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Unter Tränen Töten für den Artenschutz

Laut wissenschaftlicher Expertise ist Taskan, der Vater der getöteten Tigerbabys, kein erbreiner Sibirischer Tiger
Laut wissenschaftliche Expertise ist Taskan, der Vater der getöteten Tigerbabys, kein erbreiner Sibirischer Tiger

In dem Beitrag »Cappuccino-Bären – ›Kinder des Klimawandels‹« hatte ich darüber berichtet, dass zwei Polar-Braunbärenmischlinge im Osnabrücker Zoo von einem peinlichen Betriebsunfall zu einem Symbol für den menschengemachten Klimawandel veredelt wurden und dass solche Mischlinge in Zoologischen Gärten nicht selten mit der Begründung den Artenschutzes zu gefährden, getötet werden.

Jetzt sind der Direktor des Magdeburger Zoos und drei seiner Mitarbeiter wegen eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz verwarnt worden, weil sie gemeinschaftlich drei kerngesunde Tigerbabys kurz nach ihrer Geburt getötet hatten. Die drei Jungtiere waren aus ihrer Sicht zur Zucht nicht geeignet, weil ihr Vater Taskan kein reinrassiger sibirischer Tiger sei und sie Platz für eine reinerbige Erhaltungszucht blockiert hätten.

Die Angeklagten betonten, sie hätten sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, es seien Tränen geflossen. Der Richter räumte zwar ein, dass sich die Zooverantwortlichen in einem schwierigen Dilemma befunden hätten, bemängelte aber, sie hätten nicht ausreichend geprüft, ob die Jungtiere nicht in anderen Zoos hätten artgerecht untergebracht werden können. Es sei kein triftiger Grund, Leben zu töten, nur weil man denkt, da können Schwierigkeiten kommen.

Das pikante an der Geschichte ist, dass die Paarung nicht wie bei den Osnabrücker ›Cappuccino‹-Bären ein Betriebsunfall war, sondern vom Zoodirektor als Meisterleistung der Tierpfleger bezeichnet wurde. Die beiden Eltern der Tigerbabys seien auf Empfehlung des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) zusammengestellt worden. Der Kater Taskan stamme aus dem Tierpark Hagenbeck und die Katze Kolina aus dem Zoo Hannover.

Nach äußerst schwieriger zweijähriger Ein- und Zusammengewöhnungsphase sei es gelungen, beide erfolgreich zu paaren. Die Tigerin wurde im Januar 2008 trächtig. Im Februar erhielt die Zoodirektion vom zuständigen EEP-Koordinator die Nachricht, genetische Untersuchungen hätten ergeben, dass der Vater nicht reinrassig ist, weil einer seiner Vorfahren ein Sumatra-Tiger sei. Von den ca. 260 registrierten Sibirischen Tigern seien 31 weitere von dieser Hiobsbotschaft betroffen.

Die Zucht reinerbiger Tiere, vor allem auch sehr seltener, hoch bedrohter Arten sei eine der obersten Ziele der internationalen Zoogemeinschaft. Mischlinge seien in jedem Fall zu vermeiden. Sie würden den eingeschränkten zur Verfügung stehenden Platz für die wichtige Erhaltungszucht blockieren und seien an verantwortliche Halter kaum zu vermitteln. Es sei keine Option, diese Tiere an Zirkusunternehmen oder sogar an undurchsichtige Tierhändler weiterzugeben.

Eine Abortinduktion bei der Tigerin wurde aufgrund möglicher Komplikationen ausgeschlossen, da diese unter Umständen eine weitere Zuchtunfähigkeit der genetisch wertvollen Katze zur Folge gehabt hätte. Von einer Kommission des Unternehmens (Direktor, Zootierarzt, Zooinspektor, Tierpfleger)sei aus diesen Gründen die Entscheidung getroffen, die Jungtiere unmittelbar nach der Geburt einzuschläfern und den nicht reinerbigen Kater zu kastrieren.

Anthropozentrische Ansätze und daraus resultierende vermenschlichte Betrachtungsweisen seien bei der Frage, ob Tiere einzuschläfern sind, in keiner Weise hilfreich. Die Entscheidung der Zooverantwortlichen befände sich im Einklang mit der ökologischen Ethik. Die betrachte nicht nur den Wert oder die Rechte von individuellen Lebewesen, sondern auch das Übergeordnete, das ökologische Gesamtgefüge, in welches jedes Leben von einander abhängend eingebunden sei.

Zu dieser Darstellung des Magdeburger Zoos ist einiges zu ergänzen und richtig zu stellen:

1) Zoos sind kommerzielle Unternehmen, die in der Regel von den Kommunen subventioniert werden. Es geht bei ihnen in erster Linie nicht um Arterhaltung oder Naturschutz, sondern darum, durch die Zurschaustellung attraktiver Tiere, Besucher anzulocken. Knuddelige Jungtiere gehören zu den zuverlässigsten Publikumsmagneten. Schon aus diesem Grund werden mehr Tierbabys produziert, als man eigentlich zur Nachzucht benötigt1). Wenn das Kindchenschema und tapsige Verhalten schwindet, schwindet auch die Aufmerksamkeit der Zoobesucher für die halbstarken Tierjugendlichen. Parallel steigt das Interesse des Zoos, sich überflüssiger Tiere zu entledigen.

2) Die Möglichkeiten, seriöse Abnehmer für Zoonachwuchs zu finden, sind begrenzt. Über dubiose Händler landen Zootiere nicht selten auf Schlachthöfen oder sogenannten Hunting-Farmen. Das Töten überzähliger Tiere mit Bolzenschussgerät oder Giftspritze gehört bei fortpflanzungsfreudigen Arten wie z. B. Huftieren, Löwen oder Bären zum normalen, allerdings oft verschwiegenen Zooalltag. Es gibt zwar verschiedene Formen der Empfängnisverhütung, die sind jedoch nicht immer erwünscht (siehe Pkt. 1) oder praktikabel und können sogar mit Risiken verbunden sein. Eine völlige Kinderlosigkeit kann z. B. bei langlebigen Arten zu Erkrankungen der reproduktiven Organe führen.

3) Die Erhaltungszuchtprogramme sind eine Reaktion auf den weitgehenden Zusammenbruch des Handels mit wilden Tieren in den 1980er Jahren. Sie dienten ursprünglich dazu, auch ohne die Blutauffrischung mit Wildfängen gesunde Populationen in Zoos zu erhalten. Die Arterhaltung bei bedrohten Wildpopulationen ist eher ein sekundäres Ziel, dessen Hervorhebung seit den 1990er Jahren mehr der Imagepflege (Zoo als Arche Noah oder Naturschutzzentrum) dient2). Gerade die Zuchtprogramme für Sumatra- oder Sibirische Tiger sind ein Beispiel dafür, denn bisher wurde noch kein Tiger aus europäischen Zoos ausgewildert. Und dies ist auch in Zukunft nicht absehbar, weil es mit kaum lösbaren Problemen verbunden ist.3)

4) Gemessen an ihrem Gesamttierbestand und an der Gesamtzahl der vom Aussterben bedrohten Arten werden Zoos nur sehr untergeordnet ihrem Anspruch gerecht, ein ökologisches Reservoir für bedrohte Arten zu sein. Eine Studie über den Beitrag der Zoologischen Gärten in der Schweiz zum Artenschutz kam zu dem ernüchternden Ergebnis, dass nur wenige Auswilderungsprojekte bestehen. Realistisch betrachtet, sind Zoos Freilichtmuseen für (seltene) Arten mit hohem Schauwert. Das Ziel reinrassige Tiger zu züchten, bildet da keine Ausnahme, weil die Teilnahme an Erhaltungszuchtprogrammen gerade bei attraktiven Arten mehr eine prestigeträchtige Unternehmung als eine artenschützerische Notwendigkeit ist.4)

5) Der Kater Taskan galt bis zu dem Zeitpunkt als durch eine genetische Studie ein Makel in seiner Ahnentafel diagnostiziert wurde, aufgrund seines Zuchtbuches und seines äußeren Erscheinungsbildes als reinrassiger Sibirischer Tiger. Weder für das Publikum noch für Tigerexperten war zuvor erkennbar, dass irgendeiner seiner Ur- oder Ur-Urgroßväter ein Sumatratiger gewesen sein soll. Dabei unterscheiden sich diese beiden Unterarten deutlich voneinander: Der Sibirische Tiger ist der größte und am hellsten gefärbte Tiger, während der Sumatratiger der kleinste und dunkelste ist. Taskans Nachwuchs hätte daher dem von den Zooverbänden vielbemühten Leitbild, das Zootiere Botschafter für ihre wilden Verwandten in Dschungel oder Savanne sein sollen, vollauf genügt.5)

6) Der Tigernachwuchs war kein Betriebsunfall, sondern das erwünschte Produkt einer vom Magdeburger Zoo umgesetzten Empfehlung des Koordinators des Erhaltungszuchtprogramms für Sibirische Tiger. Sowohl die Zoodirektion als auch der Koordinator hatten daher eine besondere Verantwortung für den Nachwuchs. Als bekannt wurde, dass der Vater Taskan nicht reinerbig ist, sondern ein paar Prozent Sumatra-Tigerblut in sich trägt, hat sich die Zoodirektion dieser Verantwortung mit Einverständnis des Koordinator durch Tötung der neugeborenen Tiger entledigt. Da Tigerjunge erst nach zwei bis drei Jahren von der Mutter getrennt werden, wollte man auf diese Weise verhindern, dass die Anlage für diesen Zeitraum durch genetisch minderwertigen Nachwuchs blockiert würde.6)

7) Die Zoodirektion rechtfertigt die Tötung der Tigerbabys damit, dass sie sich im Einklang mit einer ökologischen Ethik befinde. Diese berücksichtige nicht nur die Rechte individueller Lebewesen, sondern auch das Übergeordnete, das ökologische Gesamtgefüge. Das ist natürlich völliger Unsinn, weil die Tiere in Zoos – wenn man den Begriff Ökologie nicht völlig sinnentleert verwendet – ja gar nicht in ökologische Gefüge eingebunden sind, sondern in isolierten Anlagen unter intensiver menschlicher Obhut zur Schau gestellt werden. Zudem ist der Begriff »ökologisches Gesamtgefüge« ein naturwissenschaftlich nicht ausweisbares holistisches Konstrukt. Solche inhaltsleeren Sinngebungskonstrukte werden immer dann bemüht, wenn es gilt, höchst eigennützige Entscheidungen als gemeinwohlverträglich zu legitimieren.

Der Hengdaohezi Siberian Tiger-Park
In China gibt es etwa 5.000 in Gefangenschaft gezüchtete Tiger. Vergleicht man Chinas Arterhaltungsbemühungen für Sibirische Tiger mit denen in europäischen Zoos, dann wirken letztere vergleichsweise bescheiden. Allein in der weltgrößten Tigerzuchtanlage, dem »Hengdaohezi Feline Breeding Centre«, im Nordosten Chinas leben derzeit knapp 1.000 Sibirische Tiger, während in allen europäischen Zoos zusammen etwas mehr als 200 Exemplare gibt. Da in chinesischen Tigerfarmen ausreichend Großkatzen vorhanden sind und es sogar mehr oder weniger erfolgreiche Versuche gibt, Tiger auszuwildern, liefert das europäische Erhaltungszuchtprogramm keine überzeugende Begründung dafür, Tiger mit kleinen Makeln in der Ahnentafel auszumerzen.
Die chinesische Anlage gilt allerdings als umstritten, weil in ihr der Artenschutz auf allzu augenscheinliche Weise mit dem Kommerz verquickt ist, internationale Standards zur Vermeidung von Inzucht nicht eingehalten werden und weil immer wieder über Verstöße gegen den Tierschutz berichtet wird. So wird z. B. für zahlungskräftige Schaulustige ohne viel Umschweife ein Bulle als Lebendfutter ins Tigergehege getrieben. Der Handel mit Produkten aus Farm-Tigern für die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist zwar offiziell verboten, doch weil er so lukrativ ist, kaum zu unterbinden. Chinesische Fachleute vertreten die Auffassung, dass es besser ist, die Ressourcen der Farm- als der wildlebenden Tiger zu nutzen. Allein in den Kühlhäusern der Hengdaohezi-Farm sollen über 200 Tiger für eine spätere Vermarktung eingefroren sein.

8) Die Tötung von Hybriden hat nichts mit einer ökologischen Ethik zu tun, sondern sie ist das Ergebnis einer von Marketing-Überlegungen bestimmten speziellen europäischen Zooethik. Im konkreten Fall wurde der erhebliche Schauwert von drei tapsigen Tigerbabys mit dem Prestige abgewogen, möglichst schnell wieder am europäischen Erhaltungszuchtprogramm für Sibirische Tiger teilzunehmen. Als kürzlich im Leipziger Zoo drei Schneeleoparden geboren wurden, sprach der Direktor von einem »großen Schatz« und dies darf man ruhig monetär verstehen. Kein Wunder, dass bei der Tötung der Tigerbabys Tränen geflossen sind, denn in der Erwartung langfristiger Vorteile wurde ein erheblicher Schauwert vernichtet.8)

9) In diversen Stellungnahmen von Zooorganisationen wird betont, dass die Verantwortlichen des Magdeburger Zoos aus fachlicher Sicht keine andere Wahl hatten oder dass sie aufgrund von Gesetzen oder Richtlinien zur Tötung der Jungtiere verpflichtet gewesen wären. Das trifft nicht zu, denn das Europäische Erhaltungszuchtprogramm spricht nur Empfehlungen aus und kein Naturschutzgesetz und keine EU-Richtlinie zwingt Zoos dazu, hybriden Nachwuchs zu töten. Zudem können auch wissenschaftliche Studien irren. Es ist daher völlig unverhältnismäßig, dass aufgrund einer einzigen genetischen Untersuchung so weitreichende und endgültige Maßnahmen wie die Kastration des Katers und die Tötung von Jungtieren vorgenommen wurden.

10) Es ist kein Geheimnis, dass gerade bei spektakulären Arten wie Tigern, die Rassegesetze besonders streng angewendet werden, während bei anderen weniger populären Arten sich kaum ein Zoo für die Züchtung oder Haltung von reinerbigen Unterarten stark macht. Z. B. gibt es in deutschen Zoos eine relativ große Population eines aus diversen Unterarten bastardierten Einheits-Mähnenschafes, während die Unterarten in nordafrikanischen Freilandvorkommen zum Teil vom Aussterben bedroht sind. Kein Zoodirektor käme auf die Idee, deshalb den bastardierten Nachwuchs zu töten oder seine Pflicht, Artenschutz zu betreiben, vernachlässigt zu haben. Es ist höchste Zeit, dass dem Unterartenwahn bei spektakulären Zoo-Arten und seinen tödlichen Folgen einen Riegel vorzuschieben.

Resümee

Zoos sind kommerzielle Unternehmen mit artenschützerischen und umweltpädagogischen Ansprüchen, deren Handeln allerdings maßgeblich von finanziellen Zwängen bestimmt ist. Spektakuläre bedrohte Arten oder kuschelige Jungtiere, die als Publikumsmagneten dienen, haben für Zoos eine existenzielle Bedeutung. Um den ökologischen Schauwert der gefangenen Tiere zu erhöhen, werden sie zu Botschaftern ihrer wildlebenden Verwandten verklärt. Tatsächlich haben unter menschlicher Obhut lebende Zootiere mit ihren in freier Wildbahn Verwandten aber nur das Aussehen gemeinsam. Ihr umweltpädagogischer und artenschützerischer Wert sind eher dürftig. Das Erhaltungszuchtprogramm für Sibirische Tiger ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür. Bis heute wurde noch kein in europäischen Zoos gezüchtetes Exemplar ausgewildert und dies ist auch in Zukunft nicht absehbar. Trotzdem werden absurde Maßstäbe an ihre Erbreinheit angelegt und man scheut nicht davor zurück, gesunden mit genetischen Makeln behafteten Nachwuchs zu töten. Solche Formen von rassistischem Artenschutz sind auch einem dem Naturschutz aufgeschlossenen Publikum kaum mehr zu vermitteln. Konsequenten Artenschutz betreibt man nicht in umzäunten Gehegen, sondern den Lebensräumen von bedrohten Arten. Dazu bedarf es vieler Anstrengungen, allerdings keiner genetisch makellosen Botschafter in Zoos.

Anmerkungen

1) Um die Überproduktion zu rechtfertigen, wird häufig argumentiert, dass die Reproduktion für die Tiere zentral sei und Paarfindung, Brunftverhalten, Paarung, Aufzucht der Jungen, den Alltag der Tiere ausfüllt. Eine beliebige Argumentation, denn obwohl auch die Freiheit für Wildtiere zentral ist, werden sie in Zoos eingesperrt. Im übrigen können kastrierte Tiere ein sehr erfülltes Leben führen, wie viele Haustiere zeigen.

2) Die Betonung der Aufgabe des Artenschutzes soll zudem von der massiven Kritik an den aus tierschutzrelevanter Sicht vielfach nicht artgerechten Haltungsbedingungen der Zootiere ablenken.

3) Will man Tiger auswildern, müssen sie isoliert vom Menschen nur von ihren Eltern groß gezogen werden, in einem Gebiet mit ausreichend Platz und ausreichend Beute. Wenn man Tiger freilässt, die Menschen mit Nahrung verbinden, geht dies für beide Seiten unglücklich aus. Wenn Zoos also etwas für die Erhaltung von Sibirischen Tigern tun wollen, dann sollten sie in die Erhaltung und Schaffung von geeigneten Lebensräumen, statt in erbreine Tigerzuchten investieren.

4) Der Wunsch erbreine Tiger zu züchten, ist mit dem Bestreben eines Kunstmuseums vergleichbar, einen echten Rembrandt (und keinen, wo noch einer seiner Schüler drin rumgemalt hat) zu besitzen.

5) Der Betreiber des Tiererlebnisparks Memleben, der zwei nicht reinerbige Sibirische Tiger aus dem Erhaltungsprogramm des Leipziger Zoos aufgenommen hatte, betonte, für ihn seien die prächtigen Raubkatzen trotz der genetischen Schönheitsfehler Sibirische Tiger: »Sibirischer geht’s gar nicht!« Da die Tiere nicht ausgewildert, sondern wie in allen Zoos zur Schau gestellt werden sollen, eine völlig realistische Einstellung.

6) Der Mensch trägt für Tiere, die in seiner Obhut groß geworden sind, eine besondere Verantwortung. Wenn die Zoodirektion von ihrem prestigeträchtigen Ziel, erbreine Tiger zu züchten, partout nicht loslassen konnte, so wäre eine angemessene Lösung gewesen, die gesunden Jungen am Leben zu lassen und die Zeit der Aufzucht dafür zu nutzen, sich um ihre Unterbringung in anderen Tiergärten zu kümmern.

7) Wegen der großen (negativen) Publizität, die diese Entscheidung anlässlich der juristischen Ahndung erlangt hat, darf man vermuten, dass die Verantwortlichen sie wohl zwischenzeitlich bereuen oder doch zumindest heute anders treffen würden.

Literatur

dpa (2010): Zoodirektor für Tötung von Tigerbabys verwarnt. – In: FAZ.NET vom 17.06.2010

Guo, Jerry und Wilke, Thomas (2008): Tigerzucht um jeden Preis. – In: Bild der Wissenschaft, H. 1: 38-48

Lohse, Stephan (2010): »Keine andere Wahl«: Leipziger-Zuchtexperte verteidigt Tigertötung in Magdeburg. – In: LVZ.Online vom 18.06.2010

Luo, Shu-Jin et al. (2008): Subspecies Genetic Assignment of Worldwide Captive Tigers Increase Conservation Value of Captive Populations. – In: Current Biology 18: 592-596

Rüschemeyer, Georg (2008): Leben und sterben lassen im Zoo. – In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Nr. 13: 61

Sommer, Reto (2005): Beitrag der wissenschaftlich geleiteten Schweizer Zoos zur Arterhaltung. – Bundesamt für Veterinärwesen. – Bern/CH

G.M., 12.07.2010

 

Im Magdeburger Zoo wurden drei putzmuntere Tigerbabys wegen eines Makels in der Ahnentafel kurz nach der Geburt eingeschläfert. Da Tigerbabys die ersten Tage blind sind, haben sie das Licht der Welt nie erblickt. Warum und ob es soweit kommen musste, wird in nebenstehenden Geschichte erzählt.

 
   


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