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Der tiefere Sinn des Labenz - Das Wörterbuch der bisher unbenannten Gegenstände und Gefühle Douglas Adams, John Loyd & Sven Böttcher

Der tiefere Sinn des Labenz - Das Wörterbuch der bisher unbenannten Gegenstände und Gefühle
R & B bei Zweitausendundeins, Frankfurt 1992, 312 S., 15,90 €

Normalerweise wird uns im Alltag nur selten bewusst, dass es Gegenstände und Gefühle gibt, für die unsere Muttersprache keine Begriffe zur Verfügung stellt. Liest man das Buch »Der tiefere Sinn des Labenz« wird einem schnell klar, dass es Hunderte davon gibt. Für ihre Benennung haben die Autoren keine neuen Kunstworte eingeführt, sondern Ortsnamen gewählt.

Ausdrücklich weisen die Autoren darauf hin, dass sie es als ihre Aufgabe betrachten, diese Worte, die bisher ihr Dasein auf Schildern fristen mussten, von den Wegweisern herunterzuholen, damit sie einen nützlichen Beitrag zur alltäglichen Unterhaltung leisten und wertvolle Mitglieder der Sprachfamilie werden.

Der Titel der englischen Originalausgabe von Douglas Adams und John Lloyd (1990) lautet »The Deeper Meaning of Liff«. Spontan hätte man gedacht, dass dieses Buch, dem englische Ortsnamen zu Grunde liegen, nicht in die deutsche Sprache übertragbar ist.

Sven Böttcher zeigt, dass eine Benennung bisher unbenannter Sachverhalte auch auf Basis deutscher Ortsnamen möglich ist; zwar nicht eins zu eins, aber Dank diverser Ergänzungen ist ihm sogar ein durchaus originelles Werk gelungen.

Nachfolgend eine Auswahl von Begriffen, die mich davon überzeugt haben, dass dieses Lexikon eine eklatante Lücke in meinem Wortschatz schließt und eine ebenso nützliche wie amüsante Ergänzung meiner Wörterbuch-Sammlung ist:

Cappeln: Geräusch einer auf dem Straßenpflaster langsam zur Ruhe kommenden Radkappe.

Frankfurt: Die unter der Trennscheibe eines Postschalters eingebaute Mulde oder Schublade, durch die man u. a. Briefe oder Briefmarken zugeschoben kriegt.

Niederwetz: Die staubige Senke unter einer Schaukel.

Schweigern: Sich weigern zu sagen, weshalb man so verflucht sehnsüchtig ins Leere starrt.

Tübingen: Eine Zahnpastatube zusammenrollen, um den Rest herauszuquetschen.

Überhamm: Essens- und Kochreste, die man im Kühlschrank verstaut, obwohl man genau weiß, daß man sie nie im Leben verbrauchen wird.

Xanten: Frauen, die nur auf Partys miteinander und sonst nur voneinander reden.

Das Lexikon bringt einem auch deshalb zum Schmunzeln, weil es schonungslos alltägliche Missgeschicke und peinliche Situationen beim Namen oder genauer gesagt beim Ortsnamen nennt. Der auf dem Buchumschlag angebrachte Aufkleber, der ankündigt »Dieses Buch wird Ihr Leben verändern«, ist daher durchaus zutreffend.

Das Wörterbuch versetzt einen nicht nur in die Lage, bisher nicht benannte Sachverhalte zu benennen, sondern verschafft einem, wenn man z. B. bei Autofahrten auf Ortsschilder trifft, die bisher nur ein etymologisches Rätselraten oder Unverständnis ausgelöst haben, Aha-Erlebnisse: ›Kenn ich, bedeutet…

Zudem kann es bei langweiligen gesellschaftlichen Veranstaltungen der kommunikativen Erheiterung dienen, wenn man z. B. die Dame, die immer freiwillig die Getränke holt, als Oberursel oder den (ungebetenen) Gast, der immer erst gehen muss, bevor es lustig wird, als Hemme bezeichnet.

Und nicht zu vergessen, sind zur Erklärung mancher Sachverhalte humorvolle Illustrationen eingefügt. Z. B. für den Begriff »Busenwurth«, der die Hautfalte bezeichnet, die aus dem zu engen Büstenhalter einer Dame lappt.

An diese Illustration habe ich mich erinnert, als ich ein Bild der britischen Schauspielerin Emma Watson sah, das sie bei der Premiere des letzten »Harry Potter«-Films zeigt. Sticht da nicht deutlich eine doppelte Hautfalte ins Auge, die wir nunmehr als einseitig doppelte Busenwurth bezeichnen können und die wir getreu dem Motto »Man sieht nur was man kennt.« ohne dieses Lexikon womöglich übersehen hätten?!

»Bronzegöttin« Emma Watson mit einseitig doppelter Busenwurth

Emma Watson wurde vom britischen »Glamour«-Magazin zur »Best Dressed Women 2011« gewählt und gilt seither als Stilikone. Auch für das bisher graustufig illustrierte Wörterbuch »Der tiefere Sinn des Labenz« wäre sie eine farbige Bereicherung.

G.M.,17.12.11

   

 
   


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