Kritische Naturgeschichte > Zielrichtung


Nachbemerkung!

Wer die Welt mit offenen Augen betrachtet und sich dabei mit ins Blickfeld einbezieht, wird feststellen, dass sie voller Anachronismen und Skurrilitäten ist. Deshalb beschäftigen sich die Geschichten auf dieser Website mit fast allen Dingen in unserem Universum. Die im Folgenden angeführten, ursprünglich angedachten Zielrichtungen beschreiben daher nicht mehr ihre Themenvielfalt.

G.M., 21.10.12

Vom Interesse an der naturgeschichtlichen Forschung

Die naturgeschichtliche Forschung interessiert in mehrfacher Hinsicht: Zum einen erhellt sie vergangene geologische Epochen und – das ist für die Selbstinterpretation vieler Menschen von besonderer Bedeutung – versucht herauszufinden, woher wir kommen und wie wir entstanden sind. Zum anderen dienen ihre Erkenntnisse aber auch dazu, das gegenwärtige Naturgeschehen zu bewerten und zukünftige Entwicklungen besser abzuschätzen.

Methodische Probleme der naturgeschichtlichen Forschung

Im Unterschied zu gegenwärtig beobachtbaren Ereignissen oder Ereignisabfolgen ist die Naturgeschichte keiner direkten Beobachtung oder Wiederholung durch Experimente zugänglich. Naturhistorische Ereignisabfolgen können daher immer nur durch mehr oder weniger plausible Analogieschlüsse rekonstruiert werden und niemals den Rang einer ›Tatsachenfeststellung‹ einnehmen.

Solche Analogieschlüsse beruhen noch viel mehr als sonst in den Naturwissenschaften durchweg auf komplexen theoretischen Annahmen, sind also hochgradig »theoretisch infiziert« (um einen Ausdruck des berühmten Wissenschaftsphilosophen Karl R. Popper zu benutzten). Zudem werden diese theoretischen Hintergrundannahmen oft geflissentlich im Dunkeln gehalten oder in ihrer Aussagekraft enorm überschätzt.

Im Idealfall bauen solche Analogieschlüsse oder Hypothesen über den Ablauf der Naturgeschichte auf soliden geologischen oder biologischen Theorien und empirischen Befunden auf. Im Normalfall sind sie aber darüber hinaus in einem erheblichen Maß von naturphilosophischen Voreinstellungen beeinflusst, die erfahrungsgemäß sehr eng mit persönlichen Selbstinterpretationen verbunden sind. Naturgeschichtliche Hypothesen sind daher häufig erstaunlich resistent gegen widersprechende Befunde – und zwar selbst dann, wenn diese von hoher Evidenz sind.

Die aktualistische Vorstellung, dass die Gegenwart der Schlüssel zur Vergangenheit ist

Die wohl bedeutendste und erst in jüngster Zeit intensiver reflektierte Prämisse naturgeschichtlicher Forschung ist die seit Charles Lyell und Charles Darwin dogmatisierte Vorstellung, dass die Naturkräfte zu allen Zeiten die selben wie heute waren und Veränderungen mit kaum wahrnehmbarer Geschwindigkeit voranschreiten. In der Folge war jeder Forscher gezwungen, jedes noch so ungewöhnliche geologische oder biologische Phänomen als Ergebnis eines möglichst kleinschrittigen und in unendlichen Zeiträumen ablaufenden erdgeschichtlichen Prozesses zu erklären.

Die aktualistische Vorstellung, dass die Beobachtung der gegenwärtig ablaufenden Prozesse den universalen Schlüssel zur Erforschung der Vergangenheit liefern sollte, bestimmte weit bis ins späte 20. Jahrhundert das ›Mantra‹ eines jeden Naturforschers: »Natura non facit saltum« (Die Natur kennt keine Sprünge). Und so ließ sich noch in den 1960er Jahren ein renommierter Wissenschaftler in der Debatte über die Impakt-Entstehung des Nördlinger Ries zu folgender Äußerung hinreißen:

»Ein Meteoritenschlag ist für die erdgeschichtliche Forschung ein Schlag ins Gesicht, denn die Erdgeschichte bemüht sich ja gerade, die irdisch-historischen Voraussetzungen für den Eintritt eines erdgeschichtlichen Ereignisses aufzuzeigen«.

Tatsächlich war diese Äußerung ein Schlag ins Gesicht genau derjenigen Forscher, die sich mehr für Fakten als für Ideologien interessierten. Heute weiß man, dass die spöttisch auch als ›Unmerklichismus‹ oder ›Allmählichismus‹ bezeichnete aktualistische Naturphilosophie sich für die Erklärung vieler naturgeschichtlicher Phänomene völlig untauglich ist. Und in der Bilanz ist daher kaum mehr zu verbergen, dass das unreflektierte Festhalten an der aktualistischen Ereignisinterpretation die naturgeschichtliche Forschung um mindestens 150 Jahre zurückgeworfen hat.

Das Trugbild von den riesigen erdgeschichtlichen Zeiträumen

Was leider weniger erkannt und diskutiert wird: Die dogmatisierte Lehre vom allmählichen erdgeschichtlichen Wandel hat uns auch die Hypothese, um nicht zu sagen das Trugbild von riesigen erdgeschichtlichen Zeiträumen hinterlassen. Die Vorstellung von riesigen Zeiträumen beherrscht aufgrund ihrer Absicherung durch radiometrische Datierungen – die allerdings ihrerseits auf komplexen theoretischen Annahmen beruhen – bis heute die naturgeschichtliche Chronologie.

Dieser immense Zeitvorrat droht zwischenzeitlich zu einem Hemmschuh für die naturgeschichtliche Forschung zu werden. Immer mehr geologische und paläontologische Phänomene, für deren Verursachung die Forscher in aktualistischer Tradition früher riesige Zeiträume veranschlagt haben, entpuppen sich bei der empirischen Untersuchung als kurzzeitige Ereignisse. Als unmittelbare, aber selten registrierte Folge wird der völlig überdehnte geologische Zeitpfeil immer ereignisleerer.

Ein bekanntes Beispiel für die Zusammenstauchung eines paläontologischen Ereignisses ist der endkreidezeitliche Niedergang der Dinosaurier. Nach alter aktualistischer Auffassung soll ihr Aussterben einige Millionen Jahre gedauert haben Heute weiß man, dass die Saurier von einem gewaltigen Asteroidenschlag und seinen verheerenden Folgewirkungen (»Meteoriten-Impakt-Winter«) von unserem Planeten gefegt worden sind, also einem Ereignis, das nur wenige Jahre oder Jahrzehnte in Anspruch genommen hat.

Von der unsoliden Datenbasis alarmierender Umweltprognosen

In den letzten Jahrzehnten ist die Interpretation des aktuellen Naturgeschehens und die Prognose zukünftiger Entwicklungen zunehmend in den Mittelpunkt der naturgeschichtlichen Forschung und in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses gerückt. Fast täglich berichten die Medien über alarmierende bereits eingetretene oder unmittelbar bevorstehende, z. T. sogar unumkehrbare Umweltveränderungen.

Nur gelegentlich werden in den Medien auch Experten zitiert, die sich skeptisch zu den prognostizierten Umweltveränderungen äußern: Von den Skeptikern wird eingewendet, dass die derzeitigen Erkenntnisse auf zu vielen ungesicherten Annahmen beruhen, um als solide Basis für seriöse Prognosen oder gar fundamentale volkswirtschaftliche Entscheidungen tauglich zu sein.

Die Skeptiker riskieren dabei einiges: Sie laufen nicht nur Gefahr von dem Strom der staatlichen Fördermittel abgeschnitten zu werden, sondern schlimmer noch, von der großen Koalition der ›Umweltpessimisten‹ bestehend aus vielen Wissenschaftlern, der weitaus überwiegenden Zahl der Journalisten und fast allen Politikern als profilierungssüchtige und unverantwortliche Zweifler abklassifiziert zu werden.

Das aktuelle Beispiel vom angeblich drohenden Klimakollaps

Das aktuellste Beispiel für eine sich angeblich anbahnende katastrophale Umweltveränderung ist die Geschichte mit der globalen Klimaerwärmung durch den sogenannten Treibhauseffekt. Gestützt auf den Vergleich von paläoklimatischen und aktuellen klimatischen Daten, die in leistungsstarken Supercomputern zu Klimaprognosen modelliert werden, ist sich die weitaus überwiegende Zahl der Klimaexperten und in deren Gefolge auch die meisten Journalisten und Politiker sicher, dass ein durch den ungehemmten Verbrauch von fossilen Brennstoffen verursachter »Klimakollaps« unmittelbar bevorsteht.

Um den drohenden Klimakollaps abzuwenden oder doch mindestens abzumildern, sind zwischenzeitlich internationale Abkommen unterzeichnet worden. Nur die störrische Bush-Administration und Australien weigern sich bisher – trotz ihrer zunehmenden umweltmoralischen Isolierung – geradezu heroisch, Abkommen zur Minderung von Treibhausgasen beizutreten. ›Vorbildlich‹ dagegen – wie so oft in Umweltfragen – die deutsche Bundesregierung: Wie schon beim ›Dosenpfand‹ hat sie sich mit hochsubventionierten CO2-Minderungsprogrammen längst an die Spitze der Bewegung zur Rettung unseres Planeten gesetzt!

Kein Wunder, dass es hierzulande Skeptiker schwer haben, die die unzureichende Datenbasis der pessimistischen Klimaprognosen bemängeln und darauf hinweisen, dass die derzeitige Geschwindigkeit der Klimaerwärmung in den letzten 10.000 Jahren keineswegs einmalig ist. Und wenn sie darüber hinaus noch Argumente dafür anführen, dass für Klimaveränderungen nicht in erster Linie zivilisatorische, sondern vor allem natürliche Faktoren, wie Schwankungen der Sonnenaktivität, der kosmischen Strahlung oder der Vulkanaktivitäten verantwortlich sind, müssen sie sogar mit einer moralischen Abstrafung rechnen.

Unausgegorene Katastrophenszenarien gefährden die Zukunft der Menschheit

Die Diskussion um die prognostizierte Klimaerwärmung zeigt, dass die kritische Auseinandersetzung mit der naturgeschichtlichen Forschung kein rein akademischer Disput über chronologische, geologische oder paläoökologische Themen ist. Fast zwangsläufig stößt sie zu der Frage vor, ob die als Grundlage für Prognosen verwendeten naturgeschichtlichen Erkenntnisse abgesichert genug sind, um als Fundament für z. T. weitreichende Entscheidungen über die Zukunft unseres Planeten zu dienen.

Mindestens ebenso verheerend – wie eine nicht frühzeitig erkannte oder fahrlässig provozierte gravierende Umweltveränderung – wäre es, wenn sich im Nachhinein herausstellen sollte, dass die meinungsführenden Experten mit unausgegorenen ›Horrorszenarien‹ völlig falsche volkswirtschaftliche Investitionen auf den Weg gebracht haben. Wenn die Volkswirtschaften einen erheblichen Teil ihrer Kraft und Dynamik dafür aufwenden, sich vor nichtexistenten Gefahren zu schützen, ist die Menschheit nur unzureichend darauf vorbereitet, sich den wirklichen Herausforderungen der Zukunft zu stellen:

Dies können z. B. massive Vulkanausbrüche sein, die bekanntlich nicht nur regionale Verwüstungen anrichten, sondern in Abhängigkeit von der geographischen Lage des Vulkans und der Menge der in die Stratosphäre geschleuderten Schwefelgase auch gravierende überregionale oder sogar globale Klimaverschlechterungen verursachen können. Katastrophenszenarien, die wie der Ausbruch des Laki (1783) auf Island oder des Tambora (1815) und des Krakatau (1883) in Indonesien gezeigt haben, sehr realistisch sind.

Der Vulkanausbruch des Laki hatte tiefgreifende klimatische Auswirkungen auf Mitteleuropa, die sich in ungewöhnlich kalten Wintern, schrecklichen Hochwässern, Ernteausfällen und Hungersnöten widerspiegelten. Das auf den Ausbruch des Mount Tambora folgende Jahr ist sowohl in Mitteleuropa als auch in den USA als das »Jahr ohne Sommer« bzw. »year without summer« in die Klimageschichte eingegangen. Und der Ausbruch des Krakatau hat nachweislich zu einer merklichen Abkühlung des Weltklimas in den darauffolgenden Jahren geführt.

Ein äußerst realistisches Gefährdungspotential stellen auch massive Erdbeben und von ihnen ausgelöste Tsunamis dar. Angesichts des gewaltigen Seebebens vor Sumatra und den in der Folge die Küsten des Indischen Ozeans verwüstenden Flutwellen brauchen für die Realität dieser Gefahr keine weiteren Belege aus historischer Zeit angeführt werden. Diese Jahrhundertkatastrophe hat den Menschen ihre Machtlosigkeit angesichts des Wüten der Naturgewalten so eindrücklich vor Augen geführt, dass betroffene und nicht betroffene Teile der Weltbevölkerung mit dem Ziel das unsägliche Leiden zu lindern enger zusammengerückt sind.

Diese Naturkatastrophe hat aber noch einen weiteren Stimmungsumschwung bewirkt. Die in der westlichen Wohlstandsgesellschaften weithin verbreiteten, allzu romantischen Vorstellungen eines harmonischen Miteinanders von Mensch und Natur verlieren merklich an Faszination. Tatsächlich ist es ein Charakteristikum dieser Katastrophe, dass erstmals die mahnenden Stimmen jener Umweltexperten verstummt sind, die sonst jeden heftigen Gewittersturm oder jedes außergewöhnliche Sommerhochwasser zum Menetekel einer durch die moderne Zivilisation gestörten Mensch-Natur-Harmonie stilisieren.

Mit verheerenden Vulkanausbrüchen, massiven Erdbeben, Tsunamis oder auch Hurrikans ist das Horrorkabinett der Natur noch keinesfalls umfassend beschrieben. Die wohl größte Gefahr für das Leben auf diesem Planeten droht aus dem Weltall. Bereits mehrfach ist das biologische Leben einer vollständigen Auslöschung durch den Einschlag eines kosmischen Boliden nur knapp entronnen. Ein bekanntes Beispiel ist der kosmische Volltreffer am Ende der Kreidezeit, dessen berühmteste Opfer die Dinosaurier sind. Dass solche Impakte keine Besonderheiten vergangener geologischer Epochen sind, hat uns noch jüngst der Einschlag des Shoemaker-Levy-Kometen auf dem Jupiter eindrücklich vor Augen geführt.

Die modernen Zivilisationen verfügen erstmals in der Geschichte unseres Planeten über die Technik und die Ressourcen, einen solchen Impakt nicht nur rechtzeitig vorherzusehen, sondern vielleicht sogar abzuwenden. Es wäre unverzeihlich, wenn dafür keine Anstrengungen unternommen würden, nur weil solche Katastrophenszenarien von den die öffentliche Meinung beherrschenden Experten, aufgrund von nicht oder schlecht reflektierten Denkfiguren nicht gesehen werden können oder wollen. Auch hier kann die Menschheit wiedereinmal nur auf die handlungsfähigen Amerikaner und ihr pragmatisches Gespür für reale Gefahren hoffen, und nicht etwa auf die eigentlich für die Abwehr solcher globalen Gefahren zuständigen Vereinten Nationen, die sich lieber um der Ratifizierung unsinniger Klimaprotokolle kümmern.

Das pessimistische Bild vom negativen Umgang des Menschen mit einer idealisierten Natur

Die in diesem Zusammenhang wohl am weitesten verbreitete und zugleich am wenigsten reflektierte Prämisse natur- und umweltgeschichtlicher Forschung ist das pessimistische Bild vom negativen Umgang des Menschen mit einer romantisch verklärten Natur. Dieses Bild ist parallel mit dem Aufstieg der Industriegesellschaft entstanden, wurde dann zum Gründungsmythos der Naturschutzbewegung und hat später die gesamte Umweltbewegung infiziert. Es kann wie folgt auf den Punkt gebracht werden: »Der Mensch – zumal der moderne ›westliche‹ Mensch der technisch industriellen Zivilisation – zerstört die Natur und damit sich selbst«.

Gegenüber einem solchem apokalyptischen Fortschritts- und Zivilisationspessimismus liegen viele Einwände nahe. Erstens: Gilt das, was hier dem »Fortschrittsmenschen« vorgeworfen wird, nicht in viel höherem Maße für die Natur selber, die ein Dichter des 19. Jahrhundert so trefflich mit »Natur, Maul und Klauen blutig rot« charakterisierte? Und Zweitens: Gingen die Vorläufer des Fortschrittsmenschen wirklich respektvoller mit der Umwelt um – oder standen ihnen einfach nur geringere technische Mittel zur Verfügung? Nach allem was man heute über den Umgang primitiver Kulturen mit der Natur und den verheerenden Einfluss von Naturkatastrophen auf die Geschichte des Lebens weiß, brauchen die modernen Zivilisationen den Vergleich nicht scheuen.

Davon unbeeindruckt, haben sich viele naturgeschichtliche Forscher von dem negativen Menschen- und dem idealisierten Naturbild der Umweltbewegung infizieren lassen und es auf unsere Vorfahren projiziert. Sie neigen dazu, den Menschen für alle möglichen nicht oder schlecht verstandenen naturhistorischen Ereignisse verantwortlich zu machen. Und zwar rückwirkend vom Beginn der nennenswerten Existenz der menschlichen Rasse an: Vom Verschwinden der Neandertaler während der letzten Eiszeit, dem Aussterben der eiszeitlichen Großsäuger am Ende der letzten Eiszeit bis hin zu der rätselhaften Verspätung der Buche bei nacheiszeitlichen Wiederbewaldung – überall wird intensiv nach einer menschlichen Täterschaft gefahndet.

Die lehrreiche Geschichte von den angeblich sterbenskranken Wäldern

Das Bestreben der Umweltbewegung die moderne Industriegesellschaft für alle möglichen Phänomene in die Pflicht zu nehmen, hat sogar dazu geführt, dass zivilisatorisch verursachte Umweltschäden regelrecht erfunden wurden. Ein anschauliches Beispiel hierfür ist das sogenannte »Waldsterben«, das in den 1980er und 1990er Jahren vor allem in Deutschland die Umweltdiskussion beherrscht hat. Neben unbestreitbar positiven Folgewirkungen (verstärkte Anstrengungen zur Reduzierung von Luftschadstoffen) hat die Waldsterbenshysterie auch gravierende negative Auswirkungen gehabt. Erstens hat sie völlig überflüssige Subventionen in Richtung Wald- sprich Großgrundbesitzer bewirkt, zweitens hat sie zusammen mit der Klimakollapshysterie den Blick auf das derzeit wohl größte Umweltproblem in Mitteleuropa versperrt, nämlich die immense Stickstoffbelastung der Böden und drittens hat sie völlig absurde Um weltängste (zuerst Sterben die Wälder und dann die Kinder etc.) ausgelöst.

Nach den Prognosen der damaligen Waldsterbens-Experten dürfte es heute in Deutschland so gut wie keinen Wald mehr geben. Völlig unbeeindruckt von solcher Umwelthysterie lebt der deutsche Wald munter weiter und liegt mit seinem Holzvorrat und seinen Zuwachsraten in Europa an der Spitze. Und so haben die Protagonisten des Waldsterbens es trotz ihrer alljährlich medienwirksam in Szene gesetzten Berichte über den »alarmierenden Anstieg der geschädigten Waldflächen« es nicht verhindern können, dass »le waldsterben« nicht nur in Frankreich zu einem geflügelten und belächelten Wort wurde, sondern dass es auch in Deutschland bereits die Spatzen von Dächern pfeifen: Dem Wald geht es heute besser denn je und so richtig krank ist er nur in Waldzustandsberichten der sogenannten Experten gewesen!

Wider den Methoden- und Autorenzwang

Diese Internetseite erlaubt sich, aus zweierlei Gründen den Begriff »kritisch« im Titel zu führen: Erstens sollen in ihr als ewige Wahrheiten gehandelte konventionelle Auffassungen infragegestellt und auf unreflektierte Denkfiguren hin analysiert werden. Und Zweitens soll in ihr versucht werden, sich möglichst unvoreingenommen mit den Themenkomplexen zu beschäftigen. – Dies bedeutet, dass bei der Bewertung von Argumenten nicht in erster Linie die Motive, aus denen sie erzeugt wurden oder die Weltanschauung, nach der sie riechen, sondern vor allem ihre Plausibilität und empirische Evidenz die entscheidenden Qualitätskriterien sind.

Der interessierte Besucher dieser Internetseite sollte sich daher nicht vorschnell davon abschrecken lassen, wenn hier Autoren zitiert werden, die von der herrschenden Lehre als unwissenschaftlich und unseriös abqualifiziert werden. Dies können – vor allem wenn es um evolutionäre Fragestellungen geht – auch Autoren sein, die in wissenschaftlichen Auseinandersetzungen gewöhnlich als »kreationistisch« verunglimpft werden. Zur ›Beruhigung‹ des ein oder anderen vollmaterialistisch eingestellten Naturwissenschaftlers sei aber bemerkt, dass ich nicht nur der konventionellen naturgeschichtlichen Lehre, sondern auch dem Schöpfungsglauben durchaus distanziert gegenüberstehe.

Und schlussendlich versucht diese Internetseite trotz all dem aufgezeigten Elend der konventionellen naturgeschichtlichen Forschung und einem fast boshaftem Hang zur bissigen Kritik auch noch heiter und selbstironisch zu sein.

G.M., 21.01.2005

 

Nachträge

Vorbemerkungen oder Einleitungen werden – obwohl sie am Anfang stehen – Sinnvollerweise immer erst dann geschrieben, wenn der zentrale Teil eines Textes oder Buches fertiggestellt ist. Bei einer Website, die inhaltlich einem kontinuierlichen Umbruch und Zuwachs unterworfen ist, können sich im Laufe der Zeit neue Themenschwerpunkte herauskristallisieren, die durch die ursprünglich geplanten Zielsetzungen nicht mehr abgedeckt sind. Hier betrifft dies die Themen »Reservatdenken bei Landschaftsnutzern« und »Präsenz der Römer in Germanien«.

Unter »Reservatdenken« wird der Versuch von einflussreichen und gut organisierten Landschaftsnutzern wie Jägern, Naturschützern oder Waldbesitzern verstanden, das ›einfache Volk‹ mit legalen und halblegalen Mitteln davon abzuhalten, die sogenannte »freie Landschaft« (also Feld, Wald und Wiese) für ihre bevorzugten Freizeitbeschäftigungen wie z. B. Wandern, Zelten, Hundeausführen, Joggen oder Mountainbiking zu benutzen. Das Ausgrenzungsinstrumentarium reicht dabei von Bußgeld androhenden »Achtung Natur – Betreten verboten«–Schildern über abschreckende Hinweise auf angebliche Zeckenplagen bis hin zu umweltpädagogischen Appellen, doch bitte die »empfindlichen Ökosysteme« oder die »Kinderstube des Wildes« zu schonen. Die Absicht bestimmter Gruppen, die »freie Landschaft« durch ausufernde Schutz- und Schongebiete für ihre eigenen Interessen zu monopolisieren, führt dazu, dass der ›einfache‹ Bürger genau das nicht mehr tun darf, was er eigentlich möchte, nämlich in einer überreglementierten Welt noch einen Ort zufinden, wo er sich sozial verpflichtungslos verhalten oder die Natur zwanglos erfahren und nutzen kann.

Mit der »Präsenz der Römer in Germanien« wird eine Thematik aufgegriffen, die mit kritischer Natur- und Umweltgeschichte nur noch den historischen Aspekt gemeinsam hat und die über meine Beschäftigung mit der Chronologiekritik ins Visier dieser Website geraten ist. Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich – trotz tlw. heftiger Differenzen mit ihrem Begründer - ein begeisterter Anhänger von Dr. Heribert Illigs Phantomzeitthese bin. Mir ist keine in Konkurrenz zu einer etablierten Theorie stehende, alternative These bekannt, die einen so großen Mehrwert an Erklärungen bisher ungelöster Fragen bietet, wie Illigs Phantomzeitthese. Sie besagt bekanntlich, dass rund dreihundert Jahre im frühen Mittelalter fiktiv sind. Streicht man diese Jahrhunderte dann wächst die Bedeutung der römischen Präsenz in Germanien, weil z. B. einige Bauwerke, deren Entstehung von der konventionellen Geschichtsschreibung in die Zeit der fiktiven Jahrhunderte datiert wird, einen römischen Ursprung erhalten.

Die Auseinandersetzung mit der römischen Geschichte gewinnt durch das bevorstehende Varusjahr 2009 erheblich an Aktualität. Offenbar hat es viele hauptamtliche Archäologen dazu verleitet, der interessierten Öffentlichkeit ein übermäßig geschöntes und idealisiertes Bild von den Ergebnissen ihrer Arbeit zu präsentieren. So haben sich nahezu losgelöst von der tatsächlichen Indizienlage hauptamtliche Archäologen hinter den Auffassungen verschanzt, dass die Römer rechts des Rheines keine Steingebäude errichtet haben, die Varusschlacht in Kalkriese stattgefunden hat und – als jüngster Clou – der letzte feste Wohnsitz des Varus’ am Weserdurchbruch bei Porta Westfalica gewesen sein soll. Diese wenig tragfähigen Positionen fordern den Widerspruch von vielen engagierten Amateurarchäologen heraus. Die Auseinandersetzung zwischen hauptamtlichen und Amateurarchäologen soll hier nicht unkommentiert bleiben.

G.M., 31.10.2008

 

In eigener Sache

Zweifellos ist meine Website – wie jeder Besucher unschwer erkennen kann – ausgesprochen wissenschaftskritisch. Daraus folgt aber nicht, dass sie wissenschaftsfeindlich, kreationistisch oder gar esoterisch ist. Kurzum, auch wenn niemand so recht weiß, was Wissenschaft eigentlich ist und wie sie von pseudowissenschaftlichen Varianten substanziell zu unterscheiden ist, lege ich hier mal ein positives Bekenntnis für zumindest solche Teile des Wissenschaftsbetriebes ab, die über ein Minimum an Selbstreflexion verfügen und die schon mal von der Beschränktheit und den Untiefen der wissenschaftlichen Methoden gehört haben.

Anlass für diese Klarstellung sind Anfragen von Leuten innerhalb und außerhalb des Wissenschaftsbetriebes, die sich kein klares Bild davon machen konnten, was ich eigentlich vertrete und die deshalb vermuteten, dass es mir nur darum ginge, Wissenschaftsgegner zu munitionieren. Kürzlich bin ich dann sogar in das Visier einer dubiosen ›aufklärerischen‹ Gruppe geraten, die sich EsoWatch nennt. Die hat sich auf ihre Fahnen geschrieben, gegen die sich ausbreitende Irrationalität in der Gesellschaft anzukämpfen und rühmt sich damit, »viele Dinge, Namen und Methoden der Quacksalberei, Täuschung und Scharlatanerie konkret und ungeschönt« beim Namen zu nennen.

Weil sich die Aktivisten dieser Gruppe (oder genauer gesagt dieses Grüppchens) als Widerstandskämpfer betrachten, agieren sie anonym, d. h. ihre Website hat kein Impressum, die Server stehen in den USA und die Autoren verbergen ihre Identitäten hinter Nicknames. Angeblich, um sich vor Racheakten zu schützen, tatsächlich wohl eher, um eine Verfolgung durch die deutsche Justiz zu erschweren. Selbstverständlich werden aber die bei irrationalen Handlungen erwischten Delinquenten beim Namen genannt. Nachdem man mich in ihrem EsoWatch-Forum als lohnendes Zielobjekt identifiziert hatte, wurde in der Rubrik »Pseudowissenschaft/ Kreationismus« ihres EsoWikis ein kleiner Artikel über mich eingestellt.

Darin heißt es, dass ich mich mit »abseitigen Außenseitertheorien wie Chronologiekritik und Kreationismus« befasse und die »universitäre Wissenschaft als innovationsfeindlich und irrtumsanfällig« verunglimpfe. Das ist gar nicht mal so falsch formuliert, wenn da nicht ein entscheidender Punkt fehlen würde: Ich betrachte mich nämlich nicht nur als ein heftiger Kritiker eines allzu konservativ agierenden und gegen innovative Ideen wenig aufgeschlossenen Wissenschaftsapparates, sondern auch als ein leidenschaftlicher Kämpfer gegen einen sich epidemisch ausbreitenden Wissenschaftsaberglauben, von dem nicht nur viele Laien, sondern kurioserweise auch viele Wissenschaftler (die es eigentlich besser wissen müssten) befallen sind.

Unter Wissenschaftsaberglauben verstehe ich zweierlei*: Zum Einen eine massive Fehlinterpretation des tatsächlichen Gültigkeitsbereiches von wissenschaftlichen Ergebnissen. Denn wer vergisst, unter welch streng definierten Randbedingungen wissenschaftliche Ergebnisse zustande gekommen sind, neigt dazu, ihren Geltungsbereich maßlos zu überschätzen**. Und zum Anderen die Überzeugung, wissenschaftliches Arbeiten bestehe vor allem in der Anwendung einer oder sogar der wissenschaftlichen Methode auf die richtigen Gegenstände, und das führe stracks zum Ziel. Wissenschaft ist aber keine automatisierte Erforschung der Wirklichkeit, sondern eher ein auf Störungen und Irritationen angewiesener Methodenkomplex.

Die einleitend angeführten Vernunft-Wächter sind offenbar auch eine solche, vom Wissenschaftsaberglauben infizierte Gruppe. Diese EsoWatcher müssten zunächst einmal begreifen, dass die wissenschaftliche Vernunft nur eine und nicht unbedingt die wichtigste von vielen Vernünften in der Gesellschaft ist. Denken wir nur an die institutionelle, die emanzipatorische oder auch die emotionale Vernunft***. Und vernünftige Menschen sind – wie jeder halbwegs ›vernünftige Mensch‹ weiß – das Produkt von vernünftigen Institutionen (vor allem des Rechtsapparates) und nicht etwa umgekehrt. Nur Hinterwäldler, wie wohl auch diese EsoWatcher****, glauben noch an die universelle Gültigkeit einer einzigen, in diesem Fall der wissenschaftlichen Rationalität oder Vernunft, die über allem stehen soll.

Anmerkungen

*Vgl. Hard, G. (1995): Spuren und Spurenleser. - Universität Osnabrück

**Dies begegnet oder nervt uns zwischenzeitlich täglich, wenn in den Medien sogenannte Experten zu Fragen unserer Alltagswelt, also z. B. zu vermeintlichen oder auch realen Umweltproblemen interviewt werden und vollmundige, ›wissenschaftlich‹ begründete Einschätzungen und Prognosen abgeben.

***Der Franzose spricht bei der emotionalen Vernunft auch von »la raison du coeur«, was zu deutsch zwar »die Vernunft des Herzens« heißt, aber wohl treffender mit »Bauchgefühl« zu übersetzen ist.

****Im Internet kursieren Vermutungen, dass hinter EsoWatch weniger das Interesse an einer wissenschaftlichen als einer geschäftlichen Vernunft steht. Soll heißen, hier diskreditieren z. B. der Pharmaindustrie nahestehende Personen (Apotheker, Ärzte) anonym Impfgegner. Tatsächlich sollte aber gerade in der Medizin nicht die rationale oder gar die geschäftliche Vernunft gelten, sondern schlicht: Recht hat wer heilt, nicht wer rational behandelt!

G.M., 08.02.09

»Ein Leben lang sorgfältigst den Müll getrennt - und dann sowas!«

Nach dem Biochemiker Gottfried Schatz (1999) ist »die wichtigste Gabe für einen guten Forscher die Fähigkeit, Dinge miteinander zu kombinieren, die scheinbar nichts gemein haben.«

Gute Karikaturisten haben dies schon immer getan!


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