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Debora Cadbury
Dinosaurierjäger – Der Wettlauf um die Erforschung der prähistorischen Welt
Rowohlt – Reinbek 2001, 439 S.

Die britische Buchautorin Deborah Cadbury begleitet bekannte und weniger bekannte Paläontologen des 19. Jahrhunderts bei der Erforschung der prähistorischen Welt. Diese zeigte sich den Forschern zu Beginn dieses Jahrhunderts als unerhörte Provokation, nämlich als Skelettrest eines ›Ungeheuers‹, das von der dreizehnjährigen Mary Anning an der Südküste Englands gefunden wurde. Ihr Fund, der später als Ichthyosaurus bekannt wird, setzt einen dramatischen Wettlauf um die Erforschung der »Zeit vor der Sinflut« in Gang, der nicht nur Karrieren begründet und zerstört, sondern eine neue Wissenschaft hervorbringt und das herrschende Weltbild von Grund auf ändert.

Cadbury schildert auf anschauliche Weise, wie die ersten Dinosaurierforscher, die neben der fossilen, vor allem der biblischen Überlieferung verpflichtet waren, sich mühten, die Funde mit dem Schöpfungsbericht in Einklang zu bringen. Im Zentrum des Buches steht der jahrzehntelange, hassgeladene Konflikt zwischen zwei höchst ungleichen Persönlichkeiten: Gideon Mantell, Sohn eines Schusters, der sich aus eigener Kraft zum Mediziner und Mitglied der Londoner Royal Society emporarbeitete, und Richard Owen, der sich frei von Geldsorgen ganz der Forschung widmen konnte. Cadbury macht keinen Hehl aus ihrer Sympathie für Mantell, den sie zum Held ihrer Geschichte kürt.

Das Buch endet damit, dass der intrigante Richard Owen zwar gegen den ehrbaren Gideon Mantell die Oberhand behält, aber später von den siegreichen Darwinisten systematisch aus der Geschichte hinausgeschrieben wird. Nicht zu unrecht wird er als »verdammter Lügner« abgestempelt: »Er log für Gott und aus Boshaftigkeit. Ein übler Fall«. Leider macht Cadbury nicht deutlich, dass der wissenschaftliche Diskurs im Zeitalter des Darwinismus kein bisschen fairer geworden ist. So steht das skrupellose Vorgehen des Darwinprotagonisten Thomas H. Huxley (»Darwins Bulldogge«) den intriganten Methoden eines Richard Owen in nichts nach. Analog müsste man aus heutiger Sicht für Huxley formulieren: »Er log für Darwin und aus Skrupellosigkeit. Ein ganz übler Fall«.

   

 
   


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