind, aber ich weiß, dass die Frauen schön auf den Fotos sind.«

G.M., 05.01.2013

 

 

Winogrand’s Schnappschuss »World‘s Fair« hat durch die rasante Entwicklung der mobilen Kommunikationstechnik bereits heute den Charakter eines historischen Zeitdokumentes. Selbstbewusste junge Frauen testen ihren Marktwert – hier College-Studentinnen an einer Uferpromenade in Mumbai – nicht mehr an der Wirkung ihrer femininen Gesten oder Ausstrahlung auf die Umgebung, sondern durch Checken ihrer Facebook-Konten auf einem Smartphone. (Foto: Kainaz Amaria)

 
Die Berliner S-Bahn ist kein Ponyhof

Laut Beförderungsbedingungen ist die Berliner S-Bahn kein Ponyhof.

Derzeit erheitert ein YouTube-Video die Herzen der Internetnutzer. Darin ist ein Shetland-Pony zusehen, das seelenruhig mit seiner coolen Begleiterin in der Berliner S-Bahn fährt. Die anderen Fahrgäste stören sich nicht an dem zotteligen Vierbeiner. Einige sind etwas erstaunt, andere scheinen ihn nicht einmal zur Kenntnis zu nehmen.

Allerdings ist die Deutsche Bahn wegen des ›Vorfalles‹ empört, da er einen schweren Verstoß gegen die Beförderungsbedingungen darstellt. Sie hat die Bundespolizei und die DB -Sicherheit eingeschaltet. Als wenn es nicht ganz andere Gefahren in der S-Bahn gäbe - und die kommen bekanntlich als zweibeinige Krawallmacher daher.

G.M., 16.12.12

 

 

 

 
Der europäische Rettungsschirm

Europäischer Rettungsschirm
Fundsache

In diesem Lehrvideo wird der im Mai 2010 gestartete Euro-Rettungsschirm (EFSF) schnell und einfach erklärt. Wer wissen möchte, wie der im Oktober 2012 in Kraft getretene dauerhafte Euro-Rettungsschirm (ESM) funktioniert, muss es nur etwas länger betrachten.

G.M., 02.12.12

 

 

 

 
Traumurlaub an der Bucht von Pollença unter Automardern

Links: Wildromantische Küsten mit blauen oder gar türkisfarbenen Meeresbuchten begleiten die Straße zum Cap de Formentor. Rechts: Der fast südseehafte Strand Cala Pi de la Posada auf der Halbinsel Formentor in der Bucht von Pollença.

In meinem Artikel »Der Schleifer und sein Rad – Begegnung mit einem Weltenbummler« hatte ich vor einiger Zeit beschrieben, dass sich der landschaftlich reizvolle Nordwesten der Insel Mallorca in den letzten Jahrzehnten zu einem Mekka für Radsportler entwickelt. Leider hat er sich auch zu einem beliebten Anziehungspunkt für Automarder entwickelt.

Meine Erfahrungen beziehen sich auf den »Mirador d’es Colomer«1) auf der Halbinsel Formentor, der einer der spektakulärsten Aussichtspunkte in Mallorca ist. Auf meiner obligatorischen Radtour zum Cap der Formentor komme ich auf halber Strecke zwangsläufig daran vorbei. In den letzen zwölf Jahren bin ich die rund 50 km lange Strecke, die wegen ihres welligen Straßenverlaufes und schlechten Straßenbelages für Sport- oder Rennradfahrer durchaus anspruchsvoll ist, etwa zehn Mal gefahren. Fünf Mal habe ich dabei am »Mirador d’es Colomer« das Treiben von Automardern beobachten können.

Daraus hatte ich die einfache Faustformel abgeleitet, im Schnitt bei jeder zweiten Tour zum Cap auf Automarder zu treffen. Obwohl Radfahrer nicht zu ihrem Beutespektrum gehören, werden sie von Automardern nicht ungern gesehen, denn die Anwesenheit von Bikern erhöht das Gewusel am Aussichtspunkt und erleichtert somit ihre Arbeit. Die meist in Gruppen ankommenden Biker sind folglich – ohne es auch nur zu ahnen – fester Bestandteil der Kulisse, vor deren Hintergrund die Automarder operieren. Und selbst wenn ein Biker etwas bemerken sollte, ist es völlig sinnlos, die örtliche Polizei über das für die betroffenen sehr ärgerliche Treiben zu informieren.

Schon 2002, als ich zufällig in der Mallorca Zeitung den Artikel »Viel Polizei, kaum Übersicht« las, hatte ich einen Leserbrief verfasst, in dem ich das von mir wiederholt beobachtete Treiben der Automarder und meine durchweg frustrierenden Bemühungen, die Polizei einzuschalten, ausführlich geschildert habe. Ich erhielt damals folgende Antwort von der MZ: »Vielen Dank für Ihren interessanten Bericht. Das von Ihnen geschilderte Verhalten der Polizei deckt sich weitgehend mit den von uns gemachten Erfahrungen. Bitte teilen Sie uns noch mit, ob wir Sie als Quelle zitieren können, falls wir das Thema erneut aufgreifen.«

Anlass dazu gibt es auch 10 Jahren später, wie ich dieses Jahr bei zwei Radurlauben im Nordwesten Mallorcas feststellen musste. Bei meiner ersten Cap de Formentor-Tour im April hatte ich schon fast vergessen, dass der »Mirador d’es Colomer« nicht nur ein Anziehungspunkt für Bus-, Auto- und Radtouristen, sondern auch für Automarder ist. Erst als ich den mit Mietwagen gut belegten Parkplatz sah, erinnerte ich mich an deren Treiben. Ich hoffte inständig, diesmal nicht wieder zu einem Amateurdetektiv, mit all dem damit verbundenen Frust zu mutieren. Und diesmal hatte ich Glück, es war weit und breit kein verdächtiges Autormarder-Duo (sie treten grundsätzlich als Team auf) zu sehen.2)

Sollte die mallorquinische Polizei in den letzten Jahren tatsächlich durchgegriffen und den Automardern ihr Treiben vergällt haben? Nach meinen Erfahrungen konnte ich dies kaum glauben. In der Ortslage von Port de Pollença hatte ich zwar einige Streifenwagen gesehen, was aber wohl eher damit zu tun hat, dass es dort eine Kaserne der Guardia Civil gibt. Wie dem auch sei, diesmal konnte ich die Fahrt zum Cap de Formentor genießen, wenn man einmal von den vielen Autofahrern auf der schmalen, kurvenreiche Straße und dem schlechten Straßenbelag absieht, der zwischenzeitlich eher für Mountainbikes als Sport- oder Rennräder taugt

Soweit so gut, aber meine Faustformel aus 2002 lautete ›Automarder in 50 % der Fälle‹. Der ultimative Test, ob sie auch zehn Jahren später noch Gültigkeit hat, stand daher noch aus. Er erfolgte ein halbes Jahr später und zwar exakt am Montagmorgen des 24.September 2012. So gegen 10.00 Uhr erreichte ich den gut mit Mietwagen belegten Parkplatz am »Mirador d‘es Colomer«. Ich stellte mein Sportrad ab und legte auf der über wenige Treppenstufen erreichbaren unteren Aussichtsplattform eine kurze Rast ein, um den atemberaubenden Blick über die wildzerklüftete Felsensteilküste zu genießen, zu deren Füßen das Meer tobt.

Links: Atemberaubender Blick über die wildzerklüftete Felsensteilküste am »Mirador d‘es Colomer«. Rechts: Denkmal für den italienischen Ingenieur Antonio Parietti Coll (1899 -1979), der die Straße zum Cap de Formentor und die berühmte Sa Calobra (›Schlangenstraße‹) plante. Das Denkmal steht auf der unteren Aussichtsplattform: Auf der Gedenktafel ist laut WIKIPEDIA zu lesen: »DEM INGENIEUR ANTONIO PARIETTI COLL, FÜR SEINE KREATIVE FÄHIGKEIT, ZU BEGINNEN MIT DIESER LANDSTRAßE NACH FORMENTOR.«

Schon nach kurzer Zeit fiel mir ein Paar auf, das sich dadurch verdächtig machte, statt die herrliche Aussicht zu genießen, den Parkplatz und die an ihnen vorbeikommenden Touristen zu beobachten. Touristen, die keine Taschen oder Fotoapparate bei sich trugen, schienen sie dabei besonders zu interessieren. Bei denen verfolgten sie ganz genau, ob sie auf der unteren Aussichtsplattform blieben oder bis zur ca. 250 m entfernten oberen Plattform gingen. Das ergab Sinn, denn deren Autos versprachen am Ehesten fette Beute und waren gefahrloser zu knacken, weil die Eigentümer weit entfernt waren. Nachdem ich die beiden etwa zehn Minuten bei ihrem Treiben beobachtet hatte, fotografierte ich sie prophylaktisch von hinten.

Die Frau stand auf der Mauer, um gute Sicht auf den Parkplatz zu haben. Angesichts der Hitze war sie mit ihren Jeans und ihrem großen Rucksack, den sie die ganze Zeit auf dem Rücken trug, etwas untypisch für einen Sightseeing-Touristen gekleidet. Ihr Begleiter dagegen, der etwas unterhalb von ihr auf der Treppe stand, sah mit Shorts und Polo-Shirt schon deutlich touristischer aus. Ihn machte zunächst nur verdächtig, dass er sich die ganze Zeit nur für den Parkplatz und die Touristen interessierte. Wie von mir erwartet, verließ er nach ca. 15 Minuten seinen Beobachtungsposten Richtung Parkplatz und machte sich, an der hinteren Scheibe eines in Treppennähe stehenden Mietwagens zu schaffen. Dann ging er zu einem etwas weiter entfernt stehenden Auto.

Links: Verdächtiges Paar auf der Treppe zur unteren Aussichtsplattform. Es interessierte sich nur für die geparkten Mietwagen und die Touristen und machte keine Anstalten, die spektakuläre Aussicht in ihrem Rücken zu genießen. Rechts: Der mit Polohemd und Shorts bekleidete Mann kam, als ich ihn fotografierte, gerade von einem wenig erfolgreichen Beutezug zurück, in dessen Verlauf er sich an den hinteren Seitenscheiben von zwei Mietwagen zu schaffen gemacht hatte.

Ich folgte ihm und sah, dass er gerade in dem Augenblick als er sich an dem Auto zu schaffen machte, von zwei in der Nähe anwesenden Bikern angesprochen wurde, die ihn baten, sie zu fotografieren. Ein vorzüglicher Beleg für seine gelungene touristische Tarnung, aber direkt bei seiner kriminellen Arbeit angesprochen zu werden, brachte ihn dann doch etwas aus dem Konzept, denn er ging zurück in Richtung Treppe direkt auf mich zu. Ich nutzte die Gelegenheit, ein ›Panoramafoto‹ mit ihm im Mittelpunkt zu machen. Instinktiv hielt er sich die Hand vors Gesicht. Wohl weniger um seinen ausgesprochen lückigen Oberkiefer zu verbergen, als mit der Absicht auf dem Bild nicht erkannt zu werden.

Da er an mir vorbeilief, sprach ich ihn provozierend mit den Worten an: »You are not interested in the beautiful view here, but the content of the cars.« Er signalisierte mir, dass er kein Englisch verstehe. Ich legte nach, wobei ich auf ihn und seine Begleiterin deutete, die immer noch auf der Mauer stand: »You and your companion are car burglar.« Langsam schien oder wollte er begreifen, denn nun schaute er mich skeptisch an und fragte auf mich zeigend mehrmals: »Policía?«. Wäre ich in diesem Augenblick ja gerne gewesen, um ihm und seiner Begleiterin zumindest einen Platzverweis erteilen zu können. So konnte ich – auf mein Handy zeigend – ihm nur klar machen, dass ich zwar nicht von der Polizei sei, aber diese umgehend anrufen würde.

Mehr konnte ich jetzt nicht tun, zumal ich das Paar bei keinem vollendeten Einbruch ertappt hatte, sondern nur ihr höchst verdächtiges Verhalten beobachtet hatte. Aus Erfahrung wusste ich, dass es völlig sinnlos war, mit der spanischen Polizei zu telefonieren3). Ich fuhr daher weiter zum Cap de Formentor und nahm mir vor, am nächsten Tag die Guardia Civil höchstselbst in Porto de Pollença aufzusuchen. Auf dem Rückweg vom Cap besuchte ich dann noch das geschichtsträchtige Fünf-Sterne-Hotel »Barceló Formentor«, das ich bisher immer übersehen hatte, weil es etwas versteckt in einem Kiefernwald am Ende des südseehaften Strandes »Cala Pi« liegt. Trotz meines verschwitzen Radler-Outfits war die Dame an der Rezeption recht freundlich und gab mir bereitwillig ein Prospekt. Als ich auch noch um Preisliste bat, lächelte sie nachsichtig…

Links: Blick aus der Empfangshalle des Hotels Barceló Formentor auf die mediterranen Gärten, die dem Hotel vorgelagert sind. Es liegt etwas versteckt in einem Kiefernwald am Ende des südseehaften Strandes »Cala Pi«. Es wurde 1929 von einem argentinischen Kunstlieber gebaut und genießt internationalen Ruf. Rechts: Das zwischenzeitlich etwas in die Jahre gekommene Hotel gilt als eine nobelsten Herbergen auf Mallorca. Hier waren schon Winston Churchill, Charly Chaplin oder John Wayne zu Gast. Eine Suite kann in der Hauptsaison schon Mal knapp 930,-Euro kosten, Frühstück natürlich inbegriffen.

Am nächsten Tag bin ich dann in die Rezeption meines Hotels gegangen, um mich nach der Adresse der Guardia Civil in Port de Pollença zu erkundigen. Die perfekt deutsch sprechende Dame gab mir einen kleinen Stadtplan und kreuzte darin die ungefähre Lage der Polizeikaserne an. Als ich nach dem Straßennamen fragte, bat sich mich, gleich nebenan bei Señora Montilla (Name von mir geändert) vom Kundenservice nachzufragen. Sie nannte mir die Adresse und fragte interessiert nach meinem Anliegen. Ich erzählte ihr meine Geschichte, worauf sie bemerkte, dass ich mir den Weg sparen könnte, denn dort würde mit Sicherheit niemand Deutsch oder Englisch verstehen. Sie bot mir aber an, meine Erlebnisse zu übersetzen und samt Fotos an die Guardia Civil weiterzuleiten.

Ich sagte ihr, dass ich auf ihr freundliches Angebot vielleicht später zurückkommen würde. Zunächst wollte ich aber versuchen, mein Anliegen selber bei der Polizei vorzutragen und zwar schon allein deshalb, weil nicht glauben konnte, dass in einer Hochburg des deutschen und englischen Tourismus kein Beamter diese Sprachen spricht. Ich fuhr also mit meinem Rad die knapp 10 km entlang der wunderschönen Bucht nach Port de Pollença. Auf dem Hof der Polizeikaserne wurde ich von einem jungen Mann in Uniform begrüßt. Wie Señora Montilla mir angekündigt hatte, sprach er nur spanisch. Da halfen weder Gesten noch Bilder, die ich ihm zeigte, um uns zu verständigen. Als er das Denkmal des italienischen Ingenieurs sah, der die Straße zum Cap gebaut hatte, nickte er lächelnd mit dem Kopf. Offenbar hatte er den Ort des Geschehens erkannt!

Limousine der Guardia Civil in Port de Pollensa
Der mit Limousinen und SUV’s gut gefüllte Parkplatz der Kaserne der Guardia Civil in Port de Pollença. Was dringend Not tun würde wäre, eines dieser Fahrzeuge in eine Zivilstreife umzulackieren.

Weil weitere Verständigungsversuche zwecklos waren, bat ich ihn, auf die Mail-App meines Smartphones zeigend, mir die Mailadresse der Guardia Civil zu geben. Er bat mich, auf dem Hof zu warten und ging in das Empfangsbüro der Polizeikaserne. Durch das Fenster konnte ich erkennen, dass dort ein großes Bild des in Paradeuniform gekleideten spanischen Königs Juan Carlos hing.4) Nach einiger Zeit kam der junge Polizist zurück und machte mir achselzuckend klar, dass er die Mailadresse nicht gefunden habe. Wohl um nicht mit leeren Händen dazustehen, brachte er aber ein Smartphone mit, auf dem er das Google-Übersetzungsprogramm aktiviert hatte.

Auf sein Angebot, mein Anliegen einzutippen, verzichtete ich dankend, die kompliziertesten Verwicklungen befürchtend, die sich daraus ergeben könnten. Von den grellen Lichtverhältnissen auf dem Kasernenhof einmal ganz abgesehen. Ich fuhr zurück zum Hotel und berichtete Señora Montilla, dass es sich in etwa genau so (d. h. noch etwas schlimmer) zugetragen hätte, wie von ihr vorhergesagt. Wir vereinbarten, dass ich ihr meine Geschichte in den nächsten Tagen zuzumailen und sie diese übersetzt an Guardia Civil weiterleiten würde. Meine Mail endete mit der ermunternd-verzweifelnden Bemerkung, dass es doch eigentlich kein Problem sein könne, solchen Automardern mit einer Zivilstreife das Handwerk zu legen.

Wieder in Deutschland angekommen, erhielt ich vor einer Woche von Señora Montilla eine Kopie meiner ins Spanische übersetzten und an die Guardia Civil weitergeleiteten Mail. Da kann ich nur sagen: »Querida Señora Montilla, le agradezco por su ayuda!«. Voraussichtlich im April 2013 fliege ich zum nächsten Radurlaub in den Nordwesten Mallorcas. Ich bin gespannt, was mich dann am »Mirador d‘es Colomer« erwartet. Aber wie zuvor bereits erwähnt, meine Faustformel lautet: ›Bei jeder zweiten Tour zum Cap treffe ich auf Automarder‹. Belastbare Ergebnisse sind daher erst bei meinem für September geplanten Urlaub zu erwarten. Ich werde darüber berichten.

Anmerkungen

1) Der »Mirador d’es Colomer« ist auch als »Mirador de la Nao« bekannt.

2) Im Gegenteil auf der oberen Aussichtsplattform, die vom Parkplatz aus über eine etwa 250 m lange Treppe zu erreichen ist, wurde ich selbst für einen potenziellen Trickdieb gehalten. Ich wollte einem spanischen Gitarrenbarden namens Gustavo Churruarin, der zu früher Morgenstunde an diesem idyllischen Ort romantische Weisen spielte, eine CD für 10,- abkaufen. Da er ziemlich klamm und ich sein erster Kunde war, konnte er meinen 20,- € Schein nicht wechseln. Ich bat ein in unmittelbarer Nähe stehendendes deutsches Touristenpaar, mir den Schein zu wechseln. Die Frau wich sofort mit der patzigen Bemerkung zurück, dass sie, wenn sie im Urlaub angesprochen würde, grundsätzlich antworten würde, sie habe kein Geld dabei. Nun trug ich mit angeschwitztem Fahrradoutfit, sowie Helm und Wasserflasche in der Hand nicht gerade die typische Verkleidung für einen mallorquinischen Trickdieb. Kein Wunder, dass ihr Mann mich für völlig harmlos einschätzte und mir anstandslos – zum sichtlichen Ärger seiner Gattin – den Schein wechselte.

3) In meinen Mallorca-Urlauben der Jahre 2000-2002 kam ich zu folgender Erkenntnis: Selbst wenn man einen Autoknacker bei einem Einbruch ertappt hat, der Täter noch am Ort ist und man das unverschämte Glück hat, mit einem Polizisten zu sprechen, der Deutsch oder Englisch versteht, zeigt die spanische Polizei wenig bis gar keine Initiative, aktiv zu werden. Die Kontaktaufnahme mit der spanischen Polizei wird zusätzlich durch folgende Eigentümlichkeit erschwert: »In Spanien gibt es zur Überraschung vieler Ausländer neben der policia municipal/local noch die guardia civil und die policia nacional. Überschneidung von Zuständigkeiten, Kompetenzgerangel und Verzögerungen bleiben da nicht aus.« (aus: Drei Sorten Polizei)

4) Der Monarch Juan Carlos I hat in jüngster Zeit bekanntlich Schlagzeilen damit gemacht, sich in Zeiten größter wirtschaftlicher Not seines Landes, nicht um die Sorgen seiner Untertanen zu kümmern, sondern sich durch kostspielige oder amouröse Aktivitäten als Groß- und ›Schmalwild-‹Jäger hervorzutun.

G.M., 14.10.12

 

 

 

 
Der Schleifer und sein Rad – Begegnung mit einem Weltenbummler

Der Prolog

Der landschaftlich reizvolle Norden der Insel Mallorca hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem ein Mekka für Radsportler entwickelt. Der für seine landschaftlichen Extreme bekannte afrikanische Kontinent ist dagegen für Radfahrer weniger gut erschlossen. Außer für Peter Schleifer

Als begeisterter Radfahrer verbringe ich meine Urlaube gerne auf Inseln wie Gomera oder Mallorca, die nicht nur schöne Strände haben, sondern sich auch für Bergtouren eignen. In Mallorca buche ich – wann immer möglich – ein im Norden der Insel direkt an der Bucht von Pollença gelegenes Hotel als Ausgangsquartier. Die Lage an der vielbefahrenen Verbindungsstraße zwischen Alcúdia und Port de Pollença, die das Hotel vom Meer trennt, ist allerdings nicht jedermanns Sache. Dafür ist die weitläufige Anlage schön, das Personal freundlich und das Frühstücks- und Abendbuffet hervorragend. Zudem ist sie ein idealer Startpunkt für Radtouren in den Tramuntana-Gebirgszug, der für einen Flachländer auch schon mal zum Alptraum werden kann. Im letzten Jahrzehnt hat sich das Hotel zu einem Mekka für Rennradsportler (und Triathleten) mit einer professionell geführten Bike-Station entwickelt.

Zu den Einstiegstouren gehören Fahrten zum 525 m hoch gelegenen beschaulichen Kloster LLuc und zum wildromantischen Cap de Formentor. Wer danach noch gut Beine hat, kann zum 730 m hohen Pass Coll dels Reis fahren und sich in die Sa Calobra mit ihren vielen Haarnadelkurven stürzen. Oder alternativ an den Stauseen Cúbe und Gorg-Blau vorbei zum Coll dels Puig Mayor quälen. Während man von diesem 850 m hohen Pass in rasender Fahrt 12 km abwärts nach Sóller fahren kann, ist die Sa Calobra eine Sackgasse, die am Meer endet. Für diejenigen, die sich nicht mit einer Fähre davonmachen, gibt es nur den Weg zurück zur Passhöhe. Und der ist bei einer durchschnittlichen Steigung von über 7 % (maximal 12 %) und rund 10 km Länge kein Zuckerschlecken. Ein weiterer attraktiver Klassiker ist eine landschaftlich abwechslungsreiche Fahrt ins Landesinnere über Campanet, Selva, Alaro, Orient und dann weiter über 550 m hohen Pass Coll d'Honor nach Bunyola.

Zu Beginn meiner ›Radsportkarriere‹ habe ich solche Strecken auch schon Mal mit Jeans-Shorts, Schirmkappe und einem Hollandrad mit einer 6-Gang Drehgriffschaltung bewältigt. Die sportlicher ausgestatteten Fahrer rauschten zwar mehrheitlich an mir vorbei – da aber an Schieben oder Aufgeben nicht zu denken war, habe ich sie an den einschlägigen Rennradfahrer-Treffs oft wieder getroffen. Etwas spöttisch nannte man mich »Donquichotte der Berge« oder »Gazello«. Bezeichnungen, mit denen ich mich durchaus anfreunden konnte. Nur das Fahren ohne Helm betrachte ich rückblickend als absoluten Leichtsinn. Auch mit einem Hollandrad kann man auf Abfahrtsrampen Geschwindigkeiten von über 60 km/h erreichen. Heute fahre ich professioneller ausgerüstet und möchte die Vorzüge von Funktions-T-Shirts, gepolsterter Radhose und einem 27-Gang-Sportrad (allerdings ohne Klickpedale) nicht mehr missen.

Die Begegnung

Der Weltenbummler Peter Schleifer und sein Rad
Der Weltenbummler Peter Schleifer und sein Rad, mit dem er in den letzten zehn Jahren fast 60.000 km zurückgelegt hat. Das schwarz-gelb gestreifte, kugelförmige Objekt am Lenker ist eine Hupe in Gestalt eines kleinen Tigerkopfes. Der »kleine Tiger« hat ihn auf all seinen Touren begleitet. Oft war er sein einziger Ansprechpartner und motivierte ihn mit ermutigenden ›Tüüüt, Tüüüt‹! Dass ich den Weltbummler und seinen kleinen Tiger ausgerechnet in einem Touristenmekka begegnete, grenzt schon fast an ein Wunder.

Die zweite Tour meines diesjährigen Mallorca-Urlaubes führte mich auf die langgestreckte Halbinsel Formentor zum gleichnamigen Cap. Die Strecke ist zwar mit 50 km nicht sehr lang und erscheint mit ihrem etwas über 210 m höchsten Punkt nicht sehr anspruchsvoll, hat aber einen sehr welligen Verlauf, so dass auf der Hin- und Rückfahrt 1.000 Höhenmeter zusammenkommen. Die Tour bietet mit dem Mirador d’es Colomer einen der spektakulärsten Aussichtspunkte auf Mallorca und in der Bucht Cala Pi de sa Posada einen fast südseehaften Badestrand. Von hier aus geht es auf der Rückfahrt noch einmal drei Kilometer in Serpentinen zum Schlussanstieg hoch. Da werden dann letzte Kraftreserven mobilisiert. Nach kurzer Zeit tauchte ein Radfahrer vor mir auf, den ich nicht so recht einordnen konnte, weil er von der Ausrüstung und vom Outfit her, aus einer vergangenen Zeit zu kommen schien. Ich hatte ihn schon grüßend überholt, als ich mir dachte, hinter diesem seltsamen Radsportler verbirgt sich bestimmt eine interessante Lebensgeschichte. Und so kamen wir schnell ins Gespräch und merkten gar nicht, dass es die ganze Zeit bergauf ging. Andere Radfahrer staunten nicht schlecht, dass wir an diesem Steilstück noch genügend Luft zu einer intensiven Unterhaltung hatten.

Es stellte sich heraus, dass Peter Schleifer ein Weltbummler der Extremklasse ist. Er hat die Länder dieser Erde mit dem Auto, mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß und vor allem mit dem Rad bereist. Begonnen hatte für den gelernten Koch aus München alles mit etwas Fernweh und einem Einwanderungsvisum, das er 1979 für das kulinarisch unterentwickelte (also von der englischen Küche beeinflusste) Australien bekommen hatte. Es folgte ein halbes Jahr harte und stressige Arbeit in der Küche des »The Summit« in Sydney. (Das Restaurant liegt im 47-sten Stock des ersten Wolkenkratzers in Australien, dem berühmten Australia Square, und bietet dem Gast einen phantastischen Rundblick). Danach hat er zusammen mit einem befreundeten Mechaniker aus der Schweiz, der in Australien sein Geld als Kellner verdiente, einen alten Kombi gekauft und drei Jahre lang – nur unterbrochen von der Arbeit in Restaurants – den australischen Kontinent erkundet. Einmal vom Reisevirus und dem Gefühl der großen Freiheit infiziert, hat es ihn dann nach seiner Rückkehr nicht lange in Deutschland gehalten. Diesmal erhielt er eine Arbeitserlaubnis für Südafrika, in dem damals nach das Apartheidregime herrschte. Dort hat er von 1983 bis 1986 den südlichen, östlichen und zentralafrikanischen Teil des Kontinentes mit Rucksack und Zelt durchkreuzt und zur Finanzierung seiner Reisen als Koch in Johannesburg und Kapstadt gearbeitet. Ausgelaugt und krank wieder daheim, hat er dann als Bademeister und Taxifahrer sein Geld verdient, was weniger stressig und interessanter ist als der harte Job in der Küche. 1989 hat er sich sein erstes Tourenrad gekauft und Rundreisen durch die Türkei und Ägypten gemacht.

1990 ist er zu seiner ersten großen Radtour nach Südamerika (Argentinien, Chile, Uruguay und Paraguay) aufgebrochen. Da sein Visum für Australien auch für Neuseeland Gültigkeit besaß, ist er anschließend über die Inselwelt des Pazifischen Ozeans zu den Kiwis gereist. Nach eineinhalb Jahren ist er dann nach Australien übergesiedelt, wo allerdings aus seinen Plänen, sich dort endgültig niederzulassen, nichts wurde. 1993 kehrte er dann wieder zum Taxifahren und Geld sparen nach München zurück. Die nächste Radtour führte 1995 /1996 durch Mexiko und Zentralamerika. Mexiko schilderte er zu meiner Verwunderung (da die Medien nur Bandenkriege und Drogenbarone berichten) als sehr gastfreundliches Land und Mexiko-City als sehr saubere Stadt: »In der U-Bahn könne man vom Boden essen.« Von da aus ging es wieder nach Neuseeland, wo er erneut als Koch arbeitete und das Land mit dem Rad bereiste. Nach zwei Jahren zog es ihn aus dem gelobten Land wieder in die Südsee, wo er die Inseln Togo und Samoa besuchte, um daran anschließend ein zweites Mal Mexiko zu erkunden. 1999 flog er wieder zurück München, um die nächste größere Reise vorzubereiten. Und die hatte es diesmal in sich: 2002/2003 bewältigte er mit dem Rad die 18.000 km lange Strecke von München nach Kapstadt. Die Rückreise erfolgte mit einem riesigen Containerschiff, das zu günstigen Tarifen auch einige Gäste mit an Board nahm: Captain’s Dinner inklusive!

Im November 2006 startete seine erste große Asienradtour. Der Weg führte ihn Phuket in Thailand in zunächst Richtung Norden nach Laos und von dort aus entlang des Mekongs mit seinen riesigen Wasserfällen in Richtung Süden nach Kambodscha. Dort besuchte er die im Urwald gelegenen Tempelanlage von Angkor Wat. Von da aus führte der Weg weiter nach Vietnam, wo er Millionenstädte durchfahren musste um bis an die chinesische Grenze vorzustoßen. In China überquerte er auf einer Strecke von 2.000 km fünfzehn Pässe, der höchste davon 4.800 m. Von der Provinz Sichuan ging es über die nördliche Seidenstraße weiter nach Almaty der größten Stadt Kasachstans. Von dort aus fuhr er weiter nach Kirgisien mit seiner dünnbesiedelten alpenähnlichen Landschaft. Über den 3.500 m hohen Irkeschtam-Pass ging es dann zurück nach China in Richtung Karakorum-Highway. Diese 1978 fertiggestellte höchstgelegene Fernstraße der Welt führt entlang imposanter 7.000er-Gebirge. Nach Überquerung ihres höchsten Punktes (die nur mit dem Bus möglich ist), dem 4.733 m hohen Khunjerab-Pass, ging es dann weiter nach Pakistan. Dort war im Herbst 2007 nach über 16.000 km das Ende der Reise erreicht. Von Islamabad flog er nach Neuseeland, wo er knapp ein Jahr auf Great Barrier Island als Koch arbeitete. Im März 2009 startete er von Honkong seine zweite große Asienreise, die nach über 12.000 km im Fahrradsattel in Istanbul endete. Sie führte ihn von China über die südliche Seidenstraße nach Kirgistan, Tadschikistan, Kasachstan, Usbekistan, Georgien und die Türkei. Sie gehört mit zu seinen schönsten Touren.

Das Rad

Auch ein qualitativ hochwertiges Rad zeigt bei Extremreisen Verschleißerscheinungen. Kleinere Schäden, wie der Bruch der Verankerung einer Gepäckaufhängung, werden unter Einsatz des jeweils verfügbaren landeseigenen Knowhows repariert. Da ergeben sich zwangsläufig Unterschiede in der Qualität: Links eine gelungene Schweißarbeit in Angola und rechts ein miserables Ergebnis aus Tadschikistan.

Insgesamt hat Peter Schleifer auf seinen Touren die unglaubliche Strecke von 120.000 km mit dem Rad bewältigt, also fast drei Mal unseren Planeten umrundet. Ziemlich genau die Hälfte davon mit seinem zweiten Rad, das er sich 2002 für die Afrika-Tour von München nach Kapstadt zugelegt hatte und mit dem ich ihn in Mallorca traf. Für Radtour-Fans soll es hier detaillierter beschrieben werden: Es handelt sich um ein Mountain-Trekkingbike der Fa. Nöll Fahrradbau, die darauf spezialisiert ist, durch qualitativ hochwertige Verarbeitungstechniken außerordentlich robuste und laufsichere Räder zu bauen. Das Kernstück des Rades ist ein 61-er kaltgelöteter Chrom-Molybdän Rahmen, dessen Spezialstahlrohre eine hohe Zugfestigkeit, bei einer sehr guten Dehnung aufweisen. Es hat 26-er Laufräder mit einer breiten Bereifung, die auch für stark zerfahrene Wege geeignet sind und spezielle entwickelte Gepäckträger, mit tiefem Schwerpunkt für lange Touren. Die Mavicfelgen mit wartungsfreien DT-Swiss-Onyxlagern stammen von der Fa. Whizz-Wheels. Der Rest ist Standard: 3-fach Kettenblatt vorne, 8-fach hinten, die meisten Komponenten von Shimano, V- Bremsen, Multilenker und Brooks-Sattel.

Die Geschichte

 Peter Schleifers vollbepacktes Rad auf dem ›Transafrika-Highway‹ im Kongo
Peter Schleifers vollbepacktes Rad auf dem ›Transafrika-Highway‹ im Kongo. Da das Hinterrad seit Burkina Faso Risse in der Felge zeigte, hatte sein Ausrüster »Radsport-Rottach« in Sonthofen ihm – mit der zwar nicht gerade billigen aber ausgesprochen zuverlässigen DHL– ein Ersatzrad zu einer Poststation nach Togo geschickt.

2006 hat Peter Schleifer einen Reisebericht über seine insgesamt 18.000 km lange Afrika-Tour 2002/2003 geschrieben. Der Titel lautet »Kleiner Tiger in Afrika – Von München nach Kapstadt«. Ein sehr unterhaltsam und informativ geschriebener Bericht. Man erfährt, dass die Gefahren der Reise nicht von wilden Tieren, sondern im islamischen Norden eher vom Fastenmonat Ramadan und von aggressiv bettelnden Kindern oder im christlichen Süden von Polizisten ausgehen, die sich insbesondere an Feiertagen hoffnungslos betrinken. Balsam für die geschundene deutsche Seele sollte sein, dass er in fast allen Ländern, wo er sich als German oder Allemand zu erkennen gab, sehr gastfreundlich empfangen wurde. Ernsthafte Probleme gab es eigentlich nur mit den Behörden, bei der aufwendigen Visumbeschaffung im Vorfeld der Reisen und vor Ort an den Grenzstationen. Die vielfach korrupten Zollbeamten neigen dazu, aus jeder Passkontrolle einen Staatsakt zu machen, den sie sich nach Lust und Laune fürstlich honorieren lassen.

Bestehen Zweifel am Zustand oder der Befahrbarkeit eines Weges sind die Angaben der einschlägigen Reiseführer oft genauso unzuverlässig wie Auskunft der Einheimischen. Die Ortsansässigen können sich oft nicht vorstellen, wie kräftezehrend es ist, einen verschlammten Weg mit einem schwerbeladenen Fahrrad zu befahren. Als bester Ratgeber bleibt dann das Bauchgefühl und die Erkenntnis, dass jeder misslungene Versuch zwar die Physis, die Nerven und das Material strapaziert, aber auch klüger macht. Apropos wilde Tiere: Von den ersten, typisch afrikanischen Wildtieren liest man – einmal abgesehen von toten Schlangen oder Buschratten, die am Wegesrand oder in Garküchen zum Verzehr angeboten werden – erst auf Seite 167 des Berichts: Es sind Antilopen und Strauße in einem Nationalpark! Kein Wunder, dass immer mehr afrikanische Touristen den Safari-Park in Schloss-Holte Stukenbrock besuchen, um die ›Big Five‹ endlich einmal live zu sehen.

Im Folgenden werde ich einige Passagen aus Peter Schleifers knapp 200 Seiten umfassenden Bericht zitieren, damit der Leser sich einen möglichst authentischen Eindruck von den Strapazen, Hindernissen und natürlich auch den Freuden seiner Afrika-Tour machen kann:

Marokko

Marokko Fés Markteingang
Eingang zum großen Markt in Fès, in dem die landeseigene Geldwährung Dirham das Leben bestimmt.

»Die nächsten Tage schauen einsam und verlassen aus. 500 km und zwei eingetragene Orte in der Michelinkarte. Nichts außer Steinen, so weit du schaust, alle heilige Zeit fährt ein Laster oder Auto vorbei. Der Sand weht über die Straße, der ›Planet‹ hüllt sich in dieses gelbe, undurchsichtige Licht und am Horizont tauchen ›Müllberge‹ auf. Der Wind nimmt zu und die Abermillionen Sandkörner werden zu kleinen Geschossen. Die ›Müllhalden‹ kommen näher und entpuppen sich als Fischerdörfer, die stellenweise nur aus Wellpappe und Plastikplanen bestehen. Unten in den Buchten liegen viele Holzboote, die für ›Reichtum‹ sorgen müssen. Von oben, den Klippen, hat man diesen fantastischen Blick, über die endlose See. Unten am Strand, oder aus dem seichten Meer, ragen und liegen all die gestrandeten Wracks und die davon übrig gebliebenen Schiffsskelette heraus, die es nicht geschafft haben, bei stürmischen Wetter ihren Hafen zu erreichen.

Überraschend wirkt der Boulevard im kleinen gemütlichen Ort Boujdour. In einem gepflegten Hotel mit anständigen Preisen, nur 30 Dirham, zwei Tage eine Pause eingelegt. Den Fischern unten am Hafen zu geschaut, wie sie ihre bunt angemalten Boote mit ihrem reichlichen Fang entladen und ihn in der Markthalle bei lautem Geschrei an Großhändler weiterverkaufen, die die Ware, dann in Kühllastern gen Norden transportieren. Im Ort, am Markt, ist reichliches Treiben, Wüstenbewohner beladen ihre Kleintransporter mit den nötigsten Sachen, um in den umliegenden Oasen leben zu können. Überall läuft Militär herum, das seine Zeit in Cafés und Essbuden totschlägt, bevor es wieder in die Einsamkeit muss, zu den Kasernen. Auch beim Metzger herrscht Hochbetrieb, Kamele warten angebunden auf ihre letzten Stunden und sehen schon die Kameraden, von Fliegen bedeckt, in der Auslage hängen.«

Mauretanien

Sanddünen so weit das Auge reicht
Sanddünen so weit das Auge reicht. In den trostlosen Oasen scheint der Haupterwerb der ›Sandschaufler‹ darin zu bestehen, für geringste Dienstleistungen eine Rechnung zu präsentieren.

»Schnurgerade schneidet sich die Straße durch die Gegend, nachdem ich das Gebirge des Atars mit seinen Schluchten und Einschnitten hinter mir lasse. Grüne Pflanzen neben der Fahrbahn, wie Sonnenblumen ohne Köpfe begleiten mich an manchen Stellen. Sandwinde verwandeln die Landschaft in ein Bild der Angst, sehe oft nur zehn bis zwanzig Meter weit, die vereinzelten , die vereinzelten Bäume erscheinen wie dunkle Gestalten aus einer anderen Welt. Die Hitze gibt mir den Rest, ausgepowert strampeln die Füße voran, plötzlich steht da eine kleine Holzhütte mit Baum, stelle das Rad daneben und finde Ruhe im Schatten. Ein paar kräftige Züge aus der Wasserflasche lassen in meinem Inneren wieder Leben aufkommen. Bis auf einmal einer dieser Sandschaufler aus dem Nichts auftaucht und Geld für den Schatten verlangen will. Einige Male luden sie mich zum Tee ein - in ihren Hütten, danach kam die Überraschung, auf einem Zettel wurde die Rechnung präsentiert.

Wichtigtuer sind sie alle hier, zu lange abgeschottet von der westlichen Menschheit. Ich glaube jedes Kind bekommt einen Quittungsblock in die Hand gedrückt. Auf der Suche nach Touristen wird für die unmöglichsten Dinge Geld verlangt: Unterm Baum im Schatten sitzen, Radfahren und Nach-dem-Weg fragen.

Die größte Gefahr beginnt in einer Woche! ›Ramadan‹. Bis dahin muss ich das Land verlassen haben, sonst verhungerst Du am Tage. Der benachbarte Senegal könnte da etwas toleranter sein.

Einhundertfünfzig Kilometer sind täglich zu bewältigen, wenn du nicht im Busch übernachten willst. Zwei Orte mit Verpflegung und einfachen Unterkünften soll's geben, und so erreicht der Tiger mit mir am späten Nachmittag noch kurz vor Sonnenuntergang »Akloujt«.

 

 


Die idyllische Bucht von Sa Calobra ist wegen ihrer Schönheit und dem gewaltigen Torrente de Pareis, der hier durch eine riesige Schlucht ins Meer mündet, eine der am meisten besuchten Orte in Mallorca. Der Bucht ist nur über eine wilde kurvenreiche Straße, die Sa Calobra (Schlangenstraße), zu erreichen.

 
Mali

 Lehmspeicherhäuser in den Dogon-Dörfern, die für ihre Felsbehausungen berühmt sind.
Lehmspeicherhäuser in den Dogon-Dörfern, die für ihre Felsbehausungen berühmt sind.

»Glauben zuerst, auf dem Holzweg oder besser gesagt Feldweg gelandet zu sein! Eine steinige und auch sandige Piste zieht sich über Hügel mit phantastischen Blicken am Fluss entlang zu den ›Felou-Wasserfällen‹. Zum Glück führen sie nicht allzu viele Wasser mit sich, weil unser Weg über die großen Felsbrocken und Steine geht, die Teil des Wasserfalls und der Stromschnellen sind. Danach schlägt sich die Piste stellenweise durch wunderschöne Dörfer und Orte mit ihren Lehmhäusern und gewaltigen Mango-bäumen durch. Schreiende Kinder rennen uns entgegen oder auch davon, wenn sie die Räder erblicken. ›Tüüüt, Tüüüt‹ hupt der kleine Tiger, und Freude kehrt bei den Kindern wieder ein.

Jinji wird meistens von den Einheimischen für einen Chinesen gehalten, was ihn nicht gerade beglückt. Bei mir fällt ihnen gleich die ganze deutsche Fußball-Nationalmannschaft ein, von denen nicht mal ich alle Namen kenne. Zum Ende des Tages erwischt es kurz vor der kleinen Ortschaft Diamu diesmal mein Rad mit einem Platten im Vorderreifen durch einen Akaziendorn, der zweite auf dieser Reise, der erst mal geflickt wird.

Am gemütlichen Bahnhof des Ortes, in Garküchen, die auf Kundschaft von Zugpassagieren warten, haben wir erst einmal etwas gegessen. Zwei bis drei Mal in der Woche stoppt der ›Dakar-Bamanko-Express‹, der von vereinzelten Touristen benutzt wird, von denen einige auch Autos verladen wegen der schlechten Straßen. Auch verkehren hie und da mal Züge am Tage zu den nahegelegenen Orten.

Jinji stellt sein Zelt am Dorfrand in einem Restcamp auf, ich schlafe in einer einfachen Rundhütte aus Lehm daneben. Die Eigentümer bringen uns noch einige Kübel Wasser, um den Dreck des Tages von unseren Körpern abspülen zu können.«

Gabun

Christliche Missionen sind in Afrika ein Hort der Sicherheit, außer vor betrunkenen Polizisten...
Christliche Missionen sind in Afrika ein Hort der Sicherheit, außer vor betrunkenen Polizisten...

»Auf dem Rückweg in mein Gästehaus torkelt schon wieder ein betrunkener Polizist aus einer der zahlreichen Bars heraus.

Trinkhöhlen und Bars sind allgegenwärtig. Dort kann man den öden Alltag vergessen. Die Musik dröhnt verzerrt und kratzend in voller Lautstärke ins Universum. Palmwein wird aus Halblitergläsern gesoffen und das ganze mit Bier nachgespült. Dazu halbseidenen Frauen, bei denen es mir schon beim Anblick den Magen umdreht.

Passport‹ schreit der Polizist, ›woher kommst du? Wohin gehst Du?‹ ›Allemagne‹ antworte ich, ›und jetzt geh ich zurück ins Hotel, wo mein Passport liegt‹. Natürlich trage ich den Pass bei mir, aber dem besoffenen Polizisten wollte ich ihn nicht zeigen. Er folgt mit einigen anderen Leuten zurück ins Hotel. Hier fühle ich mich jetzt sicher, da sich mein Hotelier und Freunde von ihm im Haus aufhalten.

Zeige nun dem Polizisten den Pass, wankend schaut er hinein und steckt ihn in seine Kampfhose. ›Kannst du morgen auf der Polizeistation abholen‹, lallt er. Den bekomm ich nie wieder zurück, der verliert ihn oder sonst was, sind meine Gedanken. ›Gib ihn mir zurück… bitte‹, sag ich.

Auch die anderen Anwesenden im Raum sind der Ansicht, er soll ihn zurückgeben und morgen kann man ja zur Polizei gehen. Nein, davon will er nichts wissen und bewegt sich zum Ausgang. Vielleicht habe ich in diesem Moment die Nerven verloren oder ich vertrage das Lariam ›Die Malariaprophylaxe‹ doch nicht so gut. Ein Pass war ja schon weg, der auf der nigerianischen Botschaft in Berlin.

Packe den betrunkenen Polizisten am Körper und versuche mir den Pass aus seiner Hose zu holen. Bei diesem Gerangel stürzen wir beide zu Boden und ich schlage mir den Kopf am Tisch an aber lasse nicht locker. Wälzen uns weiter am Boden, wobei meine Hand schon fast in seiner Seitentasche angelangt ist. Habe ihn nun auf dem Rücken und würge ihn am Hals. Als ich den Pass in seiner Tasche berühre, rennen uns die Anwesenden.

Stehen uns nun gegenüber; und ich als ich eine Sekunde nicht aufpasse; schlägt er den Kopf mit voller Wucht gegen meinen. Ein fürchterlicher Schmerz durchfährt mich, etwas ist mit meinem Schneidezahn nicht mehr in Ordnung.

Er spaziert einfach mit dem Pass aus dem Hotel und alle Anwesenden reden wirr durcheinander. Es ist ein böser Alptraum denke ich mir.«

 

 


Mali ist berühmt für seine Lehmarchitektur. Die (hier nicht abgebildete) Große Moschee von Djenné ist eines der größten Lehmgebäude der Welt und zählt zu den berühmtesten Bauwerken Afrikas. Ende Juni 2012 haben islamistische Milizen im Norden Malis kulturell bedeutsame Lehm-Mausoleen zerstört. Obwohl sie zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören, schauen die Uno und die Afrikanische Union bisher (wie so oft) tatenlos zu..

 

Angola

 Affenbrotbäume in Angola, dem Land mit den gastfreundlichsten Menschen in Afrika.
Affenbrotbäume in Angola, dem Land mit den gastfreundlichsten Menschen in Afrika.

»Die nächsten 80 km erweisen sich noch als recht gut, aber dann. Aufgerissener Asphalt, tiefe Löcher wie Bombenkrater erschweren ein Vorwärtskommen. Schlängele mich so um die Löcher herum, wie auf einem Schweizer Käse. (…) Nach einigen Stunden auf der Löcherpiste und der immer karger werdenden Umgebung taucht ein Oasental auf, voller Palmen und gewaltiger Bäume.

Früchte, Gemüse und Salate werden von zahlreichen Händlern neben der Piste angeboten. Einfache Restaurants laden zum Essen ein.

Nehme Platz an einem der vielen Holztische und bestelle Hühnchenkeule mit Reis und Sauce. Die Auswahl ist reichlich in zahlreichen Töpfen, welche aufgereiht vor jedem Laden stehen. Danach erkundige ich mich nach der Möglichkeit einer Übernachtung, und man zeigt mir, einige hundert Meter entfernt, inmitten dieses Gewühls eine alte Farm.

Ein alter Bauernhof, besser gesagt eine Kolchose erblicke ich vor mir. Einschusslöcher in den Fassaden, abgebrannte Dachstühle und verrostete Traktoren stehen im Hof.

Eine junge Familie fragt, ob sie mir helfen kann.

Ich bin der stolze Besitzer dieser Anlage‹, sagt der Mann und stellt mir seine Frau und zwei Kinder vor. Sie sitzen im Freien um ein offenes Feuer herum, bereiten gerade ihr Abendessen zu. ›Tut mir leid, dass alles so heruntergekommen ist‹, entschuldigt er sich, ›aber der Krieg hat vieles zerstört‹, fährt er fort.

Kein Geld steht uns zur Verfügung, um die Kolchose wieder aufzubauen. Vor einigen Jahren halfen uns die Ostdeutschen, und die Kubaner schützten uns vor Rebellen, aber jetzt müssen wir auf eigenen Beinen stehen.‹«

 

 

Peter Schleifer wird im Hafen von Cabinda, umringt von neugierigen Angolanern, von einem Fernsehteam interviewt.

 

Südafrika

Geschafft!: Der Cape Point, der südlichste Punkt des afrikanischen Kontinents, ist erreicht.
Geschafft!: Der Cape Point, der südlichste Punkt des afrikanischen Kontinents, ist erreicht.

»Schnee auf den Bergen. Vor mir breitet sich das fruchtbare Citrustal aus, in dem riesige, Obstplantagen den Ton angeben. Zwar wächst jetzt im Winter noch nichts, aber die Bäume werden gepflegt und gehegt für die nächste Ernte im Herbst.

Verbringe die Nacht in Clanwilliam, von wo sich die Straße am Olifantsriver entlang schlängelt und später über einen Pass runter nach Pikeberg geht.

Entscheide mich von Pikeberg den Weg zur Küste einzuschlagen, der mich weiter nach Velddrif bringt.

Meer! Seit langem habe ich keines mehr gesehen, und ich bin überzeugt, es ist ein Teil meines Lebens. Wenn ich so am Strand sitze, dieser Blick über das endlose Wasser, Stunden kann ich verharren – die Zeit verstreichen lassen, ohne dass es mir langweilig wird.

Nach einigen Tagen der Ruhe und Entspannung setzte ich meine Fahrt an der Küste nach Langebaan fort. Ein Urlaubsort gelegen an einer schönen Lagune. Von hier aus unternehme ich einen Tagesausflug mit dem Rad zum nahegelegenen West Cost National Park.

Wunderschön ist er gelegen, mit seinen hohen Felsenklippen, gegen die die Wellen brechen und landeinwärts die Fortsetzung der Lagunen mit ihren weißen Sandstränden. Eine Anzahl von Tieren ist in dem hügeligen Nationalpark anzutreffen. Hauptsächlich begegne ich auf meiner Rundreise im Park Antilopen, Strauße und hunderten von kleinen Schildkröten; die tummeln sich auf und neben der Straße.

Nach 400 Tagen und 18.000 Kilometern ist das Ziel erreicht. Geschafft! Vor mir liegt Cape Town, am Fuße des Tafelbergs. Was für ein Gefühl nach all den Monaten!«

Nachbemerkung

Peter Schleifer hat auf seinen Reisen nie ein Handy oder gar ein Sattelitentelefon mitgenommen. Erst während seiner Afrika-Tour hat er Mailen gelernt und sich eine eigene Mailadresse zugelegt. Sie lautet »Lumbumbaschi[at]yahoo.de«, eine schöne Adresse, die Fernweh weckt, wenn man sie ausspricht. Auf all seinen Reisen ist er nur einmal überfallen worden und zwar von Halbwüchsigen an einem afrikanischen Strand, die ihn mit einem Messer bedrohten und ausraubten. Die Welt ist offenbar friedlicher und gastfreundlicher, als uns die unzähligen Medienberichte über Verbrechen und Betrug glauben machen. Auch für Weltenbummler gibt es natürlich NO-GO-Areas. Das sind Staaten oder genauer gesagt ›failed states‹ wie Somalia oder Afghanistan, wo islamische Extremisten ihr Unwesen treiben.

In unserer behüteten Wohlstandsgesellschaft ist der reiche Erfahrungsschatz, den Peter Schleifer sich erarbeitet hat, um in der Fremde den richtigen Weg, ein akzeptables Quartier und etwas Genießbares zum Essen zu finden, weitgehend wertlos. Deswegen würde er wohl, wenn man ihm an seinem derzeitigen Wohnort in München als Taxifahrer begegnen sollte, wie ein ganz normaler Großstadtbewohner wirken. Es sei denn, man fragt ihn nach seinem Leben… Wer es auf einen solchen Zufall nicht ankommen lassen will, kann trotzdem mehr über sein Leben erfahren. In der Sendereihe »Lejeune - der Personality Talk« wird er während einer Taxifahrt eine dreiviertel Stunde lang interviewt.

Ich danke Peter Schleifer für die freundliche Bereitstellung seines Afrika-Manuskripts und die kritische Durchsicht dieses Artikels.

G.M., 07.07.12

 

 

 

Peters Rad vor dem Hintergrund des 1000 m hohen Tafelberg-Massivs, dem Wahrzeichen von Kapstadt.

 
Tageschau-TV-Frau ohne Unterleib

TV Frau ohne Unterleib
Die Nachrichtensprecherin Judith Räkers könnte auf einem Jahrmarkt als ›Frau ohne Unterleib‹ auftreten. Die Illusion wird durch den strengen Kostümschnitt, den gefassten Blick und den spiegelnden Tisch erzeugt.

Seit fast einem halben Jahrhundert ist die Hauptausgabe der Tagesschau für Millionen von Bundesbürgern zu einer täglichen Gewohnheit geworden. In den 1960er Jahren läutete der Gongschlag um 20:00 Uhr, mit dem sie beginnt, das ultimative Ende des Arbeitstages ein. Die Garten- oder Hausarbeit war geschafft, die Kinder ins Bett gebracht und die Eltern lehnten sich entspannt in den Sessel zurück.

In den 1970er Jahren wurde dieses Feierabendritual etwas aufgeweicht, weil die Kinder nun mit vor dem Fernseher saßen und die um 19:00 Uhr gesendeten ZDF-heute-Nachrichten den Beginn des Feierabends flexibler gestalteten. Zudem wurde die heute-Sendung journalistischer präsentiert und konterkarierte damit den rituellen Verkündungscharakter der Tagesschau.

Noch immer steht die Tagesschau für Glaubwürdigkeit, Kompetenz und seriöse Berichterstattung. Sie gilt als so vertrauenswürdig und verlässlich, dass viele Fernsehzuschauer keine Notwendigkeit sehen, sie mit vollem Bewusstsein wahrzunehmen. Helmut Thoma prägte den Satz »Die Tagesschau ist keine Sendung, sondern pure Gewohnheit. Die kann man auch in Latein verlesen.«

Sie kann sogar, wie das obige Bild dokumentiert, von einer ›Frau ohne Unterleib‹ verlesen werden, ohne dass der Zuschauer erschrickt. Dabei handelt es sich um keine Sparmaßnahme der Redaktion, sondern die Körperlichkeit des Sprechers hat hinter der Nachricht zurückzustehen. Jegliche erotische Attitüde, stylige Kleidung oder persönliche Note könnte das Hochamt ihrer Verkündigung gefährden.

Weiterführende Quellen: WIKIPEDIAFernsehmuseum Hamburg & Schaubuden: Illusionen + Zaubertheater

G.M., 11.06.12

 

 

 

 
Mister Europa und seine Außenministerin

Europa und der Stier
Foto: dpa

2009 hat sich die Europäische Union auf den Belgier Hermann Van Rompuy als EU-Ratspräsidenten und die Britin Catherine Ashton als EU-Außenministern geeinigt. Die Qualifikation beider Politiker für diese Spitzenpositionen bestand darin, dass sie beim Machtpoker der Mächtigen der Europäischen Union der kleinste gemeinsame Nenner waren*). Glanzvolle Auftritte im Namen der EU sind von beiden nicht zu erwarten, hieß es hinter den Kulissen, außer vielleicht in der Muppet Show.

Van Rompuy hat eher die Aura eines Sekretärs als eines Präsidenten, soll sich aber laut dem Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL im Schatten der Euro-Krise zu einem einflussreichen Strippenzieher gemausert haben. Er gilt allerdings weiterhin als Befehlsempfänger und Erfüllungsgehilfe der Regierungschefs, allen voran des deutsch-französischen Duos und wurde deshalb am 01.03.2012 mit einer zweiten Amtszeit belohnt.

Lady Ashton betonte bei ihrem Amtsantritt 2008, dass sie das Rampenlicht nicht um jeden Preis suche. Nun hat das Rampenlicht sie gesucht. Nach dem Attentat auf eine jüdische Schule im südfranzösischen Toulouse, bei dem drei Schüler und ein Rabbiner kaltblütig erschossen wurden, brachte sie israelische Angriffe auf den Gaza-Streifen in einen Zusammenhang mit dem Anschlag. Bei einer Ansprache vor jungen Palästinensern erinnerte sie daran, dass ja an vielen Orten dieser Welt Kinder stürben, unter anderem auch in Gaza.

Der Journalist Hansjörg Müller kommentierte auf dem Online-Tagebuch Die Achse des Guten, dass niemand ernsthaft bestreiten würde, dass in vielen Krisengebieten Kinder sterben würden. Die EU-Außenbeauftragte würde hier aber ein alt bekanntes antisemitisches Denkmuster kopieren: Judenhass ist immer eine Reaktion auf jüdisches Fehlverhalten. Geschieht Juden irgendwo auf der Welt etwas Schlimmes, sagt der Antisemit: selber schuld.«

*) Das politische System der EU hat ein folgenschweres Problem: »Während die Zusammenarbeit zwischen den Eliten [Das monatliche Salär von Ashton beträgt z. B. 23.006 Euro, G.M.] gut funktioniert, haben die Bürger wenig Möglichkeiten zu politischen Einfluss.« aus: Haller, Max (2009): Die europäische Integration Elitenprojekt. – Beilage zur Wochenzeitung »Das Parlament«

G.M., 25.03.12

 

 

 


  Toni Blair (Foto: AFP)

Etwas mehr Glanz in die EU-Ratspräsidentschaft hätte vielleicht der ehemalige britische Ex-Premier Toni Blair bringen können. Als Konsenskandidat war er jedoch chancenlos, weil er den EU-Mächtigen zu viel Charisma und Profil hatte und man befürchtete, er würde seine Kompetenzen als Ratspräsident ausweiten.

 
Mimik und Spielwitz genial!

Laienschauspieler: Bettina Körner, Angela Merkel u. Christian Wulff. »Neujahrsempfang – Gute Miene zum bösen Spiel«

Unter der Regie des Bundespräsidialamtes stellten prominente Laienschauspieler im Schloss Bellevue ihr aktuelles Stück »Neujahrsempfang – Gute Miene zum bösen Spiel« vor. Die Vorstellung wurde immer wieder von Szenenapplaus unterbrochen.

Laienschauspieler Stänkelheim

Auch die Laienschauspieler des SV Stänkelheim glänzten durch herausragende schauspielerische Leistungen und verschafften dem Publikum mit ihrem neuen Stück »Schnäppchen billig, Gattin willig« einen Lacher nach dem andern.

G.M., 04.02.12

 

 

 


  (Foto: DPA)

2007 stellten der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber, dessen Gattin Karin und die Fürther CSU-Rebellin Gabriele Pauli im Münchener Residenztheater ihr Stück »Neujahrsempfang 2007 - Die schöne Rebellin und der alternde Landesherr« vor. Dabei erlebten die 1.500 anwesenden Zuschauer ein Wechselbad der Gefühle. Befreitem Lachen folgte immer wieder maßlose Betroffenheit. Viele Zuschauer konnten die Tränen nicht zurückhalten als schlussendlich die Rebellin den Landesherrn stürzte. Pauli wurde später mit dem Stoibär in der Kategorie beste Nebenrolle ausgezeichnet.

 
Ulla und Horst

Ulla und Horst - Gundula Schulze-Eldowy
Gundula Schulze-Eldowy*)

Horst machte keinen Hehl daraus, dass Ulla zwar nicht seine erste, aber dafür mit Abstand seine bisher größte Liebe war.

*) ›Mit ihren offenen, kompromisslosen Ansichten von Menschen, deren Leidenschaften und Sehnsüchten, und einem spezifischen Blick auf den Körper war die Berliner Fotografin auch in der DDR eine Außenseiterin. Ihre harten, zivilisationskritischen Bilder fingen die Mentalität der sozialistischen Gesellschaft ein und gehen an die Grenzen des Erträglichen. Sie zeugen zwar von Zuneigung, aber ihnen fehlt jede Scham.‹

G.M., 01.01.12

 

 

 


  Gundula Schulze-Eldowy

»Fotografieren bedeutet, dass du Bruchstücke und Scherben deines zerstückelten Ichs zusammenliest.«

 
Wo nur noch Not erfinderisch macht

Wo nur noch Not erfinderisch macht
Ausnahmemobil: Innovative chinesische Technologie mit unverwechselbarem Design

Die chinesische Autoindustrie boomt zwar, ist aber bisher weniger für ihre technologische Innovation, als für ihre Dreistigkeit (und Schnelligkeit) bekannt, mit der sie das Design von Originalmodellen europäischer, amerikanischer oder japanischer Autohersteller kopiert. Im Land des Lächelns wird dies selbstverständlich nicht als Produktpiraterie bezeichnet, sondern mit einem weisen Spruch aus der landestypischen Philosophie gerechtfertigt: »Die Kopie drückt die Wertschätzung des Originals aus!« Verständlicherweise sind nicht alle betroffenen Hersteller von dieser Art der vereinnahmenden Hochachtung begeistert.

Wo nur noch Not erfinderisch macht Wo nur noch Not erfinderisch macht
Mini- und Smart-Nachbau aus chinesischer Produktion: Dreistes Plagiat oder nur Wertschätzung des Originals? Fotos: Tom Grünweg; Quelle: Spiegel-Online

Im förmlichen Umgang sind Chinesen eher dafür bekannt, auf Harmonie bedacht zu sein. Wenn es aber um ihre wirtschaftlichen Interessen geht, kalkulieren sie knallhart und wissen natürlich, dass Kopien erheblich günstiger zu produzieren und zu vermarkten sind als Modelle, die eigenständig entwickelt werden. Als mildernder Umstand ist allenfalls zu berücksichtigen, dass beim Autodesign inzwischen ein gewisser Sättigungsgrad erreicht ist. Soll heißen, auch für etablierte Hersteller mit eigenem Markenprofil wird es zunehmend schwieriger, neue Modelllinien zu produzieren, die sich von den Produktlinien anderer Hersteller deutlich unterscheiden.

Bekanntlich ist es deshalb oft kaum mehr möglich, ein neues Modell auf dem ersten Blick – wie vom Hersteller angestrebt – einer bestimmten Marke zuzuordnen. Das eingangs abgebildete, bizarr aussehende Fahrzeug hebt sich erfreulich von diesem Trend ab. Es besticht durch ein unverbraucht-unverwechselbares Design und könnte der Prototyp für eine neue Modelllinie sein. Mit etwas Phantasie betrachtet, könnte man es als eine gewagte Symbiose aus einer antriebslosen Erntemaschine mit den ersten Motorfahrzeugen des späten 19. Jahrhunderts beschreiben. Ferner sind Anleihen an den legendären Ford »Tin Lizzy« aus dem frühen 20. Jahrhundert erkennbar.

Sieht man von den Oldtimer-Merkmalen ab, könnte es sich um eine Art Retro-Design handeln, einem Designstil, der noch am Ehesten so etwas wie einen visuellen markenspezifischen Wiedererkennungswert bewahrt hat. Dieses Fahrzeug besticht allerdings nicht nur durch sein originelles Design, sondern auch durch seine Technologie. Sie überzeugt durch eine gelungene Kombination von Archaik und Moderne. Genial erscheint die Verbindung von einem primitiven Holz- und Metallaufbau mit einem robusten Dieselgenerator zu einem straßentüchtigen Fahrzeug. Hinzu kommt der Einsatz von Hightech, denn bei dem mittig angebrachten Scheinwerfer könnte es sich um einen LED-Strahler handeln.

Der lässig anmutende Fahrer scheint zugleich der Konstrukteur des Fahrzeugs sein. Es besteht wenig Zweifel daran, dass kein noch so erfahrener und genialer Ingenieur eines etablierten Autoherstellers in der Lage wäre, ein solches Fahrzeug zu erfinden. Der Grund ist relativ simpel: Solche Konstruktionen können nur unter schwierigsten Produktionsverhältnissen entwickelt werden, also in organisierten Mangelwirtschaften oder dort, wo Not und Elend oder beides herrschen. Wo das Naheliegende nicht greifbar ist, blüht bekanntlich die Phantasie und laufen Tüftler zur Hochform auf.

Und so mag sich unser braver Konstrukteur mit diesem Fahrzeug den Unbilden der Witterung, den Schlaglöchern oder überlangen Anhaltewegen aber sicherlich nicht Plagiatsvorwürfen aussetzen. Vermutlich steht ihm sogar der Ruhm zu, seit über dreihundert Jahren das wohl erste chinesische Automobil konstruiert zu haben, das keine Kopie ist. Laut WIKIPEDIA hat nämlich der belgische Jesuitenpater Ferdinand Verbiest 1678 am chinesischen Hof einen dreirädrigen Dampfwagen gebaut, ein Modell, das mit Sicherheit keine Kopie war!

G.M., 20.11.11

 

 

 
Wendepunkt

Serien Killer

Der unkonventionelle Marketing-Experte Kevin Horn kommentierte diese Abbildung – sich erfrischend von der geistlosen Masse der albernen FUN- oder EPIC FAIL-Websites abhebend – damit, dass dieser neugierige Bub entweder seine Lektion lernt oder wir hier die Geburt eines Serienkillers sehen.

G.M., 01.10.11

 

 

 
Zeitloses: Pryms Druckknopf von Weltruf

Pryms Druckknopf von Weltruf

Vor fast genau 30 Jahren wurde ich während meines Studienaufenthaltes in Basel von einer Bekannten freundlich genötigt, an der Haushaltsauflösung einer verstorbenen Kurzwaren-Sammler- und Jägerin teilzunehmen. Vom mehrfarbigen Buntstift bis zum vielzahnigen Reißverschluss gab es so gut wie alles noch originalverpackt und in zigfacher Ausführung.

Für einen WG-Studenten natürlich lauter überflüssige Dinge. Schlussendlich habe ich mir eine Druckknopfkarte der Firma Prym mitgenommen. Sie erschien mir halbwegs praktisch verwendbar (man bastelte damals noch kleine Geschenke...) und sogar ästhetisch ansprechend. Zudem hieß es ermutigend: »Jeden Tag braucht jeder etwas von Prym!«

Jetzt ist mir die Druckknopfkarte im hintersten Winkel einer Schublade zufällig wieder in die Hände gefallen. Ein Knopf fehlte und vermutlich tat er das schon, als ich die Karte für ein paar Rappen bei den Erben erstand. Obwohl sie sich zwischenzeitlich in ihre Bestandteile zerlegt hatte, habe ich mich über den Fund gefreut und sie sorgfältig wieder zusammengeklebt.

Bei dieser besinnlichen Arbeit kam mir dann auch eine Idee, wie dieses zeitlos praktische Gesamtkunstwerk den bisher äußert armseligen und belanglosen Ergebnissen der Hochenergiephysik auf die Sprünge helfen könnte.

G.M., 05.03.11

 

 

 
Ist Deutschland ein Mekka der ausgestorbenen Arten?

Satire Dino Kinder
DPA

Spektakuläre Entdeckung: In Deutschland soll es wieder Kinder geben!

aus: WELT-ONLINE: Vorsicht, Satire!

G.M., 24.12.10

 

 

 
MONSTER CROC

MONSTER CROC
 

Dieses Monsterkrokodil wurde im August 2010 im äußersten Norden Simbabwes an der Grenze zu Mosambik von Steve Curle erlegt, weil es ausgewachsene Kühe attackiert und getötet hatte. Curle arbeitet mit den lokalen Behörden und den Nationalparkverwaltungen zusammen, um sie bei der Kontrolle problematischer Wildtiere zu unterstützen. Viele von den Krokodilen, die er geschossen hat, waren gefürchtete Menschenfresser und gehörten zu den größten Reptilien, die jemals gesehen wurden.

Curle ist zwar kein professioneller Jäger, verfügt aber über eine große Erfahrung in Umgang mit problematischen Wildtieren. Er glaubt, dass sich das Verhalten von menschenfressenden Krokodilen von dem Verhalten ihrer Artgenossen unterscheidet und dass sie extrem vorsichtig auf jegliche Annäherung von Jägern reagieren. Bei der hier abgebildeten Bestie handelt es sich um ein ca. fünf Meter langes Nilkrokodil (Crocodylus niloticus), das in den meisten Teilen Afrikas zu Hause ist und in Einzelfällen über 6 m lang und 1.000 kg schwer werden kann.

G.M., 21.11.10

 

 

 
Unser Loddar

Unser Loddar
 

Das Satiremagazin »Eulenspiegel« (Eigenwerbung: »Satire, Humor, Nonsens plus ultra. Unbestechlich, aber käuflich!«) war jahrzehntelang das einzige Satiremagazin der DDR. Auch heute nach der Wende hat es seinen Verbreitungsschwerpunkt in Ostdeutschland. Sein derber Humor (es gab schon mehrere erfolgreiche Unterlassensklagen) ist nicht jedermanns Sache, auch nicht immer meiner, zumal ich mit dem endgültigen Satiremagazin »Titanic« aufgewachsen bin.

Nun habe ich letztes Jahr von einer guten Freundin ein 12-monatiges Abo geschenkt bekommen. Und jedes Mal wenn das Magazin in meinem Briefkasten liegt, freue ich mich auf die Lektüre, denn auch für mich, gibt’s jedes Mal was zu lachen. Diesmal finde ich schon das Titelbild so gelungen, dass ich es meinen Lesern nicht vorenthalten möchte. Zudem ist es eine amüsante Ergänzung zu meiner Artikelserie über die Untiefen menschlicher und tierischer Partnerschaften.

Es karikiert auf sarkastische Weise, die spätpubertären und wiederholt öffentlich ausgetragenen Beziehungseskapaden unseres Exfußballnationalspielers Lothar Matthäus, der es zwar zu viel Geld, sportlichen Ruhm und immer jünger werdenden Partnerinnen, aber kaum zu persönlichen Format gebracht hat. Als wenn das nicht schon genug wäre, tun ihm jetzt auch noch (natürlich auch öffentlich) seine Eltern leid, die einfache ehrliche Leute seien, und sich nun dafür schämten, dass er ein ihnen nicht vermittelbares Jetset-Leben führen würde.

Was hat er im Unterschied zu BeckenbauerDer liebe Gott freut sich über jedes Kind«), dem seine Affären von der Öffentlichkeit verziehen wurden und der immer noch eine gesellschaftliche Lichtfigur ist, falsch gemacht? Kann es vielleicht sein, dass unser Loddar nicht begriffen hat, dass es eine ganz gewöhnliche (also instinktnatürliche) Geschichte ist, wenn eine Partnerin, die eine asymmetrische Beziehung eingeht, ohne Skrupel Liebe, Treue und Sehnsucht (die er verzweifelt in Kombination mit dauerhaft gutem Sex sucht) für Geld und Status vorheuchelt und das ›fremdge(he)n‹ keine Domäne von Männern ist?

G.M., 30.08.10

 

 

 
»Begegnung der Kulturen«

Verschämte Öffnung
Roger Shimomura

Jahrhundertelang war die traditionelle japanische Kultur gegenüber der modernen westlichen Zivilisation vollkommen abgeschottet. Der zunächst noch verschämten Öffnung folgte alsbald ihr vollständiger Niedergang.

G.M., 17.07.10

 

 

 
Abitur nach 12 Jahren muss keine Plackerei sein

Geschichte der Kunst
Quelle: www.nn.ru

Mustergültige Straffung des Lehrplanes in der Unterrichtseinheit »Geschichte der Kunst«.

G.M., 17.07.10

 

 

 
»Blühende Landschaften«

Plakatblüte in Potsdamer Altstadt
 

Dieses ehemalige Radio- und Fernsehgeschäft in einer 1A-Lage der Potsdamer Innenstadt hat es auch zwanzig Jahre nach der Wende zu nicht mehr als einer beindruckenden Plakatblüte gebracht. Das ist überhaupt nicht so spöttisch gemeint, wie die Überschrift dies suggerieren mag. Die Potsdamer Altstadt ist Anfang der 1980er Jahre nur knapp einer totalen Zerstörung durch die staatliche Plattenbauwirtschaft entgangen und hat sich erst nach der Wende prächtig entwickelt. Ohne Frage beherbergte sie in Zeiten der organisierten Mangelwirtschaft erheblich mehr Zeichen des Verfalls als in Zeiten der sozialen Marktwirtschaft.

Wenn die Spuren der Verwahrlosung an dem Gebäude nicht so überzeugend echt wären, könnte ein Tourist sogar glauben, dass es sich um die provokative Installation eines ostalgischen Objektkünstlers handelt, der auf negative Begleiterscheinungen der Wiedervereinigung aufmerksam machen will. In der Tat mag es manchem ehemaligen DDR-Bürger so vorkommen, als wenn er damals gegenüber der plakativen Schnelllebigkeit der westlichen Informationsgesellschaft ein beschauliches Leben geführt hätte. Dafür bezahlte er aber einen hohen Preis, nämlich mindestens fünf Monatsgehälter für einen Farbfernseher und fast lückenlose Überwachung.

G.M., 09.05.10

 

 

 
Walpurgisnacht an den Externsteinen

Walpurgisnacht an den Externsteinen
© BenMastermen 2008

Auch für moderne, schamanistische Retro- oder Show-Hexen empfiehlt es sich, rauchhart und feuerfest zu sein.

G.M., 30.04.10

 

 

 

Sophie und Marie - dem Schicksal der Natur überlassen

Wohl jeder hat schon die Erfahrung gemacht, dass uns in der Natur gerade solche Dinge auffallen, die im üblichen Sinne des Wortes gar nicht zur Natur gehören. Neugierig machen uns nicht das grüne oder verwelkte Laub, der knorrige oder vitale Ast, der über ein Stoppelfeld hoppelnde Hase oder die am Himmel fliegende Taube, der schlammfarbene Stein oder das vermodernde Stück Rinde, sondern das silberfarbene Kaugummipapier, eine glitzernde Glasscherbe, die Reste eines bunten Luftballons, der an einem Zweig hängen geblieben ist oder gar ein laut krächzender exotischer Sittich in einem Baum.

Genau diesem Phänomen verdanken zwei Meerschweinchen wohl ihr Leben: Als ich an einem Märzwochenende frühmorgens eine Radtour machte, fiel mir in einem am Wege gelegenen Kiefernwäldchen ein heller Fleck auf, der so gar nicht zum grün-braunen Hintergrund passen wollte. Allerdings war er auch nicht interessant genug, um mich zum Anhalten zu bewegen und so versuchte ich, während ich vorbeifuhr herauszufinden, um was es sich dabei handelt. Als der Fleck sich etwas bewegte, konnte ich erkennen, dass es kein Milchkarton war, wie ich zunächst vermutet hatte, sondern ein Meerschweinchen mit einem weißen Rumpf und einem braunen Kopf.

Aufgrund der Abgelegenheit des Ortes und der Osterferien, die gerade begonnen hatten, war mir sofort klar, dass es sich um ein ausgesetztes Tier handeln musste. Bei der nasskalten Winterung hatte es wohl keine große Aussicht, dort längere Zeit zu überleben. Zudem bestand die Gefahr, dass Marder, Fuchs oder Mäusebussard es als willkommene Abwechselung auf ihrem Speiseplan betrachteten. Kurz, da das Tier von der Natur nichts gutes zu erwarten hatte, bedurfte es Hilfe. Und so nahm ich mir vor, nach dem Ende der Radtour ausgerüstet mit Fanggerät und Transportbehälter wiederzukommen.

Keine zwei Stunden später war ich mit einem Eimer und einem großen Handtuch wieder vor Ort. Nach kurzer Suche entdeckte ich das Meerschweinchen, das zwischenzeitlich unter abgeschnittenen Weidengebüschen, die überall herumlagen, Schutz gesucht hatte. Schon beim ersten Versuch, mich ihm vorsichtig zu nähern, war klar, dass es in mir keinen Helfer in der Not, sondern einen Anlass zur Flucht sah. Um überhaupt eine Chance zu haben, es einzufangen, musste ich ein großflächiges Fangfeld schaffen, d. h. die abgelagerten Weidengebüsche mussten weiträumig auseinandergezogen werden.

Nach fünfzehn Minuten hartem körperlichen Einsatz hatte ich nicht nur eine ansehnliche Fangarena freigestellt, sondern auch noch ein zweites hellbraunes Meerschweinchen entdeckt. Allerdings dauerte es noch eine weitere viertel Stunde bis es mir gelang, die weiße Meersau zu fangen. Beide flüchteten jedes Mal, wenn ich sie aufscheuchte und mit dem Handtuch bedecken wollte, in hohem Tempo quer über die Fangfläche, um sich wieder unter Weidensträuchern zu verschanzen. Zum Zeitpunkt meines ersten Jagderfolges war ich folglich schon dermaßen verschwitzt, verdreckt und genervt, dass ich ihn kaum genießen konnte.

Da ich da braune Exemplar schon einige Zeit nicht mehr gesehen hatte, spielte ich einen Augenblick mit dem Gedanken, es sich selbst zu überlassen. Doch dann dachte ich daran, dass es auf sich allein gestellt, nicht nur elendig, sondern auch noch einsam zu Grunde gehen würde. Also erneut alle Weidengebüsche abgeklopft bis es endlich zum Vorsch(w)ein kam. Zum Glück flüchtete es nach kurzer Verfolgung in einen hohlen Baumstumpf, aus dem ich es – nachdem ich alle Ausgänge mit dem Handtuch abdeckt hatte – fiepend und quiekend herausziehen konnte. Und dann ab in den Eimer und ab zum städtischen Tierheim.

Die Mitarbeiter des Tierheims war wegen der morgendlichen Fütterungszeit arg beschäftigt und so dauerte es einige Zeit bis ich einen von ihnen auf meine Beute aufmerksam machen konnte. Der wurde sichtlich freundlicher als er die mit Rindenstückchen und Laubresten bedeckten Meerschweinchen sah. Nach kurzem Ausdruck des Entzückens und Bedauerns griff allerdings Routine, d. h. es wurde das Geschlecht der Tiere bestimmt und die Fundanzeige geschrieben. Einige Tage später fand ich dann auf der Website des Tierheims folgende anrührende Geschichte:

Wer kennt die beiden Meerschweinchen und kann uns ggf. Hinweise darauf geben, wer die Tiere einfach »draußen« ihrem Schicksal überlassen hat?

Sophie-Marie-Schweinchen

»Am 27.3.2010 wurden in Lippstadt in einem am Weg aufgeschichteten Reisigstapel zwei Meerschweinchen gefunden - entkräftet, ausgetrocknet, ausgehungert - und von Milben befallen. Beide hatten das Mäulchen voller Erde und Rindenmulch - vermutlich haben sie verzweifelt nach Fressbarem gesucht.

Sophie (li) und Marie (re) befinden sich in zwei Pflegestellen des Tierheims. Dort werden die Tiere gepäppelt. In neue Familien können sie erst vermittelt werden, wenn sie zu Kräften gekommen sind und die Milbenbehandlung gut anschlägt. Wir drücken den beiden Glücksschweinchen die Daumen!«

Nun ja, die beiden mögen zwar »hungrig« gewesen sein, aber »verzweifelt« schienen sie mir überhaupt nicht. Und dafür, dass sie »entkräftet« und »ausgetrocknet« waren, hatten sie sich als extrem fitt und pfiffig erwiesen. Man könnte sogar sagen, dass die Tierschützer meinen Allgemeinzustand nach der von mir noch vor dem Frühstück durchgeführten Radtour und Fangaktion trefflich beschrieben hatten.

Zweifellos haben wir es hier mit einem typischen Beispiel für die vermenschlichende Sprache zu tun, mit der Tierschützer über ihre Schutzobjekte reden. Und vielleicht liegt der Sinn dieser dramaturgischen Überzeichnung oder auch Verniedlichung der Realität sogar darin, dass sich Tierschützer für ihren enormen Einsatz, den sie täglich leisten, immer wieder aufs Neue motivieren können.

G.M., 08.04.10

 

 

 
Wiedererwachtes Gespür für Schnee

Gespür für Schnee

Mit einem ehrfürchtigen Erstaunen, das nicht selten in ein idealisierendes Verzücken umschlägt, lesen wir, dass die Eskimos unzählige Bezeichnungen oder Wörter für Schnee haben. Wir denken dann: Oh, Du noch unverdorbenes, empfindsames Naturvolk mögest Du noch lange von den abstumpfenden Einflüssen der modernen Zivilisation verschont bleiben. Von kritischen Sprachwissenschaftlern wird diese Geschichte, die erstmals vor fast 100 Jahren von lingualen Ethnologen in die Welt gesetzt wurde, inzwischen als ein Beispiel für ein modernes Märchen (›great eskimo vocabulary hoax‹) gehandelt. Tatsächlich hätten die Eskimos nicht mehr Wörter für Schnee als wir. Die vermeintliche Vielzahl käme dadurch zustande, dass die Eskimosprachen polysynthetisch seien, d. h. selbst für ein sehr seltenes Ereignis, wie ›Schnee, der auf einen afrikanischen Elefanten fällt‹, würden die Eskimos, falls es eintritt, einen eigenen Ausdruck bilden.

Wie dem auch sei, wir (in diesem Fall die Bewohner der norddeutschen Tiefebene) sind in den eher milden Wintern der letzten Jahre bestens mit einer Bezeichnung für Schnee ausgekommen und die hieß ›Matsch‹ oder ›Scheißmatsch‹! In diesem Winter war allerdings alles anders, da haben uns eisige Schneefronten wieder in naturerkundende Trapper verwandelt. Wer frühmorgens seinen noch schläfrigen und äußerst kälteempfindlichen Körper aus dem Haus schleppte, um das unter der Laterne geparkte Auto startklar zu machen, wusste nie, was ihn erwartete. Manchmal war der Schnee auf dem Auto so fein, dass er an Puderzucker auf dem Küchentisch, dann wieder so flockig, dass er an Staubmäuse unter dem Bett erinnerte. Auf den Einsatz eines Schneeschiebers oder Eiskratzer konnte man dann verzichten, weil einfaches Pusten reichte, um klare Sicht zu schaffen.

Und so nimmt es nicht Wunder, dass die Spur dieser aparten Hand uns nicht in das eisige Grönland, sondern ins jecke Rheinland führt.

G.M., 20.02.10

 

 

 
Rasender Reporter erneut im Valle Gran Rey gesichtet

Rasender Reporter erneut im Valle Gran Rey gesichtet
Jeanette Schweikert

Der rastlos rasende Reporter Ubi Blutsventje am wildromantisch-felsigen Kies-Sandstrand Playa Ingles, wo es weitaus empfehlenswerter ist, zu biken als zu baden. Viele werden glauben, dass Blutsventje hier ein trendiges Mountainbike testet und für seine Sponsoren ins rechte Abblendlicht rückt. Wie ich ihn kenne, ist er vorrangig auf der Flucht vor dem allabendlichen Bongogetrommel an der Playa Maria.

Die Playa Maria ist ein traditionsreicher und immer noch angesagter Ort, an dem, wenn die rote Sonne abends hinter Hierro (oder dessen Wolken...) im Meer versinkt, nicht nur die Herzen vieler schräger Vögel, sondern auch die Deckel der in der Casa Maria gekauften Doradoflaschen aufgehen. Gerüchten zufolge entzieht sich auch die genervte Sonne immer öfter diesem unvergleichlich kultigen Spektakel.

Valle Gran Rey: Sonnenuntergang
Jeanette Schweikert

Erstmalig bin ich Blutsventje im Januar 2009 in Arure kurz vor dem Abzweig nach Las Hayas begegnet. Als er zu mir aufschloss, fragte er mich, ob ich nicht Lust hätte, ihn zu dem auf 1.100 m Höhe gelegenen Chipude zu begleiten. Irgendetwas in mir nickte, obwohl ich einem Kreislaufkollaps erheblich näher als dem neuen Ziel war. Dass das Vorhaben dann doch gelang, lag auch daran, dass Blutsventje nicht seinem Motto »Jeder Meter zählt...« folgte, sondern nur eine lockere Trainingseinheit absolvierte.

Wir sprachen auf unserer gemeinsamen Etappe nicht viel miteinander. Ich keuchte auf meinem Tourenrad hinter ihm her und dachte entweder ist er schmerzfrei oder er hat das Potenzial zu einem guten Freund. Spätestens seitdem ich ihn Anfang dieses Jahres auf der Strandpromenade von La Playa wiedergetroffen habe, weiß ich, er ist und hat beides. Dies wurde mir ohne Umschweife von seiner Frau Jeanette bestätigt, die auch schon mal amüsante Limericks über ihren rasenden Reporter schreibt.

Hier eine Kostprobe:

»Ein rasender Reporter auf den Kanaren
Ubi Blutsventje genannt von seinen Vorfahren
eilt von Event zu Event
deshalb ihn die ganze Bike-Welt kennt
als PIRAT trotzt er allen Gefahren
«

G.M., 01.02.10

 

 

Pirate Bote

Bei La Gomera-Residenten ist die Playa Ingles auch als »Bärenküste« bekannt. Warum diese Bezeichnung heute immer weniger zutrifft, gehört hier nicht hin und kann man/frau für 2,50 Euro (+ saisonabhängige Flugticketkosten) im skurrilen internationalen Insel-Magazin »Der Valle-Bote« (Nº 65) nachlesen (Beitrag: »Nackig an der Bärenküste« von Eva-Maria Hurrlemann-Spiegelberg)!

 
Barbie-Kicker

Frauenfußball jetzt auch in Spielhallen auf dem Vormarsch...
Chloe Ruchon

Frauenfußball jetzt auch in Spielhallen auf dem Vormarsch...

G.M., 05.01.10

 

 
 
Alarmierendes Weihnachtsmannsterben

Paul Langrock

Bei der diesjährigen Weihnachtsmann-Zustandskartierung wurden erstmals Anzeichen für ein alarmierendes Weihnachtsmannsterben festgestellt. Dieses Exemplar wurde in den frühen Morgenstunden aufgeknüpft an einer Laterne am Kaiserdamm in Berlin gefunden. Das Weihnachtsmann-Sterben scheint sich auf vorweihnachtlich geschmückte Innenstädte und Wohnviertel zu konzentrieren. Hier wurden die meisten geschädigten oder bereits toten Weihnachtsmänner kartiert.

Als Schadensursachen werden Faktoren wie Stress und Frust diskutiert. Mit Apfel, Nuss und Mandelkern locke der Weihnachtsmann heute bei kaum einem Kind mehr Freudentränen hervor und mit dem Transport von Playstation, PC und Mountainbike seien viele Weihnachtsmänner schlicht überfordert. Da ein Bewusstseinswandel weg von immer exzessiveren Wünschen nicht zu erwarten sei, wird von den Experten über die Züchtung belastbarerer, stress- und frustresistenter Sorten nachgedacht.

Und zum Schluss noch eine gute Nachricht: Bei der diesjährigen Waldzustandskartierung wurde die Tanne von der Schadstufe 3 (»deutliche Schäden«) in die Schadstufe 2 (»bedingt schlagbar«) herabgestuft. Also rein in den Wald und raus mit den Dingern!

G.M., 24.12.09

 

 
 
Die Kirche in den Zeiten der Schweinegrippe

Die Kirche in den Zeiten der Schweinegrippe

In den Zeiten der Schweinegrippe-Pandemie oder genauer gesagt -Hysterie*) verkehren sich die Dinge. Hatte früher jemand eine extreme Abneigung gegen etwas, dann sagte man, er scheue es, wie der Teufel das Weihwasser. Heute verliert dieses Bild seine Kraft, denn der Teufel fürchtet das Weihwasser nicht mehr, sondern er scheint sich in Gestalt eines heimtückischen Virus darin zu verstecken, um fromme Gläubige zu befallen. Zumindest drängst sich dieser Eindruck auf, wenn man die von der Deutschen Bischofskonferenz erstmalig herausgegebenen allgemeinen Handlungsempfehlungen für den Infektionsschutz in Gottesdiensten liest. Darin wird angemahnt, dass bei der Nutzung des Weihwasserbeckens in Kirchen Zurückhaltung geboten sei. (Noch schlimmer in Portugal: Dort wurde sogar angeordnet, die Weihwasserbecken zu leeren.) Zudem sei es nicht zwingend notwendig, sich beim Friedensgruß die Hand zu reichen, ein freundliches Nicken könne ebenfalls ein Zeichen des Friedens sein. Und wer an Grippe erkrankt sei oder bei wem auch nur der Verdacht auf eine Infektion bestehe, soll auf die Teilnahme an Gottesdiensten verzichten. Da fragt sich doch der kritische Katholik ziehen denn wieder die Pest oder Cholera durchs Land, um ohne Gnade und Ansehen der Person arme Sünder ins Jenseits zu befördern? Und wurden früher nicht sogar die Sterbenskranken in die Kirchen geschleppt, um ihre Aussicht auf ewiges Seelenheil oder doch zumindest irdische Genesung zu verbessern? Wie viel Gottvertrauen herrscht eigentlich noch bei den geistlichen Würdenträgern, wenn jetzt schon der Verdacht auf eine vergleichsweise harmlose Infektion ausreicht, um von Gottesdiensten ausgeschlossen zu werden?

Auch von der Mundkommunion rät die Bischofskonferenz ab. Die wird zwar hierzulande nur noch von wenigen Traditionalisten praktiziert, die liegen aber, seit Benedikt XVI. als heiliger Vater im Vatikan residiert, wieder im Trend, weil der ein Faible für altehrwürdige Riten hat. Da fragt sich, ob es bei dieser Handlungsempfehlung um den Infektionsschutz geht, oder ob die in Glaubensfragen ansonsten eher moderate Bischofskonferenz versucht, hier den erzkonservativen Papst mit dem Rückenwind der Schweinegrippe auszubremsen? Vermutlich ist nicht einmal allen Bischöfen bekannt, dass die Mundkommunion früher wegen des gleichen Tieres eingeführt wurde, wegen dem sie heute abgeschafft werden soll. Im Mittelalter kam es immer wieder vor, dass fromme Bauern die Hostie, statt sie in der Kirche zur Beförderung ihres eigenen Seelenheil zu verspeisen, an eine kranke Sau verfütterten, um deren Aussicht auf Genesung zu verbessern. Das war beileibe kein blasphemischer Schabernack, sondern hier ging es nicht selten um Leben und Tod, weil von einer gesunden fetten Sau die Existenz einer ganzen Bauernfamilie abhängen konnte. Um dieser missbräuchlichen Nutzung der Eucharistie vorzubeugen und das Herausschmuggeln der Hostien zu erschweren, hat die katholische Kirche die Hand- durch die Mundkommunion ersetzt. Eine durchaus wirksame Maßnahme, wie ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann. Aus meiner Kinderzeit erinnere ich mich daran, dass die Hostien, wenn man sie nicht direkt verspeiste, dazu neigten, wie eine Autobahnvignette an der Windschutzscheibe am Gaumen zu kleben und selbst mit dem Fingernagel kaum abzulösen waren.

Werfen wir noch einen Blick auf die reichhaltige Erfahrung der Kirche im Umgang mit Epidemien. Und zwar mit der auch als »Schwarzer Tod« bekannten Beulenpest, einer grauenvollen Seuche, die den Namen Pandemie wirklich verdient. Diese Seuche hat allein im 14. Jahrhundert in nur wenigen Jahren fast ein Drittel der Bevölkerung Europas hinwegrafft und ganze Städte entvölkert. Das große Sterben war so schnell, dass mancher, der abends gesund ins Bett ging, noch starb, bevor der Morgen graute. Weil die meisten der unzähligen Pestopfer ohne Beichte ins Massengrab sanken (wenn sich denn überhaupt ein Siechenknecht fand, der sie verscharrte), hatte der Papst den Gläubigen eine Generalabsolution erteilt. (Ganz anders in Mexiko, dem Mutterland der heutigen Misere: Bereits direkt nach dem Ausbruch der Schweinegrippe wurden die Beichtstühle in einzelnen Kirchen geschlossen, allerdings ohne den Gläubigen eine entsprechende Dispens zu erteilen.) Der damals in Avignon residierende Papst Clemens VI. soll sich auf Anraten des letzten ihm verbliebenen (und nicht aufs Land geflüchteten) Leibarztes in die hintersten Gemächer seines Palastes zurückgezogen und Tag und Nacht zwischen zwei lodernden Feuern verbracht haben, die ihm »Miasmen« vom Leib halten sollten – gefährliche Dünste, die als Ursache der Pest galten. Er überlebte wie auch manch anderer Wohlhabende, der sich in Paläste oder stadtferne Landsitze zurückziehen konnte. Das mittellose Volk war dagegen in den verdreckten Stadtquartieren, wo es in enger Nachbarschaft mit Ratten lebte (von deren zentraler Bedeutung im Pestgeschehen niemand ahnte) der entsetzlichen Seuche schutzlos ausgeliefert und siechte massenhaft dahin.

Die Pest hatte wie alle großen Seuchenzügen eine äußerst demoralisierende Wirkung auf die Menschen und führte zur Auflösung moralischer und ethischer Normen. Das endlose Grauen hatte nicht nur zur Folge, dass Väter ihre erkrankten Familien und Mütter ihre erkrankten Kinder im Stich ließen, sondern auch, dass viele ihr vielleicht kurzes Leben noch einmal genießen wollten. Trunkene Daseinsbejahung und ungezügelte Genusssucht griffen um sich. Tanz und orgiastische Gastmähler, Diebstahl und ungeheuerliche Gewalttaten waren ebenso wie Selbstmord an der Tagesordnung. Auch der Groll auf die Geistlichen wuchs, zumal er latent bereits vor dem Ausbruch der Seuche vorhanden war. Die Geistlichen predigten Sittsamkeit, Armut und Aufrichtigkeit, lebten aber vielfach unkeusch, ausschweifend und heuchlerisch. Als der »Schwarze Tod« in die Städte einzog und die Priester, Mönche, und Wanderprediger ihre Ohnmacht erkannten, flohen sie ebenso wie die Ärzte und ließen die Erkrankten im Stich. Zu Tausenden mussten die Gläubigen, ohne die Tröstungen durch die heiligen Sakramente sterben. In der tiefreligiösen Gesellschaft des Mittelalters hatte dies eine ganz andere Bedeutung als in der heutigen säkularisierten Gesellschaft, in der religiöse Traditionen weithin relativiert sind. Auch in unserer aufgeklärten Gesellschaft ist allerdings zu befürchten, dass bei den Bürgern wenig Bereitschaft bestehen würde, während einer verheerenden Epidemie ihr Leben für höchstinfektiöse Schwerkranke und Sterbende einzusetzen. Entgegen allen religiös oder auch politisch korrekten Beteuerungen würde die Gesellschaft beim Ausbruch einer Pandemie nicht minder panisch als Mittelalter reagieren und wohl wenig Skrupel haben, eine infizierte Minderheit zu isolieren, die eine Mehrheit bedroht.

Zweifellos zeigt die Schweingrippe bisher nicht die klinischen Symptome einer Pandemie, sondern vielmehr alle hysterischen und ökonomischen Merkmale einer künstlich geschürten Angst vor einer Pandemie, mit all den vielen negativen gesellschaftlichen Begleiterscheinungen. Panikreaktionen sind leicht auszulösen, weil sich die Seuchenzüge vergangener Jahrhunderte tief in das kulturelle Gedächtnis der Menschen eingebrannt haben. Um so skandalöser ist es, dass die Kirche auf eine vergleichsweise harmlose Epidemie mit völlig überzogenen Handlungsempfehlungen reagiert, die geeignet sind selbst Gläubige auszugrenzen, bei denen auch nur der Verdacht auf eine Infektion besteht.

Anmerkung

*) In Deutschland ist die Angst, an einer Schweinegrippe-Infektion zu sterben, derzeit erheblich größer, als bei einem Autounfall tödlich zu verunglücken. Dies steht im diametralen Widerspruch zur tatsächlichen Gefährdungssituation. Es trifft zwar zu, dass die Chance, an Schweinegrippe zu erkranken, in der winterlichen Grippesaison größer ist, als in einen Autounfall verwickelt zu werden – aber die Zahl der Infizierten, die bisher am H1N1-Virus gestorben sind, ist im Vergleich zu der Zahl der Verkehrstoten äußerst gering. In Mexiko, dem Mutterland des vermeintlichen Schreckensvirus, wurde bei einer Gesamtbevölkerung von 110 Millionen Einwohnern (und keiner Massenimpfung) bisher nur bei 63 Todesfällen das H1N1-Virus nachgewiesen. In Australien wo die winterliche Grippesaison bereits beendet ist, wurden laut Gesundheitsministerium 189 Todesfälle im Zusammenhang mit dem H1N1-Virus nachgewiesen. Bei dieser Zahl ist zu berücksichtigen, dass die Schweinegrippe die in Australien sonst saisonal übliche Grippe, die normalerweise zwischen 2.000 und 3.000 Todesopfer fordert, fast vollständig verdrängt hat. Solange der Schweinegrippe-Virus nicht zu einer wirklich gefährlichen Form mutiert, sollte man sich also weniger Gedanken über die Folgen einer möglichen Infektion machen, als über die Folgen einer vorsorglichen Impfung. Hierüber toben in den einschlägigen Internetforen derzeit regelrechte Kommentarschlachten. Dabei geht es um die Frage, ob die Adjuvanzien (Zusatzstoffe), die dem in Deutschland für die Bevölkerung vorgesehenen Impfstoff »Pandemrix« als Wirkverstärker und Konservierungsmittel beigefügt sind, schwere Autoimmunkrankheiten provozieren können und dadurch ein erheblich gefährliches gesundheitliches Risiko als eine Schweingrippe-Infektion darstellen. Der für die Bundeswehr (und ursprünglich auch für die Bundesregierung und Krisenstäbe) vorgesehene zusatzstofffreie Impfstoff »Celvapan« wird dagegen weithin als unbedenklich angesehen.

Literaturempfehlung

Winkle, Stefan (1997): »Kulturgeschichte der Seuchen«. – Düsseldorf/Zürich

G.M., 22.11.09

 

 

Erst seit kurzem ist bekannt, dass Schweine zu dem sehr exklusiven Club jener wenigen Tierarten gehören, die sich im Spiegel erkennen können, also zu einem gewissen Grad über ein Ich-Bewusstsein verfügen. Diese außergewöhnliche Intelligenzleistung wiegt jedoch nicht den enormen Imageschaden auf, den sie (unverdientermaßen) seit dem Ausbruch der Schweinegrippe erlitten haben.

 
›Hier bin ich Mensch, hier darf ich Schwein(egrippe) sein!‹

»Rentner-Bravo«

Als ich neulich durch die Straßen einer deutschen Kleinstadt schlenderte, sah ich zufällig den Inhaber einer Apotheke aus seinem Geschäft kommen. Er schwang sich auf sein Fahrrad und bog in die nächste Einfahrt ab. Dort schien er sich unbeobachtet zu fühlen, denn er schnäuzte – zuerst das rechte und dann das linke Nasenloch mit dem Finger zudrückend – so richtig kräftig auf die Straße. Oh, dachte ich, der ist aber geschäftstüchtig! Sehen so etwa die besonderen Schutzmaßnahmen aus, mit der die drohende Ausbreitung einer Influenza-Pandemie verhindert werden soll?

Diese Beobachtung will natürlich so gar nicht in das Bild vom vertrauensvoll kompetenten und hygienisch vorbildlichen Apotheker passen, das uns seit einiger Zeit zur besten Sendezeit in der Fernsehwerbung oder von der Hauspostille der Apotheken vermittelt wird. Außerdem kennt wohl jeder von uns das besorgt freundliche Gesicht, das uns im klinisch einwandfreien Umfeld entgegenlächelt, wenn wir eine Apotheke betreten. Und wir alle haben schon mal erlebt, dass diese Miene sich etwas ins Vorwurfsvolle verzieht, wenn wir statt eines Original-Medikamentes ein billiges Generikum wünschen.

Aber auch der Kauf eines günstigen Generikums schützt uns nicht vor einer ausführlichen persönlichen Beratung über die Dosierung, Einnahme, Wirkung und mögliche Nebenwirkungen des Präparates. Das ritualisierte Beratungsgespräch endet meist mit der Frage, ob das Medikament, selbst wenn es problemlos in jede Hosen- oder Jackentasche passt, in einem Tütchen verstaut werden soll. Nähert sich die Kaufsumme der Zehn-Euro-Marke wird man zusätzlich mit einem Päckchen Papiertaschentücher zwangsbeschenkt, das mit der etwas verlegenen Bemerkung, ›man weiß ja nie...‹ überreicht wird.

Und das sollte unser schnäuzender Apotheker – um wieder zum Thema zurückzukommen – doch eigentlich auch zur Hand gehabt haben! Nun hört man in letzter Zeit immer öfter von parasitären Mikroorganismen, die das Verhalten ihrer infizierten Wirte auf unglaubliche Weise zu ihren Gunsten manipulieren. Kleine Leberegel, die Ameisen dazu bringen, an die Spitze von Grashalmen zu klettern, damit sie leichter von Schafen, in deren Organismus sich der Parasit vermehrt, gefressen werden können. Oder parasitäre Einzeller, die Gnus in der afrikanischen Savanne dazu bringen, sich abseits der Herde zu begeben, um so das bevorzugte Opfer von Löwen zu werden, die ebenfalls Teil ihres Vermehrungszyklus sind.

Es gilt inzwischen als sicher, dass auch das Verhalten des Menschen durch Mikroorganismen manipuliert wird, auch wenn darüber noch wenig bekannt ist. So steigert der Erreger der ›Lustseuche‹ Syphilis die sexuelle Aktivität infizierter Menschen, um sich effektiv zu verbreiten. Und der Malaria-Parasit ändert vermutlich den Geruch seiner Opfer, so das diese für die Anopheles-Mücke, den Überträger der Krankheit, besonders attraktiv duften. Und niesen wir bei einem Schnupfen wirklich, um die Krankheitserreger loszuwerden oder veranlasst uns der Virus, die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, weitere Opfer zu infizieren?

Auch unser braver Apotheker könnte also womöglich nicht willentlich geschnäuzt haben, sondern im Gegenteil, dieses unbändige Verlangen im hartem stundenlangen Ringen mit einem hinterlistigen Parasiten in seinem Geschäft unterdrückt haben, um den Ruf seiner Apotheke als hygienisch und sozial einwandfreien Ort nicht zu gefährden. Bei der ersten Gelegenheit, wo er sich unbeobachtet fühlte, hat er dann den asymmetrischen Kampf auf- und seinem manipulierten Verlangen nachgegeben und herzhaft auf die Straße geschnäuzt. Verbirgt sich hinter unserem schnäuzenden Apotheker also schlussendlich noch ein tragischer Held?

Ich glaube nicht, denn erstens ist es unwahrscheinlich, dass ein Parasit einen Menschen dazu bringt, ›beidfingrig‹ auf die Straße zu schnäuzen. Und zweitens ist das Schnäuzen auch bei kerngesunden Outdoor-Sportlern, die gewöhnlich keine Taschentücher mit sich führen, übliche Praxis, um sich überflüssigen Sekreten zu entledigen. Wir dürfen daher annehmen: Unser Apotheker hatte die Nase gestrichen voll, sich in seinem Geschäft als vertrauensvoll-steriler Gesundheitsapostel zu präsentieren. Und sobald er sich nach dem Verlassen seiner Apotheke unbeobachtet fühlte, wird er wohl in Abwandlung eines berühmten Goethe-Zitates gedacht haben: ›Hier bin ich Mann, hier darf ich Schwein!

G.M., 02.08.09

 

  Nach den Vorstellungen von Standesvertretern soll die Apotheke ein magischer Ort, d. h. zu einer Sehnsuchtsstätte sozialer Erwünschtheit und gesunder Lebensfreude werden, damit sie zukünftig im Wettbewerb mit Ketten, Drogerien und Internetangeboten bestehen kann. Fragt sich, ob das Service-Personal solcher ganztägig glückseligen Orte nicht zur mentalen Regenerierung Räume braucht, in denen es sich sozial völlig verpflichtungslos oder gar verwahrlost verhalten kann?
 
Von der Weisheit ukrainischer Großmütter*

»Männer sind Scheiße, sieh zu, dass Du einen möglichst kleinen Haufen abkriegst.«

»Die Frau ist der Floh in der Felljacke eines Mannes, sorge dafür, dass Du der einzige bist.«

»Und denke immer daran, Liebe ist nicht alles, Geld muss auch dabei sein.«

*Verbürgt mahnende Abschiedsworte einer ukrainischen Großmutter an ihre Enkelin, die ihr Glück im Westen suchen will.

G.M., 21.06.09

 

 
 
Wo die Wirtschaft noch brummt

Zufällige Gesprächsrunde über die zunehmende Kurzarbeit. Ein Teilnehmer, der für eine Baufirma arbeitet, outet sich als nicht betroffen. Dies ruft allgemeines Erstaunen hervor, denn niemand kann sich vorstellen, dass wegen der rigiden Kreditvergabe in Zeiten der Bankenkrisen noch viel gebaut wird. Doch sagt der Mann von der Baufirma: »Jede Menge Altenheime und Mastställe!«

Eine aufschlussreiche Antwort, die uns zweierlei lehrt: Zum Einen, dass unsere finanzkräftigen älteren Mitbürger wohl solange umworben und ausgeplündert werden, bis sie nichts mehr zu vererben haben und zum Anderen, dass die Landschaft auch dann noch mit immer neuen EU- subventionierten Schweine- und Hähnchenmastanlagen zugepflastert wird, wenn die öffentliche Hand schon völlig überschuldet ist und die Märkte von Schweine- und Hähnchenfleisch nur so überquellen.

G.M., 07.02.09

 

 
 
Wo die Wirtschaft nicht mehr brummt

Gastwirt Dieter Möller zum endgültigen Aus seines bekannten, am idyllischen Waldrand des Wesergebirges gelegenen Ausflugswirtshauses:

»Früher liefen die Menschen in Massen in den Berg und kehrten hungrig und durstig bei Mettwurst-Möller ein: Die Wandergeneration sterbe weg, meint Möller: Nordic walking sei kein Ersatz, ›Klack, Klack, Klack‹ macht er dann und ahmt die Stockgeräusche nach. Vor kurzem erst hat es am Haus wieder geklackert, als eine Frauengruppe Rast einlegte. Die Bestellung wird der Wirt nicht vergessen: Sechs wollten Mineralwasser, drei gar nichts. Zwei teilten sich dann ein Mineralwasser, und als eine Frau ein Mettwurstbrot bestellen wollte, hat eine andere das praktisch untersagt - schließlich treibe man ja Sport.« (Neue Westfälische, 28.01.09)

Ob Herr Möller wohl ahnt, dass sich die Walkerinnen zu Hause angekommen und vom Gruppenzwang befreit, mit der gleichen Begründung die Mettwurst- und Sahnestücke reinschieben?: ›Dafür, treibe man ja schließlich Sport!

G.M., 05.02.09

 

 
 
Vorsicht bei Wellness-Angeboten in der Provinz


Aufgeschnappt von ›Schneule‹

Ganzheitliche Wohlfühlmassagen bereichern inzwischen auch das Angebot vieler Frisörsalons auf dem Lande. Allerdings geht es hier schon mal handfest zur Sache, z. B. wenn die sture Kuh partout nicht sagen will, wer da letzte Woche spätabends über drei Stunden vor ihrem Haus geparkt hat.

G.M., 01.02.09

 

 
 
Über die Partnerbörse

Der Detektiv nennt es »Kunstraub«, der Politiker »Lastenausgleich«, der Biologe »Kosten der sexuellen Selektion« und der Kreationist »Intelligent Design«

G.M., 24.11.07

 

 
 
Fumar causa...

...oder die Zigarette danach!

G.M., 12.06.07

 

 
 
Vom Umgang mit Leichen

Fast jeder hat eine Leiche im Keller, aber nur wenige führen sie an der Leine.

G.M., 29.04.07

 

Top
www.kritische-naturgeschichte.de